von Alexander Wurzer 17.03.2025 10:51 Uhr

Tachomanipulation im großen Stil – Illegales Autohandel-Netzwerk aufgedeckt

In Brixen wurde ein ausgeklügeltes Betrugsnetzwerk aufgedeckt, das sich auf die Manipulation von Kilometerständen und den illegalen Weiterverkauf von Gebrauchtwagen spezialisiert hatte. Die Operation, die in enger Zusammenarbeit zwischen den Carabinieri, der Finanzpolizei sowie der örtlichen Polizei durchgeführt wurde, führte zur Beschlagnahmung mehrerer Fahrzeuge und erheblicher Geldbeträge. Der Verdächtige nutzte gefälschte Firmendaten und betrieb seine kriminellen Machenschaften über internationale Grenzen hinweg.

Foto: Ottavio Tosoni

Der Fall kommt ins Rollen

Den Anstoß zu den Ermittlungen gab eine Anzeige im November 2023: Eine Frau aus Vintl hatte auf der Plattform „Facebook Marketplace“ ein vermeintliches Schnäppchen entdeckt – einen Volkswagen Polo aus dem Jahr 2011 mit lediglich 68.000 Kilometern auf dem Tacho und in scheinbar hervorragendem Zustand. Der Verkäufer gab sich als seriöser Geschäftsmann aus und legte einen offiziellen Kaufvertrag mit Briefkopf eines angeblichen österreichischen Unternehmens, der „Motorenzentrum Tirol“, vor.

Nach der Anzahlung folgte die vollständige Bezahlung des Fahrzeugs, das im Februar 2024 ordnungsgemäß in Italien zugelassen wurde. Doch erste Zweifel kamen auf, als die Käuferin den zweiten Autoschlüssel nicht erhielt. Ein daraufhin durchgeführter mechanischer Check brachte die schockierende Wahrheit ans Licht: Der Kilometerstand des Autos war manipuliert worden. Tatsächlich hatte das Fahrzeug bereits über 180.000 Kilometer zurückgelegt – mehr als das Doppelte des angegebenen Wertes. Weitere Recherchen der Carabinieri ergaben, dass das genannte Unternehmen „Motorenzentrum Tirol“ keinerlei Verbindung zum Verkäufer hatte und dessen Namen lediglich missbräuchlich zur Verschleierung der illegalen Aktivitäten genutzt wurde.

Ermittlungen enthüllen internationales Betrugsnetzwerk

Mit dieser Entdeckung wurde die Untersuchung ausgeweitet. Die Carabinieri von Brixen arbeiteten eng mit dem Polizeikooperationszentrum in Thörl-Maglern zusammen, um wichtige Erkenntnisse aus Österreich und Deutschland zu gewinnen. Es stellte sich heraus, dass das betroffene Fahrzeug mehrfach den Besitzer gewechselt hatte, wobei der Kilometerstand bei jedem Weiterverkauf drastisch reduziert wurde, um den Wert zu steigern. Der Kontoinhaber, auf dessen IBAN die Zahlung erfolgte, sowie der Mann hinter den Online-Anzeigen operierten ohne offizielle Genehmigung und betrieben ihre Geschäfte ohne jegliche behördliche Zulassung.

Die örtliche Polizei verhängte daraufhin erste Geldstrafen wegen unerlaubter Geschäftstätigkeit, während sich auch die Finanzpolizei in die Ermittlungen einschaltete, um steuerrechtliche Aspekte zu prüfen. Der Verdächtige hatte über Jahre hinweg Einnahmen aus dem betrügerischen Fahrzeughandel generiert, ohne diese zu versteuern.

Der Zugriff: Polizei schließt den Kreis

Nachdem die Staatsanwaltschaft Bozen einen Durchsuchungsbeschluss erlassen hatte, wurde ein koordiniertes Vorgehen zwischen Carabinieri, Finanzpolizei und örtlicher Polizei beschlossen. Das Ergebnis: Ein großangelegter Einsatz, der zur Sicherstellung umfangreicher Beweismittel führte.

