Integration braucht Grenzen – und endlich Rückgrat

Bereits Mitte April hatte die Arbeitsgruppe auf Einladung der SVP-Ortsgruppe Gries ein erstes Zwischenergebnis präsentiert. Die Richtung war klar – und sie war überfällig: Deutschsprachige Kinder sollen in Kindergarten und Schule Vorrang erhalten, selbst wenn sie nicht im unmittelbaren Einzugsgebiet wohnen.
Ein weiterer zentraler Punkt: Neu zugezogene Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse sollen nicht sofort in Regelklassen unterrichtet werden, sondern zunächst in sogenannten Orientierungsklassen sprachlich vorbereitet werden. Nach dem Prinzip: „Vorbereitung statt Überforderung“. Ein Modell, das sich nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis als zielführend erwiesen hat – und das in Deutschland derzeit von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) öffentlich gefordert und unterstützt wird.
Die Realität in unseren Schulen – kein Platz mehr für Ideologie
Die Arbeitsgruppe der SVP hat ebenfalls ein Instrument vorgeschlagen, das in ganz Europa längst zur ernsthaften Debatte gehört: Eine Obergrenze für den Anteil nicht-deutschsprachiger Kinder in Schulklassen. Ziel: höchstens 40 Prozent. Damit liegt man auf einer Linie mit Prien, die zuletzt sogar von einer Grenze zwischen 30 und 40 Prozent sprach – mit Rückendeckung vom Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, wie die Bild am 8. Juli berichtet hat.
Doch während andere Länder und die SVP-Arbeitsgruppe „Schule“ der Realität ins Auge blicken, stellt sich Südtirols Bildungslandesrat Philipp Achammer quer. In der Ausgabe der Neuen Südtiroler Tageszeitung vom 9. Juli verweigerte er erneut jede Debatte über Quoten und Orientierungsklassen. Seine Begründung: Er wolle keine „Experimente auf dem Rücken der Kinder“ machen.
Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Es ist sein Weg, der sich längst als ein riskanter Irrweg entpuppt hat. Unter dem Deckmantel angeblich inklusiver Modelle schickt Achammer deutschsprachige Kinder in Klassen, in denen sie zunehmend in der Minderheit sind – umgeben von Mitschülern, die weder über sprachliche noch kulturelle Grundkenntnisse verfügen. Das Resultat: ein gebremster Unterricht, gestresste Lehrer und Schüler, die abgehängt werden, noch bevor die Schulkarriere richtig begonnen hat. Sorgen der Eltern, mahnende Worte von Lehrern und Initiativen von engagierten Direktoren werden dabei von Achammer geflissentlich ignoriert.
Integration braucht Struktur – keine Illusion
Achammer verweist auf Studien der Universität Wien, die angeblich belegen, dass inklusive Modelle langfristig bessere Ergebnisse erzielen. Doch was in der Theorie vielleicht gut klingt, scheitert in der Praxis an der Realität unserer Klassenzimmer. Wenn kaum noch ein Kind im Klassenraum die Unterrichtssprache versteht, wird aus Integration Frustration. Die Folge: deutschsprachige Kinder verlieren den Anschluss und nicht-deutschsprachige Kinder werden isoliert, weil ihnen der sprachliche Zugang fehlt.
Sprache ist der Schlüssel zur Bildung. Wer Kinder ohne Deutschkenntnisse direkt in den regulären Unterricht setzt, nimmt ihnen diese Chance – und schadet damit am Ende allen.
Auch die Lehrkräfte geraten zunehmend unter Druck. Sie sind ausgebildet, um Mathematik, Biologie oder Geschichte zu unterrichten – nicht, um elementare Sprachförderung zu leisten. Dennoch bleiben sie oft allein mit der Aufgabe, sprachlich völlig unvorbereitete Kinder in ihre Klassen zu integrieren. Das ist weder professionell noch fair.
Verlässlichkeit statt Chaos – für Kinder, Eltern und Lehrer
Ein funktionierendes Bildungssystem braucht nicht mehr ideologische Luftschlösser, sondern klare Regeln und belastbare Strukturen:
- Lehrer sind keine Sozialarbeiter: Ihre Aufgabe ist Bildung, nicht grundlegende Sprachintegration. Diese Verantwortung muss professionell und vorgelagert – z. B. in Orientierungsklassen – organisiert werden.
- Kinder brauchen Ruhe zum Lernen: In überfrachteten, sprachlich zersplitterten Klassen entsteht kein stabiles Lernumfeld. Eine geregelte Durchmischung sichert den Lernerfolg.
- Ghettobildung durch Sprachballung verhindern: Wenn über 60 oder 70 Prozent der Kinder kaum Deutsch sprechen, wird Deutsch zur Fremdsprache im Klassenzimmer – mit fatalen Folgen.
- Bildung ist kein Experimentierfeld: Schule muss vor allem eines leisten: Bildung. Wer sie mit gut gemeinten, aber realitätsfernen Inklusionsfantasien überfrachtet, riskiert den Zusammenbruch.
- Verlässliche Schule für Eltern: Viele Familien ziehen bereits Konsequenzen und umgehen betroffene Schulen. Eine Quote schafft wieder Vertrauen und verhindert die soziale Abwärtsspirale.
Ein letzter Appell an die Vernunft
Wer wie Achammer mit erhobenem Zeigefinger von Inklusion spricht, aber gleichzeitig die Realität in Südtirols Schulen ignoriert, betreibt keine verantwortungsvolle Bildungspolitik – er betreibt Schönfärberei auf dem Rücken unserer Kinder. Während Eltern verzweifeln, Lehrer aufgeben und Schüler scheitern, hält er trotzig an Konzepten fest, die längst widerlegt sind.
Es braucht endlich Mut zur Wahrheit: Ein gerechtes und starkes Schulsystem braucht Struktur, Sprachkompetenz und klare Regeln – nicht mehr Ideologie. Die Obergrenze für nicht-deutschsprachige Kinder ist keine Ausgrenzung. Sie ist der dringend notwendige Rettungsring für ein Schulsystem, das kurz davor steht, unter der Last der Überforderung zu zerbrechen.
Und Achammer? Der klammert sich an ein Modell, das weder funktioniert noch Zukunft hat. Was er „keine Experimente“ nennt, ist längst ein gescheitertes Großexperiment – mit unseren Kindern als Versuchskaninchen.






