von gk 09.07.2025 16:19 Uhr

„Turbo-Deutsche“: Einbürgerung für die Kriminalstatistik

2024 wurden in Rekordtempo 291.955 Ausländer eingebürgert. Auf den ersten Blick sinkt damit die Zuwanderer-Kriminalität drastisch – doch nur, weil die frisch Eingebürgerten plötzlich als „Deutsche“ geführt werden. Ein Meinungsstück über politisches Schönrechnen, mediale Heuchelei und die Frage, wem der deutsche Pass eigentlich nützt.

Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik haben so viele Menschen in einem Jahr den deutschen Pass erhalten wie 2024. Fast 292.000 Ausländer wurden eingebürgert – ein Zuwachs von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig: Der größte Anteil entfällt auf Syrer, gefolgt von Türken, Irakern, Afghanen und Russen. Allein aus Syrien wurden über 83.000 Menschen zu Deutschen – viele davon im Rekordtempo.

Denn mit dem neuen Staatsbürgerschaftsgesetz, das seit Mitte 2024 gilt, reicht ein fünfjähriger Aufenthalt aus, bei „besonderer Integrationsleistung“ sogar nur drei Jahre. Dazu kommt: Der alte Pass darf behalten werden. Diese erleichterte Einbürgerungspolitik wird von der Bundesregierung als Meilenstein der Integration gefeiert. Doch sie hat eine Nebenwirkung, über die kaum jemand spricht – und die erhebliche Auswirkungen auf die politische Debatte hat.

Wenn aus Syrern „Deutsche“ werden – und aus Tatverdächtigen statistische Geister

Mit dem neuen Pass wird ein Mensch nicht nur „deutscher Staatsbürger“ – er verschwindet auch aus der Zuwanderer-Kriminalstatistik. Wer als Syrer mit einer überdurchschnittlich hohen Tatverdächtigenquote von über 1.700 pro 100.000 Personen erfasst wurde, erscheint nach der Einbürgerung schlicht nicht mehr in dieser Kategorie. Die Zahlen sinken – aber nicht, weil weniger passiert, sondern weil die Täter anders gezählt werden. Statistisch wird aus einem syrischen Tatverdächtigen ein deutscher. Das lässt die Zuwanderer-Kriminalität auf dem Papier sinken, ohne dass sich in der Realität irgendetwas verändert hätte.

Die Folge: Eine scheinbar positive Entwicklung, die politische Schlagzeilen erzeugt – aber ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit hinterlässt. Denn wer glaubt, mit dem Pass ändere sich automatisch auch das Verhalten oder die Einstellung eines Menschen, der irrt. Ein Stück Papier kann weder Sozialisation noch Loyalität ersetzen – erst recht nicht in drei Jahren.

Einbürgerung als politisches Feigenblatt

Dass gleichzeitig der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte massiv eingeschränkt wurde, wirkt beinahe zynisch. Ein Staatsbürger soll werden, wer sich integriert. Vollends. Integration funktioniert nicht im Schnellverfahren, sondern braucht Absicht, Willen, Stabilität, Verbindlichkeit – und auch Zeit. Eine Einbürgerung sollte das Ergebnis eines gelungenen Integrationsprozesses sein, nicht dessen Anfang.

Doch die aktuelle Politik scheint vor allem ein Ziel zu verfolgen: saubere Statistiken, positive Zahlen und mediale Erfolgsmeldungen. Dass die Wirklichkeit damit nicht übereinstimmt, wird billigend in Kauf genommen. Wer Kritik übt, wird rasch in die eine Ecke gestellt – obwohl es hier um etwas Grundsätzliches geht: um Ehrlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und das Vertrauen der Bevölkerung.

Ein deutscher Pass macht noch keinen Deutschen

Was bleibt, wenn Bürger das Gefühl haben, dass ihnen eine heile Welt vorgegaukelt wird, während sich überall die Probleme häufen? Wenn Menschen – vor allem Frauen und Mädchen – in diesem Land nicht mehr sicher sind? Der Vertrauensverlust gegenüber Politik und Institutionen und der ist gefährlicher als jede Zahl in einer Statistik.

Deutschland – und ganz Europa – braucht keine beschönigten Zahlen, sondern eine nüchterne, faktenbasierte Migrationspolitik. Einbürgerung ist ein hohes Gut – und sie muss es auch bleiben. Wer sie zur politisch motivierten Imagepflege degradiert, verspielt nicht nur die Wirkung der Staatsbürgerschaft, sondern auch das Vertrauen in ihre Bedeutung. Ein Pass ist kein Persilschein.

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