von ih 30.06.2025 16:47 Uhr

Plastikteile: Südtiroler Kläranlagen weisen Vorwürfe zurück

Ein ungewöhnliches Umweltphänomen an der italienischen Adriaküste sorgt seit Monaten für Rätselraten und Besorgnis bei Umweltschützern, Touristen und Fachleuten gleichermaßen. Tausende kleine schwarze Kunststoffscheiben werden regelmäßig an den Stränden angeschwemmt – die Herkunft bislang ungeklärt.

Solche schwarze Plastikteilchen werden derzeit tausendfach an der Adriaküste gefunden.

Was hinter den Plastikteilchen steckt

Die etwa münzgroßen Kunststoffteile bestehen aus einem speziellen Material, das in modernen Kläranlagen eingesetzt wird. Als sogenannte Trägermaterialien oder „Füllkörper“ bieten sie Mikroorganismen eine große Oberfläche, auf der Schadstoffe im Abwasser besonders effizient abgebaut werden können.

Das Verfahren, auch als „Schwebebettbiologie“ bekannt, wird vor allem in kompakten oder stark belasteten Kläranlagen genutzt – und findet nicht nur in der Abwasserreinigung, sondern auch in der Abluftbehandlung Anwendung.

Südtiroler Kläranlagen unter Verdacht

Schnell kam das Gerücht auf, die angeschwemmten Teilchen könnten aus Kläranlagen in Südtirol stammen – ein Verdacht, der sich trotz fehlender Beweise hartnäckig hielt. UT24 ging den Gerüchten nach und bat zwei Südtiroler Kläranlagenbetreiber um eine offizielle Stellungnahme.

ARA Pustertal: „Austritt ausgeschlossen“

Hannes Kirchler, Betriebsleiter der ARA Pustertal AG, zeigt sich überrascht über die Vorwürfe:

In den fünf Kläranlagen der ARA Pustertal AG werden keine derartigen Kunststoffteile eingesetzt, sodass ein Austritt aus unseren Anlagen ausgeschlossen werden kann.

Hannes Kirchler

Kirchler bestätigt zwar, dass solche Füllkörper grundsätzlich in der Abwassertechnik verbreitet sind – allerdings nicht in den von ihm betriebenen Anlagen.

Ohne verlässliche Fakten bleibt jede Schlussfolgerung reine Spekulation.

Hannes Kirchler

Kläranlage Unteres Eisacktal: „Nicht aus unserer Anlage!“

Auch Alois Winkler von der Kläranlage Unteres Eisacktal weist die Anschuldigungen entschieden zurück.

Unsere Kläranlage funktioniert auf jeden Fall ohne diese Teilchen und ich könnte meine Hand ins Feuer legen, dass diese nicht aus unserer Kläranlage stammen.

Alois Winkler

Winkler räumt ein, dass die Kunststoffscheiben dort, wo sie verwendet werden, die Abbauleistung deutlich verbessern können – aber auch, dass diese Systeme so ausgelegt sein müssen, dass die Teilchen im Kreislauf bleiben und nicht in Flüsse oder Meere gelangen. Über die tatsächliche Herkunft äußert er sich nur spekulativ:

Vielleicht stammen sie von Kläranlagen direkt an der Adriaküste, oder sie wurden durch ein Hochwasser ins Meer gespült.

Alois Kirchler

Umweltfrage weiter offen

Woher die schwarzen Kunststoffteile letztlich stammen, bleibt weiterhin unklar. Sicher ist bislang nur: Die Kläranlagen in Südtirol verwenden solche Materialien nach eigenen Angaben nicht – und scheiden damit als mögliche Verursacher erstmals aus.

Während die zuständigen Behörden in Küstenregionen und auf nationaler Ebene noch ermitteln, sorgt das Phänomen weiterhin für Aufmerksamkeit – nicht zuletzt wegen der ökologischen Risiken durch Mikroplastik und die Beunruhigung der Urlauber.

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