von red 02.09.2024 13:47 Uhr

Alte Tirolensien neu gelesen (Teil 3)

Quellen zur Steuer-, Bevölkerungs- und Sippengeschichte des Landes Tirol im 13., 14. und 15. Jahrhundert, eine Festgabe zum 80. Lebensjahre Oswald Redlichs, konzentriert sich unter anderem auf unterschiedliche Aspekte der Steuererhebung und Bevölkerungsentwicklung in Tirol. Außerdem geht es auch um Namenstudien welche dazu beitragen, die kulturellen und sprachlichen Entwicklungen während des Mittelalters besser zu begreifen. Eine Rezension von Andreas Raffeiner.

Das zu rezensierende Werk Quellen zur Steuer-, Bevölkerungs- und Sippengeschichte des Landes Tirol im 13., 14. und 15. Jahrhundert wurde 1939 als Festgabe zu Ehren des Historikers Oswald Redlich zu dessen 80. Geburtstag als Band 44 der Schlern-Schriften im Universitätsverlag Wagner in Innsbruck veröffentlicht. Diese Sammlung, bearbeitet von mehreren Geschichtswissenschaftlern, ist von großer Bedeutung für die Erforschung der Steuer- und Bevölkerungsgeschichte Tirols während des Mittelalters. Mit einem Umfang von 311 Seiten bietet das Buch eine detaillierte und interessante Darstellung der gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse Tirols vom 13. bis zum 15. Jahrhundert und stellt auf diese Weise eine unerlässliche Quelle für die historische Forschung dar.

Tiefe Einblicke in Zusammensetzung und Größe bäuerlicher Familien

Das Buch konzentriert sich auf unterschiedliche Aspekte der Steuererhebung und Bevölkerungsentwicklung in Tirol. Ein Schwerpunkt liegt auf der statistischen Erfassung von Haushalten und Familien, die durch die Analyse von Steuerlisten aus den Jahren 1312 und 1427 beleuchtet wird. Diese Untersuchungen geben tiefe Einblicke in die Zusammensetzung und Größe bäuerlicher Familien sowie in die steuerlichen Pflichten der Bevölkerung in diesem Zeitabschnitt.

Entwicklung gewisser Familiennamen in Tirol

Ein weiterer zentraler Aspekt des Sammelbandes ist die Entstehung und Verbreitung von bäuerlichen Bei- und Sippennamen, die in den Steuerlisten und Verzeichnissen dieser Zeit dokumentiert sind. Die Namensforschung wird hier als bedeutungsvolles Werkzeug zur Rekonstruktion sozialer Strukturen genutzt und zeigt, wie sich gewisse Familiennamen und ihre Träger in verschiedenen Landesteilen Tirols entwickelten.

Analyse von Tauf- und Rufnamen

Zudem widmet sich das Werk auch der Analyse von Tauf- und Rufnamen, die in Steuerbüchern und anderen amtlichen Verzeichnissen des geografisch klar abgesteckten Gebietes festgehalten wurden. Diese Namenstudien tragen dazu bei, die kulturellen und sprachlichen Entwicklungen während des Mittelalters besser zu begreifen. Auch hier wird klar, wie eng die Namensgebung mit sozialen und wirtschaftlichen Faktoren verbunden war.

Unverzichtbare Ressource für heimatgeschichtliche Forschung

Der lesenswerte Sammelband enthält außerdem ausführliche Transkriptionen und Untersuchungen von Steuerverzeichnissen aus den Gerichtsbezirken wie beispielsweise Imst, Landeck, Passeier und den Vintschgau. Diese Listen bieten einen tiefen Einblick in die Steuererträge und damit in die wirtschaftlichen Grundlagen des Gebietes. Die akkurate Bearbeitung und Kommentierung dieser Quellen durch renommierte Historiker wie Otto Stolz, Karl Dörrer und Hans Bachmann macht das Werk, auch wenn es mehr als 80 Jahre alt ist, zu einer unverzichtbaren Ressource für die heimatgeschichtliche Forschung.

Militärische Organisation und Wehrkraft Tirols

Des Weiteren werden im Buch die Musterungsregister und die Zählungen von Feuerstätten und Wehrmannschaften aus dem 15. Jahrhundert behandelt. Diese Aufzeichnungen sind von außerordentlichem Interesse, da sie keineswegs nur demografische Daten liefern, sondern auch Hinweise auf die militärische Organisation und Wehrkraft Tirols geben und die Kombination gesellschaftspolitischer Formationen des Landes zeichnen.

Die im Werk enthaltenen Verzeichnisse und Gesetzestexte, die aus den Archiven der Tiroler Gerichtsbezirke stammen, werden durch umfangreiche Einführungen und Erläuterungen ergänzt, die den geschichtlichen Zusammenhang und die Wichtigkeit dieser Dokumente für die Steuer- und Bevölkerungsentwicklung deutlich machen. Ferner erleichtern ein umfangreicher Orts- und Sippennameweiser sowie ein Sachweiser die Nutzung des Bandes als Nachschlagewerk.

Alles in allem stellt das zu besprechende Buch, das nur noch über ein Antiquariat bezogen werden kann, eine wertvolle Quelle zur Erforschung der Steuer-, Bevölkerungs- und Namensgeschichte Tirols im Mittelalter dar. Es bietet Historikern und anderen Interessierten eine fundierte Grundlage zur Untersuchung der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen des Gebietes an Etsch und Inn in einer Zeit des Wandels und der Festigung regionaler Strukturen.

von Andreas Raffeiner

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Mehrere Autoren: Quellen zur Steuer-, Bevölkerungs- und Sippengeschichte des Landes Tirol im 13., 14. und 15. Jahrhundert. Festgabe zum 80. Lebensjahre Oswald Redlichs (Schlern-Schriften, Bd. 44), Innsbruck 1939.

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