Während der Razzia wurden insgesamt sechs Volkswagen-Fahrzeuge beschlagnahmt – einige davon ohne Kennzeichen, andere mit italienischen oder deutschen Exportnummernschildern. Zusätzlich wurden bei der Hausdurchsuchung des Verdächtigen folgende Gegenstände sichergestellt:

  • Mehr als 32.000 Euro in bar, in Banknoten unterschiedlicher Stückelung;
  • Mehrere elektronische Geräte, darunter Handys, Laptops und USB-Sticks;
  • Hochspezialisierte Elektronik zur Manipulation von Fahrzeugsteuergeräten;
  • Bankdokumente sowie Kredit- und Debitkarten, darunter auch jene, auf welche die betrügerischen Zahlungen eingingen;
  • Verkaufsunterlagen zu rund 40 Fahrzeugen mit mutmaßlich gefälschten Kilometerständen;
  • Ampullen mit anabolen Substanzen, darunter Testosteron, die im Kühlschrank des Verdächtigen gefunden wurden.

Die Durchsuchung ermöglichte die Rekonstruktion eines strukturierten Netzwerks, das systematisch und über lange Zeit hinweg tätig war. Der Verdächtige hatte es verstanden, das Vertrauen potenzieller Käufer zu gewinnen, indem er sich mit einem offiziell registrierten Unternehmen in Österreich in Verbindung brachte – allerdings ohne dessen Wissen oder Beteiligung.

Behörden loben Zusammenarbeit – Aufruf an die Bürger

Neben der erfolgreichen Aufdeckung des Betrugs durch die Carabinieri konnte die Finanzpolizei wertvolle Informationen sammeln, um die illegal erzielten Einnahmen zu besteuern. Die örtliche Polizei arbeitete ebenfalls an den administrativen Aspekten des Falles. Die Aktion verdeutlicht eindrucksvoll, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen den Institutionen ein wirksames Mittel gegen selbst die raffiniertesten kriminellen Machenschaften darstellt.

Der Kommandant der Carabinieri-Kompanie Brixen, Ottavio Tosoni, äußerte sich zufrieden über den Einsatz:

„Diese Operation ist ein Paradebeispiel für die Effizienz der Zusammenarbeit zwischen den Polizeikräften und unseren entschlossenen Bemühungen, illegale Aktivitäten jeglicher Art zu unterbinden. Unser Ziel ist es, die Gemeinschaft zu schützen und Betrügern das Handwerk zu legen. Wir fordern alle Bürger auf, die den Verdacht haben, Opfer eines ähnlichen Betrugs geworden zu sein, sich unverzüglich bei den Behörden zu melden. Jede Anzeige ist entscheidend, um das kriminelle Netzwerk zu zerschlagen.“

Auch Filippo Ruzzarin, Kommandant der Finanzpolizei-Kompanie, betonte die Bedeutung der polizeilichen Zusammenarbeit:

„Diese Aktion schützt nicht nur betrogene Kunden, sondern auch die vielen ehrlichen Unternehmer, die sich täglich an die gesetzlichen Vorschriften halten. Wer gegen die Regeln verstößt, gefährdet den fairen Wettbewerb und schadet der gesamten Wirtschaft.“

Die Behörden rufen alle Bürger dazu auf, sich zu melden, falls sie in den letzten Monaten ein Fahrzeug über „Facebook Marketplace“ oder unter dem Namen der angeblichen Firma „Motorenzentrum Tirol“ erworben haben. Betroffene können sich bei der nächstgelegenen Carabinieri-Station melden, um Anzeige zu erstatten und weitere Hinweise zu liefern.

Schnelles Handeln ist entscheidend, um Rechte durchzusetzen und weitere potenzielle Betrugsfälle aufzudecken.

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