Mit 17 hinterm LKW-Lenkrad: Neue Chancen für Jugendliche

In Nordtirol stößt die Maßnahme auf breite Zustimmung: Wirtschaft und Fahrschulen sehen darin eine Chance, dem akuten Fahrermangel entgegenzuwirken und gleichzeitig die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen. Mit dem L17-LKW-Führerschein dürfen Jugendliche bereits ab 17 Jahren ein Jahr lang begleitet LKW fahren, bevor sie mit 18 selbstständig unterwegs sein dürfen. Möglich wird das durch eine kontrollierte, stufenweise Ausbildung unter Aufsicht erfahrener LKW-Lenker.

„Viele junge Menschen arbeiten mit 17 bereits verantwortungsvoll in der Produktion oder im Pflegebereich. Warum also nicht auch kontrolliert LKW fahren lassen?“, argumentiert Barbara Thaler, Präsidentin der Wirtschaftskammer Tirol. Die Maßnahme sei nicht nur sinnvoll, sondern auch längst überfällig, um Jugendliche für einen krisensicheren, systemrelevanten Beruf zu begeistern.

Der Fahrermangel ist längst kein branchenspezifisches Problem mehr, sondern bedroht die regionale Versorgung: Von Lebensmitteltransporten über Baustellenlogistik bis zu Lieferketten im Gewerbe – überall fehlen Fahrer.

Ulf Schmid, Obmann der Fachgruppe Güterbeförderung, sieht das neue Modell als „Chance für eine ganze Generation“. Wer früh Einblick in die Praxis bekommt, entdecke oft erst dann das Potenzial und die Vielseitigkeit des Berufs. „Der LKW-Beruf bietet mehr, als viele glauben – und hat definitiv Zukunft.“

Kritische Stimmen, die ein erhöhtes Risiko durch junge Lenker befürchten, hält man in Nordtirol für nicht haltbar. Ganz im Gegenteil: Die bisherigen Erfahrungen mit dem L17-Führerschein im PKW-Bereich sprechen eine deutliche Sprache. Seit Einführung 1999 ist die Zahl der Unfälle mit jungen Fahrern um rund 63 Prozent gesunken.

„Das belegt: Wer früh unter Aufsicht übt, fährt sicherer“, so Hannes Sappl, Sprecher der Tiroler Fahrschulen. „Das L17-Modell funktioniert – und es wird auch im LKW-Bereich wirken.“

Der neue L17-LKW-Führerschein ist nicht nur eine bildungspolitische Maßnahme, sondern ein strategischer Schritt, um dem strukturellen Fahrermangel langfristig entgegenzuwirken. Tirol zeigt damit erneut: Innovation und Versorgungssicherheit schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil: Sie fahren künftig im selben LKW mit.