von ag 13.06.2025 11:38 Uhr

Iran betrachtet den Angriff Israels als Kriegserklärung

Die Angriffe Israels auf mehrere Ziele im Iran (UT24 berichtete) haben internationale Kritik hervorgerufen. Der Iran sieht den Angriff als Kriegserklärung. UNO-Generalsekretär António Guterres, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und China riefen am Freitag alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Offene Kritik kam aus den Golfstaaten und der Türkei. Die USA hoffen weiter auf Verhandlungen.

APA/AFP

Nach einem umfassenden Angriff Israels auf iranisches Staatsgebiet hat Teheran scharf reagiert. Der iranische Außenminister Abbas Araghchi sprach von einem schwerwiegenden Bruch internationalen Rechts und bezeichnete das Vorgehen als eine Handlung mit kriegerischem Charakter. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA erklärte er, Israel habe grundlegende Grenzen überschritten – insbesondere durch gezielte Angriffe auf militärische Anlagen und Einrichtungen des iranischen Atomprogramms. Araghchi rief den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen dazu auf, den Vorfall dringend auf die Agenda zu setzen

Der britische Premier Keir Starmer teilte auf der Plattform X mit: „Wir rufen alle Parteien dazu auf, einen Schritt zurückzutreten und sofort Spannungen abzubauen. (…) Eine Eskalation hilft niemandem in der Region.“ Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot äußerten sich in ähnlichen Worten.

Auch China zeigte sich zutiefst besorgt über die schwerwiegenden Folgen, die der israelische Angriff auf den Iran haben könnte. Die plötzliche Eskalation diene den Interessen keiner Partei, erklärt das Außenministerium in Peking. China fordere alle relevanten Parteien auf, in einer Art und Weise zu handeln, die zum Frieden und zur Stabilität in der Region beitrage. Die Volksrepublik sei bereit, in dem Konflikt eine konstruktive Rolle zu spielen und zur Deeskalation beizutragen.

Rutte: „Einseitige Aktion Israels“

NATO-Generalsekretär Mark Rutte appellierte an die Verbündeten der Militärallianz, auf eine Deeskalation im Nahen Osten hinzuwirken. „Dies war eine einseitige Aktion Israels“, sagt Rutte in Stockholm auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson. „Daher halte ich es für entscheidend, dass viele Verbündete, einschließlich der Vereinigten Staaten, während wir hier sprechen, an einer Deeskalation arbeiten.“

UN-Generalsekretär António Guterres hat besorgt und kritisch auf die israelischen Angriffe auf den Iran reagiert. „Der Generalsekretär verurteilt jegliche militärische Eskalation im Nahen Osten“, teilte ein Sprecher des Portugiesen mit. Guterres sei besonders beunruhigt über Israels Angriffe auf iranische Atomanlagen, die sich während laufender Gespräche über das Programm zwischen dem Iran und den USA ereigneten.

Trump hofft auf Rückkehr zu Verhandlungen

US-Präsident Donald Trump hoffte laut einem Bericht des Senders Fox News trotz des israelischen Angriffs auf eine Rückkehr zu Atomverhandlungen. „Der Iran darf keine Atombombe haben, und wir hoffen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir werden sehen“, sagte Trump demnach in einem Telefoninterview.

Im Falle iranischer Vergeltungsschläge seien die USA jedoch bereit, sich und Israel zu verteidigen. Er sei im Voraus über den israelischen Angriff informiert worden, sagte Trump laut Fox News weiter, die USA seien aber nicht in den Angriff einbezogen gewesen. Trump hatte den Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte.

Kritik aus der Türkei, Saudi-Arabien, Oman, VAE und Katar

Das NATO-Land Türkei verurteilte den israelischen Angriff auf den Iran. Israel müsse sofort seine Aggression stoppen, die zu einem noch größeren Konflikt führen könne, erklärt das türkische Außenministerium. Der Angriff zeige, dass Israel das Thema nicht durch diplomatische Mittel lösen wolle. Die Türkei hat sich wiederholt kritisch zu Israel geäußert, insbesondere zur massiven Militäroffensive im Gazastreifen.

Der US-Verbündete Saudi-Arabien, selbst Erzfeind des Iran, verurteilt den Angriff. Die Angriffe stellten eine klare Verletzung internationalen Rechts dar, hieß es in einer Mitteilung der saudischen Regierung. „Das Königreich verurteilt diese ruchlosen Angriffe und betont, dass die internationale Gemeinschaft und der Sicherheitsrat eine große Verantwortung tragen, diese Aggression umgehend zu stoppen“, hieß es in einer Mitteilung aus Riad.

Die omanische Regierung bezeichnete die Angriffe laut der Nachrichtenagentur des Landes als „gefährliche und rücksichtslose Eskalation“, die eine eklatante Verletzung der UN-Charta und des Völkerrechts darstelle. Zudem drohe das israelische Vorgehen, diplomatische Bemühungen zunichtezumachen. Erst am Donnerstag hatte Omans Regierung eine sechste Runde von Gesprächen zwischen dem Iran und den USA über das Atomprogramm des Landes in der omanischen Hauptstadt Muskat für Sonntag angekündigt. Bisher hatten die Gespräche keinen Durchbruch gebracht.

Ähnlich reagierten Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die den Angriff aufs Schärfste verurteilten. Katar sprach von einer „eklatanten Verletzung“ der Souveränität und Sicherheit des Irans. Die Vereinigten Emirate äußern ihre tiefe Besorgnis über die Auswirkungen auf die Sicherheit in der Region.

APA/UT24

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