Fratelli d’Italia und ihre Geschichtsverfälschung

Die Anfrage: Verklärte Fakten und polemische Zuspitzung
In ihrer Anfrage behaupten die beiden Exponenten der Fratelli d’Italia: „Die Autonomie in Südtirol wurde trotz des Terrorismus und nicht wegen des Terrorismus erreicht.“ Sie bezeichnen die Freiheitskämpfer des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) und Ein Tirol pauschal als Terroristen und verweisen auf tragische Opfer wie auf der Porzescharte 1967. Dabei erwähnen sie nicht, dass die Freiheitskämpfer nachweislich nicht die Urheber des Anschlags auf der Porzescharte waren.
Einseitige Verurteilung: Die gezielte Provokation
Diese rhetorische Attacke hat klare Ziele: die Degradierung des Südtiroler Freiheitskampfes und eine Spaltung innerhalb der Landesregierung. Dabei verschweigen Scarafoni und Galateo bewusst die Vorgeschichte dieses Kampfes. Ohne die systematische Unterdrückung der deutschen und ladinischen Minderheit durch das faschistische Italien – Zwangsitalianisierung, Sprachverbote und die gezielte Entmündigung der Südtiroler Bevölkerung – wäre es nie zu einem Widerstand gekommen. Die Freiheitskämpfer kämpften nicht für Chaos, sondern für Würde, Identität und das Überleben ihrer Kultur.
Die Freiheitskämpfer: Helden, keine Terroristen
Die Südtiroler Freiheitskämpfer als „Terroristen“ zu brandmarken, ist nicht nur eine Geschichtsklitterung, sondern eine Beleidigung all jener, die ihre Heimat verteidigten. Sepp Kerschbaumer, ein Symbol des Widerstands, wurde von den Fratelli d’Italia in einem Atemzug mit Verbrechern genannt. Dabei war sein Kampf ein verzweifelter Versuch, die Rechte einer unterdrückten Bevölkerung wiederherzustellen. Seine Aktionen richteten sich gegen Symbole der Macht, nicht gegen unschuldige Zivilisten. Er und seine Mitstreiter trugen die Verantwortung für die internationale Aufmerksamkeit, die letztlich den Weg zur Autonomie ebnete.
Die Autonomie: Ohne Freiheitskampf undenkbar
„Die Autonomie wurde trotz des Terrorismus erreicht“ – ein Satz, der in seiner Ignoranz kaum zu übertreffen ist. Ohne den Widerstand der Freiheitskämpfer hätte Italien niemals ernsthaft über eine Autonomieregelung nachgedacht. Der Kampf zwang die internationale Gemeinschaft, auf die Situation in Südtirol zu blicken und die Missstände anzuerkennen. Es waren die Aktionen des BAS, die den Weg für das Autonomiestatut ebneten – eine Errungenschaft, die heute von allen gefeiert wird.
Die SVP: Jetzt ist Haltung gefragt!
Doch wo bleibt die SVP in diesem Disput? Als Regierungspartei, die ihre Wurzeln in der Verteidigung der Südtiroler Identität hat, darf sie nicht schweigen. Es ist ihre historische Verantwortung, den Freiheitskampf zu ehren und sich klar gegen die Diffamierungen der Fratelli d’Italia zu stellen. Ein Einknicken vor den Fratelli wäre nicht nur ein Verrat an der Geschichte, sondern auch ein Signal der Schwäche gegenüber einer Partei, die offensichtlich auf Eskalation setzt. Nicht zuletzt hat die Volkspartei auch die Pflicht, das Erbe von Silvius Magnago zu bewahren, der öffentlich darauf hingewiesen hat, dass das verbesserte zweite Autonomiestatut vor allem mithilfe der Anschläge der Freiheitskämpfer der 1960er Jahre erreicht worden ist.
Die SVP muss geschlossen handeln. Anstatt die provokanten Forderungen von Scarafoni und Galateo zu erfüllen, sollten sie den Freiheitskämpfern öffentlich Respekt zollen. Diese Männer und Frauen haben ihre Heimat mit Mut und Überzeugung verteidigt. Ihre Erinnerung zu ehren, ist keine Verherrlichung von Gewalt, sondern eine Würdigung von Menschen, die unterdrückt wurden und für ihre Freiheit eintraten.
Schluss mit der Polemik der Fratelli
Die Fratelli d’Italia mögen in Rom mit ihren Provokationen punkten, in Südtirol wird diese Geschichtsverfälschung nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Die Südtiroler Bevölkerung kennt ihre Geschichte – und ihre Helden. Es ist an der Zeit, dass die SVP ebenso mutig handelt wie die Freiheitskämpfer, denen sie so viel zu verdanken hat.






