Air-India-Katastrophe: Ermittler vermuten bewusstes Handeln im Cockpit

Rätselhafte Cockpit-Handlungen vor dem Absturz
Laut einem Bericht des renommierten „Wall Street Journal“ sollen erste Auswertungen des Flugschreibers Hinweise darauf geben, dass der Kapitän im Cockpit die beiden Treibstoffschalter deaktivierte – mit fatalen Folgen. Die Abschaltung erfolgte demnach nacheinander im Abstand von einer Sekunde. Co-Pilot Clive Kunder (32) soll laut US-Ermittlern entsetzt reagiert haben und geriet zunehmend in Panik. Kapitän Sumeet Sabharwal (56) hingegen blieb ruhig und bestritt, die Schalter betätigt zu haben.
Zehn Sekunden später wurden die Schalter zwar wieder aktiviert – doch da war es zu spät: Die Triebwerke verloren den Schub, die Boeing 787-8 stürzte kurz darauf ab. Von den 261 Insassen überlebte nur eine Person. Für die übrigen 260 kam jede Hilfe zu spät.
Vorsatz oder technisches Versagen?
Ein erster Bericht der indischen Luftfahrtbehörde fasste den Cockpit-Dialog zusammen, nannte jedoch nicht, welcher der beiden Piloten welche Aussagen tätigte. Wie BILD berichtet sprechen Experten wie Ben Berman, ehemaliger Ermittler des US-Verkehrssicherheitsamts NTSB, von einer möglichen absichtlichen Handlung: „Das sequentielle Abschalten beider Schalter mit kurzem Abstand spricht für eine bewusste Entscheidung.“
Ein technischer Defekt sei nach bisherigen Informationen nicht erkennbar gewesen – der Start verlief routinemäßig. Dennoch warnt Air India vor voreiligen Schlüssen: CEO Campbell Wilson betonte, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Auch das indische Luftfahrtministerium kritisierte den Bericht als einseitig, äußerte sich jedoch nicht zu den konkreten Vorwürfen.
Zwei Piloten, zwei Charaktere
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen nun auch die Persönlichkeiten der beiden Piloten. Kapitän Sumeet Sabharwal galt als disziplinierter und ernster Routinier mit über 30 Jahren Erfahrung. Privat kümmerte er sich liebevoll um seinen pflegebedürftigen Vater.
Co-Pilot Clive Kunder hingegen war der aufstrebende Hoffnungsträger: In den USA ausgebildet, technikaffin, lebensfroh – mit einer Vorliebe für E-Sports und Superhelden. Seit 2017 flog er für Air India.
Forderungen nach rechtlicher Aufarbeitung
Da ein bewusstes Handeln im Raum steht, fordern US-Ermittler inzwischen auch eine strafrechtliche Untersuchung. In den USA wäre ein solcher Schritt bei entsprechendem Verdacht Standard. Ob es in Indien dazu kommt, bleibt abzuwarten.
Die Wahrheit über den Absturz der Air-India-Maschine liegt möglicherweise in wenigen Minuten Cockpit-Aufzeichnung. Die Auswertung dieser Daten wird nun mit höchster Priorität fortgesetzt – und soll klären, ob ein tragisches Versehen oder ein dramatischer Entschluss zum Unglück führte.






