Der ESC: Vom Gesangs- zum woken Gesinnungs-Event

Der Song Contest 2025 ist Geschichte – und Österreich feiert. Johannes Pietsch, Künstlername JJ, konnte mit stimmlicher Klasse, Opernausbildung und unaufgeregtem Auftritt Jury wie Fachpublikum überzeugen. Ein Lichtblick inmitten eines zunehmend ideologisch aufgeladenen Spektakels, das mit Musik kaum noch zu tun hat.
Was einst als fröhliches Schlagerfestival begann – man denke an Udo Jürgens mit „Merci, Chérie“ oder an internationale Pop-Ikonen wie France Gall – hat sich im Laufe der Jahrzehnte in ein politisches Statement verwandelt. Spätestens seit dem medial inszenierten Sieg von Conchita Wurst 2014 gilt der ESC als woker Event der queeren Selbstverwirklichung, als Bühne für Diversität und progressive Lebensentwürfe.
Wo Diversität draufsteht, ist längst nicht mehr Vielfalt drin
Was sich heuer rund um den israelischen Beitrag abspielte, gibt Anlass zur Sorge: Anti-Israel-Proteste, antisemitische Parolen und die Weigerung zahlreicher Aktivisten, dem ESC überhaupt beizuwohnen, weil Israel teilnahm – während gleichzeitig offen für Palästina demonstriert wurde, ohne jede Differenzierung. Besonders bizarr: Diese pro-palästinensische Haltung ist ausgerechnet in jenen Kreisen am lautesten, die sich selbst als besonders LGBTQ+-freundlich begreifen. Dass im politischen Islam Homosexualität mit dem Tod bestraft wird, scheint dort niemanden zu stören.
Diese ideologische Verklärung nimmt groteske Züge an: In Basel kam es zu Ausschreitungen, in Spanien zu offenen Hasstiraden gegen Israel, Kommentatoren verwandelten sich in politische Aktivisten. Wo früher musikalische Qualität im Mittelpunkt stand, dominiert heute ein linkes Weltbild, das keine Abweichung duldet – schon gar nicht eine nüchterne Analyse.
Bühne für linkslinke Gesinnung
Der ESC – einst eine Plattform für grenzüberschreitenden Kulturaustausch – wird zur Bühne einer einseitigen Gesinnung. Wer nicht ins Weltbild passt, wird ausgepfiffen oder boykottiert. Widersprüche? Kein Thema. Denn wer laut genug für „Toleranz“ brüllt, braucht sich nicht mit unangenehmen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
Und trotzdem: JJ hat bewiesen, dass Talent noch immer durchdringen kann. Dass Kunst nicht zwingend schrill, skandalös oder politisch sein muss, um zu berühren. Vielleicht ist das der stille Protest gegen ein Festival, das sich selbst verloren hat. Vielleicht ist es auch ein Weckruf an den ORF – und an Europa: Wenn der ESC wieder ein Fest der Musik sein will, muss er sich von ideologischen Scheuklappen befreien. Denn wer Vielfalt predigt, darf Meinungsvielfalt nicht verbannen.






