Tiroler unter Druck – Wie viel Italien verträgt unsere Seele?

Denn obwohl unsere Rechte durch das Autonomiestatut formal abgesichert sind, spüren wir im Alltag, in den Medien, in der Gesellschaft und zunehmend auch im Sport und in der Unterhaltungswelt einen schleichenden Druck: uns zu assimilieren, uns „italienisch“ zu geben, um nicht anzuecken – oder schlimmer noch – um nicht ins Visier der öffentlichen Meinung zu geraten.
Zwischen Überzeugung und Opportunismus
Immer öfter erleben wir es, dass sich bekannte Persönlichkeiten aus Südtirol – aus der Welt des Sports, der Kunst, der sozialen Netzwerke – demonstrativ zu Italien bekennen. Es ist ihr gutes Recht, ihre persönliche Meinung zu äußern. Doch wir müssen uns fragen: Wie viele tun es aus Überzeugung? Und wie viele tun es aus Angst? Angst vor medialem Druck. Angst vor einem „Shitstorm“, der aus den Staatsmedien auf sie niederprasselt, wenn sie ein Wort zu viel über Tirol oder unsere gewachsenen kulturellen Wurzeln sagen.
Die unsichtbare Gefahr der Anpassung
Diese Entwicklung ist gefährlich. Nicht, weil sich jemand zu einem Staat bekennt – sondern weil dahinter oft ein Klima der Einschüchterung steckt, das die freie Meinungsäußerung in eine Richtung lenkt. Wer sich heute klar zu Südtirols Eigenständigkeit bekennt, wer das Tiroler Erbe nicht nur folkloristisch, sondern politisch und kulturell ernst nimmt, wird allzu oft als rückständig, als ewiggestrig, als „Unruhestifter“ abgetan. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Wer seine Herkunft achtet, der achtet auch sich selbst.
Wenn das kollektive Bewusstsein schwindet
Die große Gefahr liegt darin, dass durch diese vermeintliche Anpassung – diesen vorauseilenden Gehorsam – ein kollektives Bewusstsein verloren geht. Das Bewusstsein, dass wir Tiroler sind. Keine „italienischen Südtiroler“, keine nützlichen Minderheiten im Dienst eines Staates, der jahrzehntelang versucht hat, unsere Sprache, unsere Kultur und unsere Identität zu unterdrücken. Wir sind keine Dekoration in einem multikulturellen Schaufenster – wir sind ein eigenständiges Volk mit jahrhundertealten Wurzeln, mit eigener Sprache, Geschichte und Mentalität.
Die Verantwortung der öffentlichen Stimmen
Jene, die heute in der Öffentlichkeit stehen, tragen Verantwortung. Denn was sie sagen – oder verschweigen – hat Einfluss auf ein junges Publikum, das Orientierung sucht. Wer sich aus Angst vor Repression dem Zeitgeist beugt, bestärkt das System, das diese Angst erzeugt. Und wer sich öffentlich für eine kulturelle Assimilation ausspricht, ohne die historischen und gesellschaftlichen Realitäten zu reflektieren, der hilft ungewollt mit, das Tiroler Selbstbewusstsein Stück für Stück zu untergraben.
Unsere Identität ist keine Folklore
Die kulturelle Identität einer Volksgruppe ist kein sentimentales Accessoire, das man sich nach Lust und Laune anlegt. Sie ist die Seele eines Volkes. Und wenn wir diese Seele preisgeben, verlieren wir nicht nur unsere Sprache oder unsere Bräuche – wir verlieren uns selbst.
Ein Appell zum Rückgrat
Darum richten wir heute einen Appell an alle, die in der Öffentlichkeit stehen, ob auf der Bühne, im Stadion oder im Netz: Nehmt eure Verantwortung ernst. Sprecht mit Bedacht, aber auch mit Rückgrat. Lasst euch nicht einschüchtern von jenen, die eure Stimme fürchten – denn eure Stimme zählt. Und sie wird gebraucht.
Zum Schluss: Eine Wahrheit, die bleibt
Denn so wie ein Bock, der im Kuhstall geboren wird, trotzdem ein Bock bleibt, so bleibt auch ein Tiroler ein Tiroler – egal, in welchem Staatsgebilde er geboren wurde.






