von ag 29.08.2024 10:51 Uhr

Sonderklasse in Bozen: Richtungsweisendes Projekt?

Der Fall der Bozner Goetheschule ist in aller Munde. Bekanntlich sollen dort im neuen Schuljahr Erstklässler, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, in einer eigene Klasse untergebracht werden. Kinder der deutschen Muttersprache würden somit in ihrem Lernfortschritt nicht eingeschränkt werden. Doch der Bildungslandesrat will von diesem Projekt nichts wissen und pocht auf die inklusive Schule. Doch wäre dies nicht ein erster Schritt in die richtige Richtung?

APA/THEMENBILD

Dass Kinder mit Lernschwächen oder Kinder mit Beeinträchtigungen in den Schulunterricht integriert werden sollen, steht außer Frage. Wenn jedoch der Großteil einer Klasse der deutschen Sprache nicht mächtig ist und kein Wort versteht, so sieht die Situation anders aus. Für die deutschsprachige Bevölkerung in Südtirol und vor allem für Volksschüler stellt dies ein ernstzunehmendes Problem dar.

Die inklusive Schule, die darauf abzielt, Schüler mit unterschiedlichen Hintergründen, Fähigkeiten und Bedürfnissen gemeinsam zu unterrichten, kann eine wertvolle und positive Erfahrung für alle Beteiligten sein. Sie fördert Diversität, Toleranz und das Verständnis füreinander. Dennoch gibt es Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Südtirol, die berücksichtigt werden müssen.

Erlernen der Muttersprache als primäres Ziel

In einer Zeit der ständigen Entwicklung und des Fortschritts ist es besonders wichtig, dass Kinder eine solide und gefestigte Ausbildung in ihrer Muttersprache erhalten. Für Kinder im Grundschulalter sollte dies ohnehin das vorrangige Ziel sein. Wenn aber in einer Klasse viele Schüler Deutsch als Zweitsprache sprechen oder gar nicht beherrschen (vor allem in den Städten), kann ein Modell, wie es an der Goetheschule in Bozen geplant ist, von Vorteil sein. Andernfalls könnte das Lernklima negativ beeinflusst werden, weil Kinder mit Deutsch als Muttersprache nicht vorankommen und eingebremst werden, während andere eine Sprache von Grund auf neu erlernen müssen.

Zustimmung und Ablehnung innerhalb der SVP

SVP-Landessekretär Harald Stauder und SVP-Obmann Dieter Steger äußern sich grundsätzlich positiv und wollen die eigene Klasse für Kinder ohne Deutschkenntnisse. Gegenwind kommt von Seiten des Bildungslandesrates Achammer, der auf die inklusive Schule pocht. Laut Achammer gebe es auch keine gesetzliche Grundlage für Sonderklassen, weder auf Landes- noch auf Staatsebene. Stattdessen wird an die verpflichtenden Beratungen und Kurse für Eltern von Kindern mit Sprachproblemen erinnert.

Richtungsweisendes Projekt

Die Herausforderungen in Klassen, wo deutschsprachige Schüler in der Minderheit sind, bringen in Südtirol große Herausforderungen mit sich. Es ist jedoch ebenso wichtig hervorzuheben, dass kulturelle Vielfalt auch große Chancen bietet, wie z. B. die Förderung von Toleranz und globalem Denken. Es kommt darauf an, wie Schulen und Lehrkräfte mit diesen Herausforderungen umgehen und welche Unterstützung sie erhalten. Im Hinblick auf die Situation der Bozner Goetheschule muss aber auch den Kindern deutscher Muttersprache ein Recht auf Unterricht auf ihrem Niveau eingeräumt werden. Insofern erscheint das angedachte Projekt als ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

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