Familienberatungen in Südtirol: Wer nutzt sie und warum?

Im Jahr 2024 haben sich insgesamt 10.789 Personen an die 15 Familienberatungsstellen im Land gewendet. Das sind mehr als 2023, als es noch 10.593 Personen waren. Die meisten Nutzer sind Erwachsene über 18 Jahre (89,1 Prozent). Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren machen 6,5 Prozent aus, während Kinder bis zwölf Jahre 4,5 Prozent der Nutzer stellen.
Frauen nutzen das Angebot häufiger
Weil die Beratungsstellen vor allem Gesundheitsvorsorge für Frauen anbieten, sind Nutzerinnen in der Mehrheit: 76,8 Prozent sind weiblich, Männer bilden mit 23,2 Prozent die Minderheit. Insgesamt werden 2024 9.639 Einzelpersonen, Paare oder Familien betreut. Davon sind 39,8 Prozent neue Kontakte. Den größten Anteil bilden Einzelpersonen mit 87,4 Prozent, Familien machen 7,3 Prozent und Paare 5,3 Prozent aus.
Nutzung hauptsächlich in Bozen und Meran
Die Familienberatungsstellen sind über ganz Südtirol verteilt, die meisten Nutzer besuchen jedoch die Beratungsstellen in den Städten. So besuchen 52,8 Prozent der Nutzer die fünf Einrichtungen in Bozen, gefolgt von Meran mit 30,4 Prozent bei drei Einrichtungen.
Von den Nutzern besitzen 92,9 Prozent die italienische Staatsbürgerschaft. Weitere 2,5 Prozent stammen aus anderen Ländern der EU und 4,6 Prozent kommen von außerhalb der Europäischen Union. Sprachlich überwiegt Italienisch mit 51,6 Prozent, Deutsch sprechen 43,0 Prozent, Ladinisch 0,3 Prozent und andere Sprachen 5,1 Prozent. In einigen Stellen helfen deshalb auch Kulturvermittler bei der Beratung.
Gesundheitliche Vorsorge für Frauen im Fokus
Die Familienberatungsstellen bieten vor allem medizinische Grundversorgung und Vorsorge an, insbesondere für Frauen. Von den insgesamt 6.635 Gesundheitsleistungen entfallen 37,9 Prozent auf gynäkologische Untersuchungen und 19,1 Prozent auf Krebsvorsorgeuntersuchungen (Pap-Tests). Die Zahl der Schwangerschaftskontrollen sinkt um 13,5 Prozent, ebenso gehen die Brustuntersuchungen zurück (von 717 auf 646). Beratungen zur Empfängnisverhütung bleiben stabil, während Gespräche über freiwillige Schwangerschaftsabbrüche von 86 auf 51 Fälle deutlich zurückgehen.
Weniger psychologische Beratung, dafür mehr Krisengespräche
Die psychologisch-pädagogischen Beratungen für Einzelpersonen gehen 2024 zurück, steigen aber bei bestimmten Themen. Besonders häufige Themen sind Trennungen, Ängste und Phobien (41,6 Prozent). Zunehmend suchen Menschen Hilfe bei Lebens- und Identitätskrisen sowie bei Stress und Überforderung. Dagegen sinkt die Zahl der Beratungen wegen Depressionen um 11,6 Prozent. Bei Paaren sind Kommunikationsprobleme (37,9 Prozent) und Trennungen (20,7 Prozent) häufige Gründe. Beratungen wegen sexueller Probleme gehen von 204 auf 145 Fälle zurück.
Mehr Familien suchen Hilfe bei Erziehungsfragen
Insgesamt gibt es 6.672 psychologisch-pädagogische Beratungen zu familiären Problemen. Erziehungsprobleme zwischen Eltern und Kindern sind dabei mit 47,9 Prozent der häufigste Grund, gefolgt von anderen psychologischen Schwierigkeiten (29,4 Prozent). Auffällig ist der Anstieg von Beratungen wegen Problemen im Sozialverhalten (von 698 auf 968 Fälle).
Beratung durch Experten verschiedener Berufsgruppen
Die Familienberatungsstellen bieten wohnortnahe multidisziplinäre Hilfe an, darunter Gynäkologie, Psychologie, Sozialarbeit und Pflege. Eingeführt wurden sie in Südtirol bereits 1979 durch ein eigenes Landesgesetz.






