Venera 9: Als der Mensch erstmals die Oberfläche der Venus sah

Ein sowjetisches Abenteuer zur Venus
Die sowjetische Raumsonde startete am 8. Juni 1975 vom Kosmodrom Baikonur in der damaligen Sowjetunion. An Bord: ein Orbiter zur Beobachtung aus dem All und ein Lander, der den gewagten Versuch unternehmen sollte, auf dem glühend heißen, hochdruckbelasteten Boden der Venus zu landen. Die technischen Herausforderungen waren enorm – die Temperaturen auf der Venusoberfläche erreichen rund 465 Grad Celsius, der Luftdruck entspricht etwa dem 90-Fachen des irdischen Normaldrucks.
Die ersten Bilder eines fremden Himmelskörpers
Die größte Errungenschaft: Venera 9 lieferte das erste Foto von der Oberfläche der Venus – und zugleich das erste überhaupt, das je von der Oberfläche eines anderen Planeten zur Erde gesendet wurde. Es zeigte eine felsige Ebene unter einem düsteren, gelbgrauen Himmel – keine Schatten, kein klarer Horizont, nur Gestein. Einer der beiden Kameradeckel ließ sich nicht öffnen, sodass nur ein halbes Panorama entstand – doch das genügte, um Raumfahrtgeschichte zu schreiben.
Erkenntnisse aus der Tiefe der Venus
Neben den Bildern übermittelte die Sonde auch wissenschaftliche Daten – etwa zur chemischen Zusammensetzung der dichten Venusatmosphäre, die sich als extrem giftig erwies: mit hohen Konzentrationen von Kohlendioxid und Schwefeldioxid sowie Spuren von Salzsäure, Brom und Jod. Entgegen früherer Vermutungen bestand die Oberfläche nicht aus Staub oder Sand, sondern aus massiven, blockartigen Felsformationen.
Der Orbiter ergänzte diese Erkenntnisse mit Messungen zur Wolkenstruktur, zur Oberflächentemperatur aus dem Orbit sowie zum schwachen Magnetfeld – und eröffnete damit ein neues Kapitel im Verständnis unseres „Schwesterplaneten“.
Ein bleibendes Vermächtnis
Venera 9 war der Auftakt zu einer Reihe sowjetischer Venusmissionen, die bis in die 1980er-Jahre immer neue Daten lieferten. Heute – genau 50 Jahre später – gilt sie als ein Meilenstein der Planetenforschung.
Während neue Missionen von NASA („DAVINCI“ und „VERITAS“) sowie ESA („EnVision“) bereits in Vorbereitung sind, bleibt Venera 9 ein Symbol dafür, wie weit Technik, Neugier und Entdeckergeist die Menschheit bringen können – bis tief hinein in die glühende Tiefe eines fremden Planeten.






