von Alexander Wurzer 26.05.2025 18:10 Uhr

Landeshauptmann ist stolz, den Staat zu sanieren

Eine Aussage von Landeshauptmann Arno Kompatscher sorgt für Stirnrunzeln und Kopfschütteln. In einer Aussendung des Landespresseamtes betonte Kompatscher, Südtirol sei „stolz darauf, mit unserer Autonomie zur Sanierung der Staatsfinanzen beizutragen“. Etwa 2.000 Euro pro Einwohner würden jährlich als fiskalischer Überschuss an Rom abgeführt.

Wir sind stolz darauf, mit unserer Autonomie zur Sanierung der Staatsfinanzen beizutragen, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher, beim Wirtschaftsfestival in Trient. (Foto: Michele Lotti - Archivio Ufficio stampa Provincia autonoma di Trento)

Was auf den ersten Blick wie eine nüchterne Haushaltsbilanz wirkt, offenbart bei genauerem Hinsehen ein gefährliches Maß an politischem Opportunismus. Ausgerechnet ein Land, das Jahrzehnte der Repression, Zwangsitalianisierung und kulturellen Entwurzelung durchlebt hat, soll nun „stolz“ darauf sein, die finanziellen Löcher des römischen Zentralstaates zu stopfen?

Verkehrte Welt

Die Aussage ist nicht nur unsensibel, sie steht in direktem Widerspruch zu jenem historischen Bewusstsein, das ein Landeshauptmann dieses Landes eigentlich vertreten sollte. Anstatt sich für eine gerechte Verteilung der Ressourcen einzusetzen und darauf zu pochen, dass jeder Euro, der Südtirol verlässt, auch im Interesse der Autonomie investiert wird, präsentiert sich Kompatscher als vorbildlicher Zahlmeister Italiens.

Dass Südtirol heute über einen gewissen fiskalischen Spielraum verfügt, ist Ergebnis jahrzehntelanger Verhandlungen, politischer Kämpfe und letztlich des Autonomiestatuts – und nicht das Geschenk eines großmütigen Zentralstaats. Diesen hart erkämpften Status nun dazu zu nutzen, um mit Stolz über Milliardenabgaben zu sprechen, ist ein politischer Affront gegenüber all jenen, die für Südtirols Selbstbestimmung und Identität gekämpft haben – nicht zuletzt gegen die Zumutungen eben jenes Staates, den Kompatscher heute als fiskalisches „Sorgenkind“ hofiert.

Ein gefährliches Signal

Der Landeshauptmann sendet mit dieser Aussage ein gefährliches Signal: Dass sich Südtirol über seine Rolle als Musterschüler innerhalb des italienischen Systems definiert, statt auf seine Eigenständigkeit und historisch gewachsene Sonderstellung zu pochen. Es ist ein weiteres Beispiel für die schleichende Normalisierung der Abhängigkeit – ein Prozess, der schlussendlich die Autonomie selbst gefährdet.

Statt Rom fiskalisch zu entlasten, sollte Bozen endlich wieder klar artikulieren, was Südtirols Bevölkerung zusteht: Eine volle Umsetzung der Autonomie, finanzielle Fairness und vor allem Respekt für Geschichte und Identität. Denn echte Autonomie bedeutet nicht, brav zu zahlen – sondern mutig zu gestalten.

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