von ag 16.05.2025 06:19 Uhr

Ganz Tirol trauert – Hermine Orian verstorben

Mit großer Betroffenheit nimmt Tirol Abschied von Hermine Aloisia Mayr, verwitwete Orian, die am Donnerstag im Alter von 106 Jahren im Kreise ihrer Familie in Schenna verstorben ist. Mit ihr verliert das Land nicht nur eine hochgeschätzte Persönlichkeit, sondern auch die letzte lebende Katakombenlehrerin – ein bedeutendes Symbol des Bildungs- und Freiheitswillens in dunklen Zeiten.

Hermine Orian - Foto: Andreas-Hofer-Bund für Tirol

Geboren am 23. April 1919 in Kurtatsch in Südtirol, war Hermine Mayr Zeitzeugin einer bewegten Geschichte. Ihr Geburtsort war damals noch Teil der Republik Deutsch-Österreich, auch wenn das Gebiet bereits von italienischen Truppen besetzt war. Erst 1920 wurde Südtirol völkerrechtlich Italien zugeschlagen. Für Hermine blieb ihre Identität jedoch immer klar: „Ich wurde als Österreicherin geboren, als Österreicherin will ich auch sterben“, war eines ihrer bekanntesten und berührendsten Bekenntnisse.

Als Katakombenlehrerin setzte sie sich während des faschistischen Regimes unter Lebensgefahr für den Erhalt der deutschen Sprache und Kultur in Südtirol ein. Für diesen mutigen Einsatz wurde sie vielfach ausgezeichnet und in der Bevölkerung hochgeachtet. Unter anderem erhielt sie das Verdienstkreuz des Landes Tirol.

Keine österreichische Staatsbürgerschaft

Besonders in den letzten Jahren kämpfte Hermine mit Unterstützung des Andreas-Hofer-Bundes für Tirol (AHBT) für die Rückerlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft – ein Wunsch, der ihr trotz zahlreicher juristischer Vorstöße nicht erfüllt wurde. Kritiker sehen in der ablehnenden Haltung der Behörden nicht rechtliche, sondern ideologisch-politische Gründe.

Menschenverachtendes Schauspiel

AHBT-Obmann Alois Wechselberger, der sie in ihren letzten Jahren begleitete, äußerte scharfe Kritik: „Unrecht in Form von Arroganz, Verleugnung und Verleumdung durch die Politik, sowohl auf höchster Ebene im Land als auch im Bund, sind für dieses menschenverachtende Schauspiel verantwortlich! Wir vom AHBT stehen zu unserem Wort, wir werden alles unternehmen, damit Hermine zumindest posthum die österr. Staatsbürgerschaft erhält. Und wir sind überzeugt, dass eine künftige demokratische Regierung, dieses Unrecht gegenüber Frau Mayr (Orian) und unseren österr. Landsleuten im Ausland beseitigen wird.“

Trotz der ausbleibenden rechtlichen Anerkennung bleibt Hermine Mayr für viele in Tirol eine wahre Österreicherin. „Hermine wurde als eine von uns geboren – und sie starb auch als eine von uns, als Österreicherin“, betonte Wechselberger. Ihre letzte Reise wird sie symbolisch in den Farben Rot-Weiß-Rot antreten.

Mit dem Tod von Hermine Aloisia Mayr endet ein Kapitel Zeitgeschichte. Tirol verneigt sich in Dankbarkeit und Respekt vor einer Frau, die unbeirrbar für ihre Überzeugungen einstand und zeitlebens für ihre Heimat und ihre Identität kämpfte.

Quelle: AHBT

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