Wirtschaft gegen Natur? Protest gegen geplante Rodung in Brixen

Drei Leerstände – eine Lösung?
Die Initiative „Team Auwald“ rund um Franz Pattis fordert: Die Firma Progress soll endlich bestehende Leerstände nutzen, statt Natur zu zerstören. Seit über zehn Jahren liegen in der Industriezone südlich von Brixen drei große Flächen brach – darunter das Gelände der ehemaligen Firma Holz-Magagna, ein riesiger Parkplatz vor Alupress sowie das ehemalige Ziggler-Areal, das bereits im Besitz von Progress ist.
Besonders das Ex-Holz-Magagna-Gelände wird von Umweltschützern als idealer Alternativstandort hervorgehoben. Es ist bereits vollständig erschlossen, wurde 2022 sogar als möglicher Innovationscampus gehandelt – bis sich das Projekt zerschlug. Auch das Areal vor Alupress, früher im Besitz der Firma Corradi Legnami, wäre laut Team Auwald bestens geeignet. Und auf dem firmeneigenen Ziggler-Gelände sei laut Pattis ohnehin genug Platz für ein neues Produktionsgebäude.
Auwald: Hotspot der Artenvielfalt
Was auf dem Spiel steht, ist ein einzigartiges Ökosystem: Der Auwald in der Industriezone ist Heimat von 64 Brutvogelarten, darunter sieben gefährdete Arten der Roten Liste. Dennoch liegt beim Land Südtirol bereits der dritte Antrag zur Bauleitplanänderung vor – trotz massiver Kritik aus Bevölkerung und Umweltschutz.
Zudem widerspricht das Vorhaben aus Sicht der Kritiker den Zielen des neuen Gemeindeentwicklungsprogramms (GEP), das die Wiederverwertung von Leerständen und den Schutz unberührter Natur vorsieht. Auch laut Klimaplan Südtirol soll bis 2040 keine zusätzliche Bodenversiegelung mehr erfolgen – ein Ziel, das in Brixen zuletzt verfehlt wurde: Mit sechs Hektar neu versiegelter Fläche war die Stadt 2022/23 Spitzenreiter in ganz Südtirol.
Renaturierung oder Mogelpackung?
Als Ausgleichsmaßnahme hat Progress eine Obstplantage im Süden von Milland erworben, die renaturiert werden soll. Doch Kritiker befürchten, dass sich die stark pestizidbelastete Fläche mit Mülldeponie-Altlasten kaum in ein funktionierendes Biotop umwandeln lässt.
Die Lösung laut Team Auwald: Das Land Südtirol soll den Auwald ankaufen – finanziert mit dem im Oktober 2024 geschaffenen Umweltfonds. Die Kriterien für einen solchen Ankauf seien erfüllt: Es handle sich um einen geschützten Lebensraum nach EU-Richtlinien, der zahlreiche seltene Tierarten beherberge.
„Einlenken wäre Win-Win für Natur und Wirtschaft“
Franz Pattis ist überzeugt: „Wenn alle Beteiligten guten Willen zeigen, ist eine Lösung möglich, von der sowohl die Natur als auch die Wirtschaft profitieren.“ Das Einlenken von Progress und die Bereitschaft des Landes, ein Umdenken finanziell zu unterstützen, könne den Auwald retten – und trotzdem den Wirtschaftsstandort Brixen stärken.
Die Forderung ist klar: Kein Quadratmeter mehr Natur soll der Zerstörung geopfert werden, wenn Alternativen längst vorhanden sind.






