von Alexander Wurzer 12.02.2025 08:11 Uhr

Diagnose nicht verstanden: Skandal im KH Brixen

Vergangenen Samstag musste eine Mutter in der Ersten Hilfe des Krankenhauses Brixen eine erschütternde Erfahrung machen, die nicht nur Fragen zur Patientenversorgung, sondern auch zur Missachtung der Zweisprachigkeitspflicht im Südtiroler Gesundheitswesen aufwirft. In einem emotionalen Facebook-Post machte sie ihrem Unmut Luft – und was sie schildert, ist ein handfester Skandal.

APA/dpa

Ein fieberkrankes Kind und eine verzweifelte Mutter

Am Freitagabend bekam die vierjährige Tochter der Mutter hohes Fieber. Nach einem Besuch bei der Kinderärztin, die zur Beobachtung und zur Gabe von Tachipirina (Paracetamol) riet, verschlechterte sich der Zustand des Kindes rapide. Trotz Medikamentengabe stieg die Körpertemperatur auf alarmierende 40,5 Grad. Voller Sorge rief die Mutter Samstagnacht die Rettung und fuhr mit ihrer Tochter ins Krankenhaus Brixen. Der Vater konnte sie nicht begleiten, da er sich um das zweite Kind kümmern musste.

Fehlende Sprachkenntnisse und respektloser Umgang

In der Notaufnahme schilderte die Mutter den Zustand ihrer Tochter. Die kleine Patientin wurde daraufhin in die Pädiatrie überwiesen. Dort wurde die Mutter von der diensthabenden Kinderärztin auf Italienisch begrüßt. Als die Mutter nachfragte, ob die Ärztin auch Deutsch spreche, erhielt sie die knappe Antwort: Nein, sie spreche nur Italienisch, Englisch oder Französisch.

Verzweifelt versuchte die Mutter, auf Italienisch zu erklären, was mit ihrem Kind los war. Doch die Barriere war groß. Die Ärztin wollte wissen, wie viel das Kind wiege. Als die Mutter sagte, dass sie das Gewicht ihrer Tochter nicht genau kenne, folgte eine herablassende Antwort: „Dann wird es Zeit, eine Waage für zu Hause zu kaufen.“

Anstatt sich einfühlsam um die besorgte Mutter zu kümmern, ließ die Ärztin jegliches Taktgefühl vermissen. Sie wog das Kind, untersuchte es, schrieb den Befund und erklärte ihn der Mutter – auf Italienisch. Was ihrem Kind genau fehlte, blieb ihr ein Rätsel, die Fachtermini überforderten sie. Als sie nachfragte, erhielt sie eine unfassbare Antwort: Sie solle es doch einfach „googeln“!

Zudem enthielt der ärztliche Befund eine Falschinformation: Darin wurde festgehalten, dass das Kind bereits eine Antibiotika-Therapie erhalte – was nicht der Wahrheit entsprach. Die Ärztin verabschiedete sich nicht einmal, sondern überließ die Mutter, die noch immer nicht wusste, was mit ihrem Kind los war, ihrem Schicksal. Zwei Krankenschwestern standen daneben und kicherten, anstatt zu helfen.

Eine Nacht der Angst und Verzweiflung

Die Mutter verließ das Krankenhaus, ohne eine klare Diagnose erhalten zu haben. Ihre Tochter hatte weiterhin 40,5 Grad Fieber. Die ganze Nacht saß sie am Bett des Kindes, voller Angst, dass sich der Zustand weiter verschlechtern könnte. Schlaf fand sie aus Sorge keinen.

Die gefährlichen Konsequenzen der Missachtung der Zweisprachigkeitspflicht

Dieser Vorfall zeigt auf erschreckende Weise, welche dramatischen Folgen die Missachtung der Zweisprachigkeitspflicht im Südtiroler Gesundheitswesen haben kann. Patienten haben ein gesetzlich verankertes Recht darauf, in ihrer Muttersprache behandelt und informiert zu werden. Doch immer häufiger wird dieses Recht missachtet.

Ein Vorfall wie dieser kann lebensgefährliche Konsequenzen haben. Ein Kind mit hohem Fieber benötigt schnelle, klare medizinische Anweisungen. Wenn eine verzweifelte Mutter aufgrund von Sprachbarrieren nicht versteht, welche Maßnahmen sie ergreifen muss, wird nicht nur ihre Unsicherheit verstärkt – es kann auch fatale Folgen für das Kind haben.

Mangelnde Deutschkenntnisse im Südtiroler Sanitätsbetrieb sind ein systematisches Problem

Das Problem ist kein Einzelfall. Bereits 2024 warnte der Landtagsabgeordnete Hannes Rabensteiner von der Süd-Tiroler Freiheit davor, dass immer mehr deutschsprachige Bürger im Sanitätswesen benachteiligt werden. In einer Pressemitteilung vom 12. Oktober 2024 listete er auf, dass die Landesregierung im Vorjahr beschlossen hatte, dass der Sanitätsbetrieb bei 300 Stellen von der gesetzlichen Proporzregelung abweichen dürfe. Noch gravierender: Laut Generaldirektor Christian Kofler arbeiten derzeit 500 Mitarbeiter im Südtiroler Sanitätsbetrieb, ohne über einen Zweisprachigkeitsnachweis zu verfügen.

Die Situation verschärft sich weiter: In einigen Stellenanzeigen wird laut Rabensteiner mittlerweile sogar explizit hervorgehoben, dass kein Zweisprachigkeitsnachweis erforderlich sei! Ein unfassbarer Skandal, der zeigt, dass die Rechte der deutschsprachigen Bevölkerung sehenden Auges ignoriert werden.

Die Politik muss endlich handeln!

Es kann nicht sein, dass deutschsprachige Bürger in Südtirol im Gesundheitswesen zunehmend als Patienten zweiter Klasse behandelt werden. Dieser Vorfall im Krankenhaus Brixen muss Konsequenzen haben! Die Zweisprachigkeitspflicht ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um eine sichere medizinische Versorgung für alle Bürger zu gewährleisten.

Diese Mutter hat nach eigenen Aussagen Angst, im Notfall wieder das Krankenhaus aufzusuchen. Sie schläft kaum noch, weil sie von der Ärztin träumt, die sie und ihrer Tochter ohne Kenntnis der Diagnose entließ. Ein derart respektloses und empathieloses Verhalten von medizinischem Personal ist inakzeptabel und gefährlich.

Es ist höchste Zeit, dass die politisch Verantwortlichen endlich Maßnahmen ergreifen, um die Einhaltung der Zweisprachigkeitspflicht im Gesundheitswesen sicherzustellen. Die Bürger haben ein Recht darauf, verstanden zu werden – besonders dann, wenn es um Leben und Tod geht. Denn eines steht fest: Ein Gesundheitssystem, das Patienten nicht versteht, kann sie nicht retten.

Meldung einer Verletzung der Zweisprachigkeitspflicht

Bürger, die von einer Verletzung der Zweisprachigkeitspflicht betroffen sind, oder denen eine solche Verletzung auffällt, können sich an das Amt für Landessprachen und Bürgerrechte wenden und die Verletzung melden.

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