von ih 13.04.2025 09:32 Uhr

Heimatpflegeverband Südtirol: 75 Jahre im Einsatz für Heimat und Umwelt

Bei der 75. Jahreshauptversammlung des Heimatpflegeverbandes Südtirol sind am Samstag nicht nur das runde Jubiläum im Mittelpunkt, sondern vor allem ein dringlicher Appell an Politik und Gesellschaft: Südtirol brauche endlich ein verbindliches Landesklimagesetz. Mit deutlichen Worten forderte Obfrau Claudia Plaikner eine gesetzliche Verankerung des bestehenden Klimaplans und betonte die Verantwortung der Heimatpflege in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche.

Obfrau Claudia Plaikner - Foto: Heimatpflegeverband Südtirol

„Wir haben einen Klimaplan, aber ohne rechtliche Verbindlichkeit bleibt er ein Papiertiger“, kritisierte Plaikner in ihrer programmatischen Rede. Nur mit einem starken gesetzlichen Rahmen könne das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden. Heimatpflege müsse heute mehr sein als Denkmalpflege: „Sie muss Orientierung geben, verwurzelt sein – aber auch offen für neue Themen wie Umwelt- und Klimaschutz.“

Branzoll als symbolischer Versammlungsort

Nicht zufällig hatte man Branzoll als Schauplatz der Jubiläumsversammlung gewählt. Der geschichtsträchtige Ort, einst bedeutender Flusshafen an der Etsch, wurde im Rahmen einer Dorfführung und eines Festvortrags von Giorgio Bertinazzo und Politologe Günther Pallaver ins historische Rampenlicht gerückt. Besonders im Fokus: die Flößerei, die als immaterielles UNESCO-Kulturerbe auf Initiative des örtlichen Heimatpflegevereins wiederbelebt werden soll.

Pallaver schlug den Bogen in die Gegenwart und verwies auf aktuelle politische Entscheidungen, die über die Köpfe kleiner Gemeinden hinweg getroffen würden – wie etwa im Fall der Branzoller Kläranlage, der geplanten Bauschuttdeponie oder dem Verladebahnhof. „Die entscheidende Frage ist nicht, was der Heimatpflegeverband erreicht hat – sondern was ohne ihn alles geschehen wäre“, sagte Pallaver.

Heimatpflege als Lobby für Umwelt und Zukunft

Claudia Plaikner umriss die zukünftige Ausrichtung des Verbandes mit vier Leitbegriffen: Veränderung, Verankerung, Verantwortung und Freude. Heimatpflege sei längst mehr als Traditionspflege – sie sei eine gesellschaftspolitische Kraft, die sich für Umwelt, Kultur und soziale Werte einsetze. „Wir sind die Lobby für Heimat und Umwelt“, sagte Plaikner mit Stolz.

Geschäftsführer Florian Trojer gab Einblick in ein besonders aktives Verbandsjahr: Von der großen Jubiläumsausstellung in Kooperation mit dem Südtiroler Künstlerbund bis zur Aufnahme des „Wiesnwasserns“ auf der Malser Haide in die Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Auch das Jugendprojekt „Ol(t)s HONDwerk“ wurde für seine innovative Vermittlung von Handwerkskultur ausgezeichnet.

Besondere Anerkennung fand erneut die „Heimatmappe“, ein Bildungsprojekt für Grundschüler, das inzwischen über 13.000 Kinder erreicht hat. Gabriele Crepaz von der Stiftung Südtiroler Sparkasse lobte das Projekt als gelungenes Beispiel für kindgerechte Kulturvermittlung: „Gute Kinderliteratur erkennt man daran, dass sie auch Erwachsene begeistert.“

Politik würdigt kritische Stimme

Landesrat Philipp Achammer lobte in seinem Grußwort die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung des Heimatpflegeverbandes. In einer Zeit wachsender Verunsicherung brauche es Orientierung – und diese böten kulturelle Verwurzelung und Heimatpflege.

Besonders hob er die Zusammenarbeit beim neuen Kulturgütergesetz hervor: „Ich bin froh, dass es die mahnende und kritische Stimme des Heimatpflegeverbandes gibt.“

Feierlicher Ausklang mit der „Tracht des Jahres“

Zum Abschluss der Versammlung präsentierte Agnes Andergassen, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht, die diesjährige „Tracht des Jahres“: eine Überetscher/Unterlandler Frauentracht in hellem Grün mit aufwendig bestickten Samtbändern. Das Lebensbaum-Motiv am Brustlatz soll der Trägerin Glück bringen.

Mit einem Dank an alle Engagierten und dem letzten der vier Leitbegriffe – der Freude – endete die Versammlung. Claudia Plaikner verabschiedete sich mit einem Ausblick, der deutlich machte: Heimatpflege ist kein Rückblick – sie ist ein aktiver Beitrag zur Gestaltung der Zukunft.

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