120 Jahre AVS: Engagement, Werte und der Kampf gegen den Ausverkauf der Alpen

Scharfe Worte gegen Ausverkauf der Heimat
„Der AVS ist mehr als ein Bergsportverein“, betonte Simeoni in seiner Grundsatzrede. Er sehe den Verein als eine Wertegemeinschaft, die sich gegen Egoismus und Kommerzialisierung stemmt. Solidarität, Verantwortung und Gemeinschaft seien die Grundpfeiler, auf denen der Verein ruhe.
In scharfen Worten wandte er sich gegen den Ausverkauf der Berge: Hotspots wie der Pragser Wildsee oder die Drei Zinnen drohten unter touristischem Druck zu kollabieren, Beschneiungsanlagen und Speicherbecken zerstörten alpine Landschaften. Auch beim Thema erneuerbare Energie mahnte Simeoni Nachhaltigkeit und maßvollen Umgang an: „Nicht nur über neue Quellen sprechen – Energiesparen ist der Schlüssel.“
Ein zentrales Thema der Versammlung war der Zustand der alpinen Infrastruktur. Hütten und Wege litten unter Klimawandel, Naturgewalten und explodierenden Baukosten. In den nächsten Jahren stünden Sanierungen nahezu aller AVS-Schutzhütten an. Besondere Kritik richtete Simeoni an die Landesdomäne: Die Konzessionsgebühren für Hütten hätten sich um über 500 Prozent erhöht. Im Trentino zahle der dortige Alpenverein SAT hingegen gar nichts. Simeoni forderte Unterstützung durch die Landesregierung.
„Diese Rückgabe ist mehr als Symbolik – sie heilt eine alte Wunde“
Ein weiteres Sorgenkind sei das Ehrenamt. Bürokratische Hürden und das nationale Register RUNTS lähmten das freiwillige Engagement: „So stirbt das Ehrenamt langsam aus“, warnte der Präsident. Landesrätin Rosmarie Pamer kündigte Erleichterungen auf Landesebene an und verwies auf ein geplantes Ehrenamtsregister.
Trotz aller Herausforderungen blickt der AVS auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurück. Die Mitgliederzahlen stiegen, vor allem bei Jugendlichen. Auch das Kursangebot konnte deutlich ausgebaut werden. Geschäftsführer Olivo lobte die hohe Motivation im Ehrenamt, insbesondere im Bereich Wegpflege und Jugend. Sorgen bereiten allerdings steigende Kosten für Bergung und Versicherungen.
Ein historischer Moment prägte die Versammlung: Der CAI Bozen übergab dem AVS offiziell sämtliche Bücher und Dokumente, die dem Verein 1923 unter dem Faschismus enteignet worden waren. „Diese Rückgabe ist mehr als Symbolik – sie heilt eine alte Wunde“, sagte Simeoni. Die Kartons mit den historischen Materialien seien abholbereit. CAI-Präsident Maurizio Veronese erklärte, es sei Zeit, alte Differenzen zu überwinden.
Plädoyer für Ehrenkodex unter Alpinisten
In einem Impulsreferat forderte Thomas Zelger vom Südtiroler Berg- und Skiführerverband mehr Eigenverantwortung in den Bergen. Sicherheit sei nicht vollständig planbar, der Respekt gegenüber der alpinen Natur müsse wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Er sprach sich deutlich gegen Eingriffe in klassische Dolomitenrouten aus und plädierte für einen „Ehrenkodex“ unter Alpinisten.
Zum Abschluss standen Wahlen, Ehrungen und Auszeichnungen auf dem Programm. Elmar Knoll bleibt Vizepräsident, ebenso wurden zahlreiche Referatsleiter und Bezirksvertreter bestätigt oder neu gewählt. Besonders geehrt wurden die Sektionen mit dem größten Mitgliederzuwachs – darunter Schlern, Klausen und Ahrntal. Die Umweltgütesiegel gingen an die Wirte der Oberettes- und Rieserfernerhütte für nachhaltige Führung.
Die Botschaft der 120. Hauptversammlung ist klar: Der AVS will sich weiterhin engagiert für Natur, Ehrenamt und Wertegemeinschaft einsetzen – selbstbewusst, kritisch und entschlossen.






