Südtiroler zahlen – Touristen genießen

Wer etwa als Familie aus Meran einen Ausflug auf die Brixner Plose machen und danach im beliebten Spaß- und Erlebnisbad Acquarena entspannen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Touristen hingegen, die lediglich eine Nacht in einer Partnerunterkunft verbringen, genießen mit Gästekarten kostenlose Busfahrten, Gondelfahrten und Schwimmbadbesuche.
Und die Südtiroler? Die zahlen. Und zahlen. Und zahlen.
Ein fragwürdiges Ungleichgewicht
Ein einfaches Rechenbeispiel zeigt das Dilemma:
– Bus Meran – Brixen – Plose: ca. 12 Euro
– Plose-Gondel: 2 Erwachsene à 27 Euro + 2 Kinder à 22 Euro = 98 Euro
– Eintritt Acquarena: 2 Erwachsene à 15 Euro + 2 Kinder à 7,50 Euro = 45 Euro
Gesamtkosten: rund 155 Euro für eine vierköpfige Südtiroler Familie.
Eine vierköpfige Touristenfamilie aus Mailand oder Hamburg hingegen, die für etwa 50 Euro pro Nacht auf einem Campingplatz nächtigt, erhält dieselben Leistungen ohne Mehrkosten: Bus, Gondel, Schwimmbad – alles inklusive. Oft kommen noch Rabatte und freie Eintritte in Museen obendrauf.
Dieses Ungleichgewicht zieht sich durch ganz Südtirol: Ob im Vinschgau, im Pustertal oder rund um Bozen – fast überall profitieren Gäste von solchen Vorteilen, während die einheimische Bevölkerung das Nachsehen hat. Und das, obwohl es die Südtiroler sind, die mit ihrer Arbeit, ihren Steuern und ihrer Gastfreundschaft dieses System überhaupt erst möglich machen.
Südtirol – ein Land, das seine eigenen Leute vergisst?
Man muss sich schon fragen, welchen Stellenwert die einheimische Bevölkerung im eigenen Land noch hat. Während Touristen mit offenen Armen empfangen und mit Gratisleistungen verwöhnt werden, zahlen jene, die hier leben, Steuern entrichten und das kulturelle Erbe bewahren, oftmals den vollen Preis – ohne jeden Ausgleich und ohne spürbare Wertschätzung.
Natürlich lebt Südtirol vom Tourismus. Doch wenn der Alltag für die eigene Bevölkerung zur finanziellen Hürde wird, läuft etwas schief. Es geht nicht darum, Gästen etwas zu missgönnen – sondern darum, den Einheimischen nicht das Gefühl zu geben, sie seien im eigenen Land Gäste zweiter Klasse.
UT24 hat bereits mehrfach auf diese Schieflage hingewiesen. In unserem Beitrag „Der Berg gehört den Reichen – und den Gästen“ haben wir kritisch beleuchtet, wie immer mehr Freizeitangebote für viele Einheimische unbezahlbar werden. Auch unser Vergleich „Tourismus in Bayern und Südtirol: Ein Vergleich“ zeigt auf, dass andere Regionen längst bessere Wege gefunden haben, Einheimische und Gäste fair zu behandeln.
Der absurde Spartipp: Werdet Touristen im eigenen Land!
Für all jene Einheimischen, die sich diesen Umstand nicht länger gefallen lassen wollen, hier ein provokativer Spartipp von UT24: Parkt euer Auto einfach auf einem Campingplatz. Dort zahlt ihr – etwa im Eisacktal – für einen Stellplatz aktuell rund 50 Euro pro Tag (Hochsaison inkl. Ortstaxe, zwei Erwachsene und zwei Kinder) und erhaltet dafür die volle Gästekarte.
Das bedeutet:
– Kostenlos Bus fahren (nach Brixen, zur Plose, zur Acquarena)
– Kostenlos die Gondel nutzen
– Kostenlos ins Schwimmbad
– Rabatte, freie Eintritte in Museen usw.
Unterm Strich spart man sich so über 100 Euro im Vergleich zum ehrlichen Bezahlen aller Leistungen – wie es die oben erwähnte Familie aus Meran tun müsste.
Ein Hohn? Ja. Legal? Auch ja.
Ein absurder Umstand, der zum Nachdenken anregen sollte. Vielleicht wäre es an der Zeit, auch für Südtiroler eigene Angebote und Vergünstigungen zu schaffen – ohne Umwege und ohne Mogelpackung.
Bis dahin bleibt nur zu hoffen, dass die Verantwortlichen nicht vergessen, wer dieses Land Tag für Tag trägt: seine eigenen Leute.






