Glutenfreie Hostien: Zwischen Tradition und Inklusion in der katholischen Kirche

Zöliakie – eine wachsende Herausforderung
In Südtirol sind rund 2.400 Menschen von Zöliakie betroffen. Die einzige Behandlungsmöglichkeit besteht in einer lebenslangen, strikt glutenfreien Ernährung. Selbst kleinste Mengen Gluten können zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Daher ist es für Betroffene essenziell, auch bei der Kommunion auf glutenfreie Alternativen zurückgreifen zu können – eine Frage nicht nur der körperlichen Gesundheit, sondern auch der spirituellen Teilhabe.
Einige Anbieter, wie beispielsweise www.hostie.de, produzieren vollständig glutenfreie Hostien aus spezieller Weizenstärke, die weniger als 20 ppm Gluten enthalten und damit den EU-Kriterien für „glutenfrei“ entsprechen. Diese Hostien sind für Zöliakiepatienten gut verträglich – werden von der katholischen Kirche jedoch nicht als „gültige Materie“ für die Eucharistie anerkannt.
Ein Ringen um Authentizität und Anpassung
Diese Haltung beruht auf einer langen theologischen Tradition: Nach katholischer Lehre muss die Hostie aus reinem Weizen bestehen, da sich Jesus beim letzten Abendmahl ebenfalls eines solchen Brotes bedient habe. Änderungen an dieser Regel werden als Eingriff in das Wesen des Sakraments betrachtet. Dennoch stellt sich die Frage, ob eine solche Auslegung in unserer heutigen, medizinisch und gesellschaftlich weiterentwickelten Welt noch zeitgemäß ist.
In vielen Gemeinden wird versucht, durch praktische Lösungen einen Mittelweg zu finden – etwa durch die Bereitstellung stark glutenreduzierter Hostien oder die Möglichkeit, ausschließlich aus dem Kelch zu kommunizieren. Für viele Gläubige bedeutet dies jedoch zusätzlichen organisatorischen Aufwand oder die Notwendigkeit, ihre Erkrankung offenlegen zu müssen – was nicht selten als unangenehm empfunden wird.
Zwischen Rücksicht und Regelwerk
Die katholische Kirche sieht sich zunehmend mit Fragen der Inklusion konfrontiert. Besonders in Bereichen, in denen Glaube auf Gesundheit trifft, ist Sensibilität gefragt. Dass ausgerechnet in einem so zentralen Bereich – der Feier der Eucharistie – bislang nur begrenzte Lösungen möglich sind, stößt auf berechtigte Kritik.
Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass Bewegung in die Debatte kommt: Viele Gemeinden suchen nach praktikablen Wegen, und betroffene Gläubige machen auf ihre Bedürfnisse aufmerksam. Die Herausforderung besteht darin, Tradition und Rücksichtnahme miteinander zu versöhnen – ohne das eine gegen das andere auszuspielen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kirche künftig verstärkt auf die Stimmen jener hört, die gesundheitlich auf glutenfreie Alternativen angewiesen sind. Denn ein Sakrament, das Gemeinschaft stiften soll, sollte niemanden ausschließen – weder bewusst noch aus dogmatischer Strenge.






