Alfons Benedikter – Ein treuer Sohn Tirols

Frühe Jahre und Ausbildung
Alfons Benedikter erblickte am 14. März 1918 in Pettneu am Arlberg das Licht der Welt. Bereits in jungen Jahren erlebte er die Schrecken des Faschismus und entwickelte dadurch ein tiefes politisches Bewusstsein. Nach seiner Kindheit in Schlanders sowie dem späteren Schulabschluss entschloss er sich zum Studium der Rechtswissenschaften in Neapel. Darüber hinaus erlernte er neben dem Studium auch die russische Sprache, da er davon überzeugt war, dass Russisch nach Englisch die zweitwichtigste Weltsprache sei.
Alfons Benedikter als Gymnasiast im Jahr 1936 – Foto: Familienarchiv Benedikter
Während des Zweiten Weltkriegs diente Benedikter in der deutschen Wehrmacht. Nach Kriegsende kehrte er 1945 nach Südtirol zurück und übernahm schnell eine führende Rolle in der Südtiroler Volkspartei. Sein Einsatz für seine Heimat war von Beginn an von einem klaren Ziel geprägt: der Selbstbestimmung Südtirols.
Alfons Benedikter im Herbst 1945 – Foto: Familienarchiv Benedikter
Politisches Wirken im Südtiroler Landtag
In den Jahren von 1948 bis 1998 war Benedikter Mitglied des Südtiroler Landtags und prägte über fünf Jahrzehnte hinweg die Politik der Region entscheidend mit. Er begann seine politische Laufbahn in der Südtiroler Volkspartei, wechselte jedoch in den letzten zehn Jahren zu Eva Klotz‘ Union für Südtirol. Trotz der internationalen Vereinbarungen, die Südtirol nach dem Zweiten Weltkrieg Autonomierechte zusicherten, musste Benedikter erkennen, dass diese Vereinbarungen von Italien nicht immer eingehalten wurden. Aus diesem Grund kämpfte er stets gegen die Selbstaufgabe seiner Landsleute und für die Stärkung ihrer Rechte.
Von 1988 bis 1998 saß Alfons Benedikter gemeinsam mit Eva Klotz im Südtiroler Landtag – Foto: Familienarchiv Benedikter
Seine Einflussnahme erstreckte sich weit über die Grenzen Südtirols hinaus. Als Landeshauptmannstellvertreter unter Silvius Magnago spielte er eine zentrale Rolle in den Verhandlungen mit Rom und war maßgeblich an der Ausarbeitung von Gesetzen beteiligt, die die Autonomie Südtirols stärkten. Seine umfassenden Kenntnisse des Verfassungs- und Verwaltungsrechts verschafften ihm in diesen Verhandlungen einen großen Vorteil. Darüber hinaus vertrat er die Südtiroler Interessen als Sachverständiger bei den österreichischen UN-Delegationen.
Alfons Benedikter, der Verfechter der Südtiroler Rechte, bei einer Rede in Rom – Foto: Familienarchiv Benedikter
Konflikt mit Silvius Magnago
Ein entscheidender Moment in Benedikters politischer Laufbahn war der Konflikt mit Landeshauptmann Silvius Magnago im Jahr 1969. Der Streit drehte sich um das „Paket“, das eine Reihe von Autonomierechten für Südtirol festlegte. Magnago drängte auf eine rasche Annahme des „Pakets“, während Benedikter und seine Parteikollegen Joachim Dalsass und Hans Dietl in einer Kampfschrift vor einem Verzicht auf eine weitergehende Regionalautonomie warnten. Trotz der knappen Zustimmung zum „Paket“ setzte sich Benedikter sozusagen als „Chefunterhändler“ in Rom weiterhin für die Rechte seiner Landsleute ein und spielte eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung der Durchführungsbestimmungen.
Alfons Benedikter mit Silvius Magnago und dem vor kurzem verstorbenen Eppaner Bürgermeister Erwin Walcher – Foto: Familienarchiv Benedikter
Austritt aus der Südtiroler Volkspartei
Ende der 1980er-Jahre kam es erneut zu Differenzen, als die Autonomieverhandlungen vor ihrem Abschluss standen. Benedikter warnte vor einem überstürzten Abschluss und kritisierte die inhaltlichen Mängel des Pakets sowie die fehlende internationale Absicherung. Auch erhielt er, obwohl er bei den Südtiroler Landtagswahlen 1988 am siebtmeisten Vorzugsstimmen für sich verbuchen konnte, vom neuen Landeshauptmann Luis Durnwalder keinen Platz in der Landesregierung. Diese Differenzen führten zu Benedikters Austritt aus der Südtiroler Volkspartei. Überdies wechselte er in die Opposition und setzte seine Kritik am Verzicht auf Selbstbestimmung und Autonomie fort.
Zusammen mit Eva Klotz und Gerold Meraner veröffentlichte er eine Broschüre, in der er sowohl die Südtiroler Volkspartei als auch die Republik Österreich für ihren Umgang mit der Südtirolfrage kritisierte. Zu den ungelösten Problemen zählten unter anderem die Ortsnamensfrage (Toponomastik) und die schwache Rechtswahrung in Bezug auf das Selbstbestimmungsrecht.
Beratertätigkeit und Rückzug aus der Politik
Trotz seines Austritts aus der Volkspartei blieb Benedikter politisch aktiv. Auf Bitten der FPÖ fungierte er als Berater in Südtirolfragen und nahm 1992 an den Beratungen eines österreichischen Parlamentsausschusses zur Streitbeilegung teil. Auch der renommierte Völkerrechtler Felix Ermacora war an diesen Beratungen beteiligt, und die Argumente der beiden Experten flossen in die Beschlussfassung des österreichischen Nationalrats ein.
Im Jahr 1998 zog sich Benedikter schließlich aus der aktiven Politik zurück, blieb jedoch bis zu seinem Lebensende ein wachsamer und kritischer Beobachter des politischen Geschehens in Südtirol.
Mit Bruno Hosp und Silvius Magnago bei der Verleihung des Heimatpreises 2000 – Foto: Familienarchiv Benedikter
Ein bleibendes Erbe
Alfons Benedikter, der am 3. November 2010 im Alter von 92 Jahren starb, hinterließ ein bedeutendes politisches Erbe in Südtirol. Er war ein Mann von außergewöhnlichem Fachwissen und Format, dessen unermüdlicher Einsatz für die Rechte seiner Landsleute bis heute nachwirkt. Leider wird das von ihm mitgestaltete Autonomiemodell immer wieder durch politische Unzulänglichkeiten ausgehöhlt. Politiker vom Format eines Alfons Benedikter sind selten geworden, doch sein Name wird in Tirol in ehrenvoller Erinnerung bleiben.
von Andreas Raffeiner
Alfons Benedikter kurz vor seinem Tod im Jahr 2010 – Foto: Familienarchiv Benedikter






