Mühlbacher Klause: Der stille Wächter des Pustertals

Im Jahr 1271 markierte dieser Ort die Grenze zwischen den Grafschaften Görz und Tirol. Aus diesem Grund ließ Meinhard II. von Tirol die Mühlbacher Klause errichten. Die ursprüngliche Sperranlage befand sich etwa 600 Meter westlich des heutigen Standorts und bestand aus einer langen Sperrmauer und zwei Türmen. Diese „Alte Klause“ folgte dem typischen Bauplan mittelalterlicher Talsperren und wurde aus gleich großen, nur minimal bearbeiteten Bachsteinen errichtet, die regelmäßig geschichtet wurden. Die heute noch erhaltene „Neue Klause“ wurde von Herzog Sigmund von Tirol erbaut und zeichnet sich durch Rundtürme an den Ecken aus.
Die Festung liegt am schmalen Talabschnitt des Rienzflusses, was sie zu einem idealen Ort machte, um den Durchgang zu kontrollieren und Zölle zu erheben. Über Jahrhunderte hinweg war sie Schauplatz zahlreicher Konflikte und Belagerungen, bei denen sie stets als unüberwindbare Barriere galt. Die Mühlbacher Klause war also nicht nur ein militärischer Stützpunkt, sondern auch ein Symbol für die Macht und den Einfluss ihrer Besitzer.
Die Mühlbacher Klause von Innen – Foto: UT24/ag
Verteidigungslinie für Tirol
Die Mühlbacher Klause war Teil einer Reihe von Verteidigungsanlagen, die Tirol gegen Eindringlinge schützten. Sie fungierte als erste Verteidigungslinie gegen Angriffe aus dem Osten und Südosten. Besonders während der kriegerischen Auseinandersetzungen im Mittelalter war die Mühlbacher Klause ein zentraler Punkt in der Verteidigungsstrategie Tirols.
Im 15. Jahrhundert, als die Gefahr durch osmanische und andere angreifende Armeen zunahm, wurde die Klause weiter verstärkt. Sie war so konzipiert, dass sie auch modernen Belagerungstechniken standhalten konnte, und wurde zu einem Symbol für den Widerstandswillen Tirols. Durch Kämpfe im Jahre 1703 (Spanischer Erbfolgekrieg) und 1809 (Tiroler Erhebung gegen die bayrische Besatzung) wurde die Festung stark beschädigt.
Die Klause wurde aber dennoch nie abgerissen, auch wenn sie den regen Verkehr ins Pustertal oftmals eher behinderte, denn die Staatsstraße führte bis 1994 durch die Burganlage.
Bilder aus den 1930er Jahren – Foto: UT24/ag
Franzosenkriege
Während der Koalitionskriege zwischen Napoleon und den verbündeten Österreichern, Preußen und Russen war die Mühlbacher Klause immer wieder Schauplatz von Kämpfen. Besonders heftig wurde die Klause im November 1809 umkämpft, als der französische General Rusca hier auf die Tiroler Landwehr traf. Auch für den 7. Oktober 1813 sind schwere Kämpfe zwischen den in der Klause stationierten Franzosen bzw. Bayern und den aus dem Pustertal anrückenden Tirolern unter General Fenner belegt. Bei diesen Kämpfen brannte ein Großteil der Gebäude nieder.
Bild, welches die Zeit der Koalitionskriege darstellen soll – Foto: UT24/ag
Wirtschaftliche Bedeutung durch Zollstation
Neben ihrer militärischen Funktion war die Mühlbacher Klause auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Tirol. Die Festung diente als Zollstation, an der Händler, die durch das Pustertal reisten, Abgaben entrichten mussten. Diese Zolleinnahmen waren eine wichtige Einkommensquelle für die Landesfürsten und trugen zur Finanzierung der Verteidigung und Verwaltung Tirols bei.
Symbol der Tiroler Identität
Die Mühlbacher Klause verkörpert auch die Unabhängigkeit und den Freiheitswillen Tirols. In einer Region, die oft von mächtigen Nachbarn bedrängt wurde, war die Klause ein Zeichen der Wehrhaftigkeit und des Widerstandes. Sie steht als Symbol für die lange Geschichte Tirols, in der das Land immer wieder seine Unabhängigkeit behaupten musste. Diese historische Bedeutung hat die Klause bis heute bewahrt, und sie ist ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes Tirols.
Der sogenannte „Vintler Torturm“ von Innen – Foto: UT24/ag
Öffnungszeiten und Führungen
Die mittelalterliche Festung ist bis Mitte Oktober für Besichtigungen und Führungen geöffnet. Diese finden donnerstags vormittags von 09:30 bis 10:30 Uhr und von 10:45 bis 11:45 Uhr sowie nachmittags von 14:30 bis 15:30 Uhr und von 15:45 bis 16:45 Uhr statt. Bei Regen finden keine Führungen statt. Es gibt keinen festen Eintrittspreis, lediglich einen Unkostenbeitrag/Spende von vier Euro.






