von ih 13.07.2025 07:13 Uhr

Südtirols Medizin muss näher zu den Menschen

Die medizinische Versorgung muss auch in Zukunft für alle zugänglich und flächendeckend gewährleistet sein – das war die zentrale Botschaft des heurigen Sommergesprächs zwischen dem Landesbäuerinnenrat und Gesundheitslandesrat Hubert Messner. Auf dem Weingut Ebnerhof in Atzwang diskutierten die Teilnehmer über Herausforderungen, aber auch neue Lösungsansätze für das Südtiroler Gesundheitswesen.

Landesbäuerin Antonia Egger lud Landesrat Hubert Messner zum traditionellen SBO-Sommergespräch. - Foto: SBO.

Medizinische Betreuung auch in den Dörfern

„Wir brauchen eine wohnortnahe Versorgung – auch in den Dörfern“, betonte Landesbäuerin Antonia Egger. Lange Wartezeiten, unzureichende Koordination und Sprachbarrieren erschweren vielerorts den Zugang zur medizinischen Betreuung. Eine Zweiklassenmedizin dürfe es nicht geben, forderte Egger.

Landesrat Hubert Messner zeigte sich offen für die Anliegen und stellte neue Strukturen in Aussicht. Zehn sogenannte Gemeinschaftshäuser entstehen derzeit im Land als moderne Weiterentwicklung der Gesundheitssprengel. Sie sollen eine tägliche ambulante Versorgung – auch an Wochenenden – ermöglichen. Besonders ältere Menschen und Patienten mit chronischen Erkrankungen sollen dort wohnortnah betreut werden.

Gleichzeitig appellierte Messner an die Eigenverantwortung: „50 Prozent unserer Gesundheit hängen vom Lebensstil ab. Prävention, Regeneration und Vorsorge-Screenings sind daher entscheidend.“

Arbeitszeitmodelle im Wandel

Ein weiteres zentrales Thema war der Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich. Der hohe Frauenanteil von 75 Prozent in Gesundheitsberufen stelle neue Anforderungen an Arbeitszeiten und Familienfreundlichkeit, erklärte Messner.

Als Maßnahme nannte er die Reduktion der Wochenarbeitszeit für nicht-ärztliches Personal von 38 auf 36 Stunden – bei vollem Gehalt und der Möglichkeit zu Zusatzstunden. „Wir müssen attraktivere Rahmenbedingungen schaffen“, so der Landesrat.

Kooperation statt Doppelgleisigkeit

Messner verfolgt eine klare Vision: „Ein Krankenhaus, sieben Standorte“ – damit soll die Zusammenarbeit zwischen den Krankenhäusern und Fachabteilungen verbessert und Doppelstrukturen abgebaut werden.

Für die Phase zwischen Krankenhausentlassung und Pflege zu Hause kündigte er sogenannte Intermediär- und Übergangsbetten an. Diese sollen über wohnortnahe Einsatzzentralen koordiniert werden und Familien in Übergangsphasen entlasten.

Digitalisierung und Gendermedizin im Fokus

Der Ausbau der digitalen Infrastruktur ist für Messner ebenfalls entscheidend. Mit der elektronischen Gesundheitskarte sollen künftig alle persönlichen Gesundheitsdaten sicher zugänglich sein – natürlich nur mit Zustimmung der Patienten.

Auch das Thema Frauengesundheit kam zur Sprache. Die Bezirksbäuerin aus dem Vinschgau, Elisabeth Tappeiner, forderte mehr Sensibilität in der medizinischen Forschung. Messner verwies auf den neuen Landesstrategieplan zur Gendermedizin, der unter anderem geschlechtsspezifische Wirkungen von Medikamenten berücksichtigt.

Soziale Landwirtschaft als Chance

Abschließend wurde über soziale Landwirtschaft und tiergestützte Therapie diskutiert. Landesrat Messner sieht darin Potenzial – sofern Ausbildung, Autorisierung und Bedarf gegeben sind.

Das Fazit der Veranstaltung fiel positiv aus. „Der Austausch war wichtig. Nur durch Gespräche können wir Dinge verstehen und gemeinsam Lösungen entwickeln“, so Landesbäuerin Egger. Das Gesundheitswesen steht vor großen Aufgaben – doch mit Transparenz, Dialog und neuen Ansätzen kann die Versorgung der Zukunft gelingen.

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