von veo 30.04.2025 09:03 Uhr

Hexenkessel-Schließung: Alexander Hellweger im UT24-Interview – „Die Entscheidung trifft die Falschen“

Nach der behördlich angeordneten Schließung des Lokals „Hexenkessel“ in Steinhaus meldet sich Betreiber Alexander Hellweger im exklusiven UT24-Interview zu Wort. Er schildert, wie er von der Maßnahme erfuhr, wie es aus seiner Sicht zu den Vorfällen kam – und warum er das Vorgehen der Behörden für falsch und unverhältnismäßig hält. (UT24 berichtete)

Das beliebte Nachtlokal schließt. (Foto: Facebook/Hexenkessel)

UT24: Herr Hellweger, wie haben Sie von der behördlich angeordneten Schließung Ihres Lokals erfahren und was war Ihre erste Reaktion darauf?

Wir haben durch einen Anruf der Carabinieri Steinhaus von der Schließung erfahren. Ich war etwas verwirrt und dann schockiert, da mit uns vorher überhaupt nicht kommuniziert wurde.

UT24: In der Berichterstattung ist von gewaltsamen Vorfällen die Rede. Können Sie aus Ihrer Sicht schildern, was tatsächlich passiert ist?

Meist waren die Auseinandersetzungen nicht so spektakulär wie in den Berichten dargestellt. Hier wird leider wie so oft übertrieben und alles negativ dargestellt. Es waren gesamt nur neun Vorfälle, wovon einige „nur“ verbale Streitigkeiten waren und ein paar wenige in Handgreiflichkeiten ausgeartet sind. Jedoch in jedem Einzelnen sind unsere Security eingeschritten. Fast alle Streitigkeiten ließen sich friedlich lösen und führten zu keiner Gewalt. Oftmals sind es nur Lappalien, die wirklich nicht relevant sind. Ich für meinen Teil spreche mit sehr vielen Menschen und vor allem unseren Gästen und jeder Einzelne fühlt sich sicher bei uns. Das soll auch so sein!
Zwei Vorfälle werden ja ziemlich genau geschildert, zum einen Ende März. Hier kamen die Betroffenen von einem Event, das nichts mit dem Hexenkessel zu tun hatte, und die „Schlägerei“ fand ca. 150 Meter weit weg von unserem Lokal statt (wer die Ortschaft kennt: auf der Brücke zum Klausbergparkplatz). Hier gingen dann einige nach der Rangelei in den Hexenkessel, um zu feiern, und es war eine Person verletzt – was wir dann erfahren haben. Wir als Betreiber haben von diesem Vorfall rein gar nichts mitbekommen.
Zum zweiten Vorfall: Das war eine Rangelei zwischen zwei Personen, die sich im Hexenkessel angefreundet haben, und aus Spaß und absolut ohne bösen Hintergedanken wurde einer von beiden im Gesicht leicht mit einem Glas verletzt. Hierzu gibt es auch Kameraaufnahmen. Zudem wollte der Betroffene von einer Anzeige absehen, da auch er der Meinung war, dass es unabsichtlich passiert ist und er nur eine oberflächliche Wunde hatte, die verarztet werden musste, aber nicht gefährlich war. Nach diesem Vorfall kam er dann wieder in den Hexenkessel, um zu feiern.
Also wie bereits erwähnt: wenig spektakulär.

UT24: Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Behörden – insbesondere die Entscheidung zur temporären Schließung des Betriebs?

Hier werden Entscheidungen getroffen über die Köpfe der Betreiber hinweg, ohne mit den Betreibern zu sprechen, geschweige denn ihre Sicht der Dinge anzuhören, ohne an die Konsequenzen für Wirtschaft, Lieferanten und Mitarbeiter zu denken. Dass hier nicht nur der Betreiber einen Schaden davonträgt, wird total ausgeblendet. Vor allem, dass wir als Betreiber alles Mögliche für die Sicherheit tun, steht leider nirgends geschrieben.
Was ich am schlimmsten finde ist, dass vielen Hunderten oder gar Tausenden Gästen aus Nah und Fern das Feiern verweigert wurde, obwohl 99,999 Prozent dieser Gäste nichts verbrochen haben. Wir hätten noch ein tolles Winterfinale gefeiert, mit vielen tollen Gästen – und der Bevölkerung wird das verwehrt, wegen ein paar weniger Vorfälle. Nach dem total veralteten Prinzip: Wenn ein Kind böse war, werden alle bestraft.

UT24: Welche Maßnahmen haben Sie bisher ergriffen oder planen Sie, um für mehr Sicherheit in Ihrem Lokal zu sorgen?

Wir haben vor vier Jahren eine professionelle Sicherheitsfirma für die Sicherheit unseres Lokals beauftragt und seitdem gibt es sehr wenig Probleme. Wie man sieht: In über zwei Jahren mit ca. 20.000 Gästen pro Monat „nur“ elf Vorfälle. Das ist knapp ein Vorfall in zwei Monaten. Man sollte hier schon auch die Frequenz an Gästen des besagten Lokals sowie auch die Öffnungstage berücksichtigen. Nur ein Beispiel: Wir haben sieben Tage die Woche offen und nahezu täglich ist das Lokal mehr als gut gefüllt. Auch den Sommer über hatten wir die letzten Jahre geöffnet. Somit hatten wir viele, viele tolle Partys und sehr, sehr wenige Probleme – im Verhältnis zu anderen Lokalen in anderen Teilen Südtirols.

UT24: Was möchten Sie Ihren Gästen und der Öffentlichkeit in Bezug auf die aktuelle Situation mit auf den Weg geben?

Wir nehmen die Schließung sportlich. Diejenigen, die unser Lokal regelmäßig besuchen, wissen, dass unser Lokal absolut sicher ist, dass jeder willkommen ist und jeder bei uns Spaß haben darf und kann. Zudem freuen wir uns sehr auf das erste Event in der Sommersaison und selbstverständlich sind wir wieder zur Wintersaison täglich für unsere Gäste da.
Abschließend zu sagen ist, dass diese Vorgehensweise absolut nicht die richtige ist. Sie hilft überhaupt nicht bei der Lösung dieser Probleme. Was wird in Zukunft passieren? Jeder Lokalbetreiber hat „Angst“, in einer schwierigen Situation die Behörden anzurufen, da sonst die Schließung droht. Ich würde mir hier eine gute Zusammenarbeit wünschen. Ich würde mir wünschen, dass man die Carabinieri oder die Polizei anrufen kann, ohne dass man Angst haben muss vor Konsequenzen. Die Störenfriede müssten bestraft werden, nicht die Betreiber. Denn wir als Lokalbetreiber werden hier im Regen stehen gelassen – in einer Zeit, in der es sonst schon nicht mehr viele von uns gibt.

UT24: Wir danken Ihnen für das offene und ausführliche Gespräch.

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