Tagesausflug nach Bolzano: Fettnäpfchen der Österreichischen Hochschülerschaft Innsbruck

Was zunächst wie eine harmlose Einladung für internationale Studierende wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als kulturelles Eigentor und ein Schlag ins Gesicht vieler Tiroler.
Ein Fauxpas der Sonderklasse
Die Wahl des Namens „Bolzano“ hat einen bitteren Beigeschmack. Seit jeher nennen die Menschen nördlich und südlich des Brenners die Stadt Bozen – und das aus gutem Grund. Bozen ist nicht nur die größte Stadt Südtirols, sondern auch ein kulturelles Herzstück Tirols, welches durch die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg vom restlichen Tirol abgetrennt wurde.
Die Verwendung des italienischen Namens „Bolzano“ könnte daher als bewusste Ignoranz gegenüber der Tiroler Identität interpretiert werden. Die ÖH Innsbruck, die eigentlich Studierende vertreten und verbinden sollte, zeigt mit dieser Entscheidung, wie wenig Feingefühl sie für die eigene Kultur aufbringt. Gerade von einer Organisation, die in der Tiroler Landeshauptstadt beheimatet ist, hätte man sich mehr Fingerspitzengefühl erwartet.
Historische Wunden aufreißen
Die Geschichte Südtirols ist komplex und schmerzhaft. 1919 wurde das vormals österreichische Südtirol durch den Vertrag von Saint-Germain an Italien angeschlossen. Seither kämpft das Land um seine Identität und um den Erhalt seiner Kultur. Viele Tiroler empfinden die Verwendung des italienischen Namens „Bolzano“ als weiteren Schritt in Richtung kultureller Assimilation und als Verleugnung der eigenen Geschichte.
Es stellt sich die Frage, ob die ÖH Innsbruck sich dieser historischen Zusammenhänge bewusst ist. Oder handelt es sich schlichtweg um Gedankenlosigkeit? Beides wäre gleichermaßen enttäuschend.
Stimmen der Empörung
In den sozialen Medien häufen sich bereits kritische Stimmen. „Bozen, nicht Bolzano. Ihr seid die Studentenvertretung einer deutschsprachigen Universität“, schreibt ein empörter Nutzer auf Instagram. Andere werfen der ÖH Innsbruck vor, zur Marginalisierung der deutschsprachigen Minderheit in Südtirol beizutragen. Es sei ein Armutszeugnis, dass gerade eine studentische Vertretung so wenig Wert auf kulturelle Sensibilität lege.
Ein Imageschaden, der vermeidbar gewesen wäre
Für die ÖH Innsbruck könnte dieser Fauxpas zum Bumerang werden. Gerade in einer Zeit, in der Regionalität und kulturelle Identität wieder an Bedeutung gewinnen, hätte ein bewusster Umgang mit dem Namen „Bozen“ ein positives Signal gesetzt. Stattdessen bleibt ein fader Beigeschmack und die Erkenntnis, dass Sensibilität gegenüber der eigenen Geschichte wohl keine Priorität hat.
Es bleibt zu hoffen, dass die ÖH Innsbruck aus diesem Vorfall lernt und künftig sensibler mit den Tiroler Wurzeln umgeht. Denn eins steht fest: In Tirol sagt man Bozen – und daran sollte sich auch die Hochschülerschaft halten.






