Südtirol spart viel – aber investiert wenig

Keine andere Provinz in Italien weist höhere Bankeinlagen pro Kopf auf als Südtirol – dennoch wird ein vergleichsweise kleiner Teil dieses Vermögens in Finanzprodukte investiert. Der Verbraucherschutzverein Robin warnt: Diese Zurückhaltung kann langfristig teuer werden.
Südtiroler Spitzenreiter bei Bankeinlagen
Die Zahlen sind eindrücklich:
- Die durchschnittlichen Ersparnisse pro Kopf in Südtirol liegen bei 47.589 Euro – das sind +19,2 Prozent im Vergleich zu 2022.
- Davon befinden sich 29.692 Euro auf Bankkonten oder Spardepots – der höchste Wert in ganz Italien.
- Nur 17.896 Euro pro Kopf sind in Finanzprodukte wie Fonds, Anleihen oder Aktien investiert.
- Der Anteil dieser Investitionen am Gesamtvermögen liegt bei nur 37,6 Prozent – Rang 65 von 107 italienischen Provinzen.
Das bedeutet: Über 60 Prozent der Ersparnisse in Südtirol liegen „still“ – ohne Zinsertrag oder Inflationsschutz – auf Spar- oder Bankkonten.
Robin: „Sicher parken ist nicht genug“
Walther Andreaus, Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, sieht in dieser Zurückhaltung zwar einen Ausdruck von Vorsicht, warnt jedoch vor den Folgen:
„Dass viele Südtiroler ihr Geld sicher parken, ist Ausdruck von Vorsicht und Verantwortungsbewusstsein, vielleicht auch weil ziemlich einige Sparer negative Erfahrungen mit Anlagen in Aktien gemacht haben oder die Verzinsung in den letzten Jahren einfach zu mickrig war“, so Andreaus. Doch er betont: „Aber: Auch wer wenig hat, kann investieren. Wichtig ist, das passende Produkt für sich zu finden, es zu verstehen, die Kosten im Blick zu haben – und auch breit zu streuen.“
Durchschnitt sagt wenig über Verteilung
Ein weiteres Problem: Die durchschnittlichen Sparbeträge sagen nichts über die tatsächliche Verteilung aus. Andreaus stellt klar:
„Auch wenn die Zahlen hoch erscheinen, heißt das nicht, dass alle so viel haben. Es kann sein, dass wenige besonders viel angespart haben, während andere kaum über Rücklagen verfügen.“
Robin fordert: Mehr Finanzausbildung und besseren Schutz
Für Robin ist deshalb klar: Es braucht mehr Finanzbildung für alle – und politische Maßnahmen zum Schutz der Kleinsparer. Andreaus erklärt:
„Finanzausbildung darf sich dabei nicht nur auf praktisches Wissen und instrumentelle Kompetenzen beschränken, sie müsste Konsumenten die Fähigkeit vermitteln, ihre eigenen Bedürfnisse und Ressourcen zu erkennen und in Bezug zu den Finanzdienstleistungsangeboten zu setzen. Die Ersparnisse der privaten Haushalte sind eine tragende Säule unserer Wirtschaft. Sie sind Ausdruck von Umsicht und Verantwortung – ein soziales Sicherheitsnetz, das mehr Schutz und Aufmerksamkeit verdient. Dieser – in der Verfassung vorgesehene – Schutz muss endlich besser umgesetzt werden – gerade für Kleinsparer.“
Vier Spartipps von Robin
Um Sparern in Südtirol eine Orientierung zu geben, hat Robin vier konkrete Tipps zusammengestellt:
- Verstehen statt Vertrauen
Wer spart, sollte auch verstehen, wie verschiedene Finanzprodukte funktionieren. Bank- und Finanzberater verfolgen häufig eigene Verkaufsziele – hohe Kosten können die Rendite schmälern. - Kleine Beträge reichen aus
Investieren ist nicht nur für Reiche. Auch mit kleinen Summen lässt sich sinnvoll vorsorgen. - Diversifizieren
Die Streuung auf mehrere Anlageformen reduziert Risiken – wichtig ist eine gute Mischung. - Inflation berücksichtigen
Geld, das ausschließlich auf Bankkonten liegt, verliert mit der Zeit an Kaufkraft. Langfristig können Sachwerte oder Anleihen besseren Schutz bieten.
Südtirol spart – aber muss lernen zu investieren
Der Verbraucherschutzverein Robin appelliert an die Bevölkerung, sich aktiver mit dem Thema Geldanlage auseinanderzusetzen – nicht aus Angst, sondern mit Wissen und Transparenz. Gleichzeitig fordert er von Politik und Banken bessere Rahmenbedingungen: unabhängige Beratung, verständliche Produkte und effektiven Schutz vor ungerechten Gebühren und unnötigen Risiken.






