von red 17.07.2025 14:00 Uhr

Der Doyen der österreichischen Germanistik – Zum Tod von Alfred Doppler

Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Alfred Doppler, ein prägender Gelehrter der österreichischen Literaturwissenschaft, starb am 9. Juni 2025 kurz vor seinem 104. Geburtstag. Über viele Jahrzehnte prägte er das Institut für Germanistik an der Universität Innsbruck durch seine leidenschaftliche Lehrtätigkeit und seine intensive Forschung.

Alfred Doppler (Quelle: Kristin Jenny/Literaturhaus am Inn)

Besonders bekannt war sein Engagement für die österreichische Literatur sowie seine bedeutenden Beiträge zur Trakl- und Stifter-Forschung, die er auch im hohen Alter mit wachem Geist fortführte.  Doppler war nicht nur ein brillanter Wissenschaftler, sondern auch ein außergewöhnlicher Lehrer, der seine Vorlesungen wie Inszenierungen gestaltete und dabei stets die Literatur selbst in den Mittelpunkt stellte.

Früh setzte er sich für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Literatur ein, holte junge Autorinnen wie Elfriede Jelinek nach Innsbruck und initiierte die Poetik-Vorlesungen. Seine Forschungen und Publikationen fanden national wie international große Anerkennung, zahlreiche Auszeichnungen – darunter ein Ehrendoktorat – würdigten sein Lebenswerk.

In seinen letzten Lebensjahren blieb der Jahrhundertgermanist ein scharfer Beobachter gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen. Sein Verständnis von Bildung war umfassend: Literatur sollte nicht nur analysiert, sondern als Spiegel menschlicher Existenz und moralischer Fragen verstanden werden. Wer bei ihm studierte, wurde nicht nur in die Literatur eingeführt, sondern auch in eine ganzheitliche, anspruchsvolle Form geistiger Auseinandersetzung – ein echtes Studium Generale.

Andreas Raffeiner

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