Schulabbruch in Südtirol: Gesellschaftlich ernst nehmen und gezielt handeln

Ursachen sind vielfältig und oft belastend
Die Zahl der Schulabbrecher in Südtirol liegt laut Fachleuten zwischen acht und zehn Prozent. Damit ist beinahe jeder zehnte Jugendliche betroffen. Die Gründe dafür sind selten einfach. Tanja Rainer, Vorsitzende des Südtiroler Jugendrings, betont: „Kaum jemand verlässt die Schule einfach aus Unlust. Hinter einem Schulabbruch stehen fast immer belastende Lebenssituationen und komplexe Probleme.“ Es sei entscheidend zu unterscheiden, ob Jugendliche wirklich nicht mehr wollen oder schlichtweg nicht mehr können. Diese Unterscheidung sei die Grundlage für wirksame Unterstützungsangebote.
Zu den häufigsten Ursachen zählen schulische Überforderung, psychische Belastungen, familiäre Schwierigkeiten und ein Mangel an Zukunftsperspektiven. Besonders gefährdet seien Jugendliche, die unter starkem Leistungsdruck stehen. Hier brauche es ein Umdenken – nicht nur in der Schule, sondern in der gesamten Gesellschaft.
Auch Daniela Höller, Südtirols Kinder- und Jugendanwältin, fordert mehr gesellschaftliche Verantwortung: „Wenn ein junger Mensch die Schule abbricht, ist das kein individuelles Versagen, sondern oft Ausdruck einer Vielzahl von Belastungen.“ Niemand dürfe durch das soziale Netz fallen – deshalb brauche es gut abgestimmte und frühzeitige Hilfsangebote.
Laut einer Pressemitteilung leisten bereits bestehende Einrichtungen wie das Jugendcoaching oder die Beratungsstelle Young+ Direct laut den beteiligten Organisationen wertvolle Arbeit. Doch diese Angebote erreichen nicht alle Jugendlichen. Auch schulpädagogische Dienste seien vielerorts noch nicht ausreichend verfügbar. Der Südtiroler Jugendring, die Kinder- und Jugendanwaltschaft sowie die Schüler- und Elternbeiräte fordern daher gezielte Maßnahmen, um Jugendliche frühzeitig zu unterstützen – bevor es zum Schulabbruch kommt. Nur so könne langfristig gegengesteuert werden.






