„Ohne Kopftuch keine Chance“ – Wie der politische Islam Schulen unterwandert

Ein aufrüttelndes Interview mit Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Wien, sorgt für Schlagzeilen: Der islamische Religionsunterricht sei längst kein Ort unabhängiger Bildung mehr – sondern werde systematisch von islamistischen Verbänden dominiert. Im Gespräch mit dem Exxpress zeichnet Aslan das Bild eines Bildungssystems, das durch politischen Druck, ideologische Kontrolle und Angst vor Kritik in Geiselhaft genommen wurde.
Kopftuchpflicht und ideologische Auslese
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ist seit 1982 für den islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen zuständig – samt Personalentscheidungen. Doch laut Aslan spielt dabei nicht die pädagogische Qualifikation die Hauptrolle, sondern die ideologische Linientreue: Bewerberinnen ohne Kopftuch hätten de facto keine Chance, angestellt zu werden. Lehrerinnen, die sich für eine liberalere Auslegung des Islam entscheiden oder den Hijab ablegen, würden systematisch diskriminiert.
Verantwortlich dafür seien mächtige islamische Verbände wie ATIB oder Millî Görüş – beide mit direktem Draht zur Türkei. Der Präsident der IGGÖ, Ümit Vural, ist laut der Dokumentationsstelle Politischer Islam selbst Mitglied bei Millî Görüş, einer Organisation, die vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet wird. Der Einfluss dieser Verbände reicht bis in die Personalpolitik des Unterrichts: Wer nicht aus den „richtigen Kreisen“ stammt, wird aussortiert – unabhängig von fachlicher Qualifikation.
Der Staat sieht weg – und gefährdet damit Generationen
Aslan wirft dem österreichischen Staat vor, sich aus Bequemlichkeit aus der Verantwortung zu stehlen. Man wolle sich den Aufwand einer konsequenten Kontrolle sparen – und lasse so zu, dass eine ganze Generation in einem von außen gesteuerten System unterrichtet werde. Das Ergebnis: Ein Großteil der islamischen Religionslehrer sei gar nicht in der Lage, einen pluralistischen, europäisch geprägten Unterricht zu leisten. Nur etwa 30 Prozent würden überhaupt versuchen, den Kindern Werte zu vermitteln, die mit einem demokratischen Rechtsstaat vereinbar sind.
Noch alarmierender ist, dass viele Lehrer ihre Ausbildung im Ausland absolviert haben – teilweise in islamistisch geprägten Institutionen. Laut einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ wurde etwa ein Drittel der Islam-Lehrkräfte an Bundesschulen nicht in Österreich ausgebildet.
Politische Verstrickungen: Die SPÖ und der politische Islam
Aslan spart auch nicht mit Kritik an der Wiener Stadtpolitik. Die SPÖ, so sein Vorwurf, „hofiere“ den politischen Islam, um Stimmen in migrantisch geprägten Bezirken zu gewinnen. Der Bürgermeister von Wien, Michael Ludwig, lud beim Ramadan-Fastenbrechen 2025 mehrere AKP-nahe türkische Bürgermeister ins Rathaus ein – begleitet von einer SPÖ-Gemeinderätin mit enger Verbindung zur Erdogan-Partei. Diese habe laut Medienberichten sogar Hamas-verherrlichende Inhalte geteilt.
„Wenn ein türkischer Staatsanwalt in Wien im Wahlkampf für die SPÖ auf Hausbesuche geht, ist das ein Skandal“, sagt Aslan. In einem solchen Umfeld seien aus dem Ausland gesteuerte Religionslehrer nur die Spitze des Eisbergs.
Wissenschaft unter Druck – eine Angstkultur greift um sich
Wie tief der Einfluss der Verbände reicht, zeigt sich auch in der Forschung: Eine Studentin Aslans, die eine Dissertation zum Thema Religionsunterricht verfasste, konnte ihre Arbeit nicht veröffentlichen. Die IGGÖ übte Druck aus, Schuldirektoren verweigerten Gespräche, das Umfeld wurde feindlich. „Wir haben Angst. Die Universität hat Angst“, sagt Aslan. Wer kritisch forscht, verliere seine berufliche Zukunft.
Das Fazit des Professors: Die islamische Glaubensgemeinschaft sei kein neutraler Partner des Staates mehr – sondern agiere als verlängerter Arm ideologischer Bewegungen. Die Leidtragenden seien Kinder, Eltern, Lehrerinnen – und letztlich eine ganze Gesellschaft, die die Augen vor der Realität verschließe.






