von hz 21.08.2024 17:57 Uhr

Südtiroler Luca Clara ist „Karnisches Ungetüm“ – UT24-Interview

Der 24-jährige Hobbyläufer aus dem Eisacktal hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen unter den Trail-Runnern Südtirols und darüber hinaus gemacht. Luca Clara hat am vergangenen Wochenende seinen bisher größten Erfolg gefeiert. UT24 hat mit dem Klausner, welcher von einem österreichischen Team unterstützt wird, über seine sportliche Karriere gesprochen.

Luca Clara beim Zieleinlauf des Karnischen Ungetüms in Kötschach-Mauthen (Kärnten) - Fotos: KK/Karnisches Ungetüm

Das Karnische Ungetüm (KUT80) ist eine Laufveranstaltung im Ultradistanzbereich, startet in Sillian (Osttirol), führt entlang des Karnischen Höhenweges und endet in Kötschach-Mauthen (Kärnten). Dabei gilt es 75 Kilometer und 5.200 Höhenmeter „in one go“ zu absolvieren. Gestartet wird um Mitternacht. Zum Großteil verläuft das Rennen über alpines Gelände, in dem Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, überdurchschnittliche körperliche Fitness und Erfahrung bei Langstreckenbewerben dringend angeraten werden. Zusätzlich können Witterungsbedingungen und die Nachtsicht den Lauf zusätzlich erschweren, heißt es vom Veranstalter.

Luca Clara (24) aus Klausen war schon immer ein sportlicher Junge, hat in seinen Jugendjahren Fußball gespielt und war auch ein talentierter Skifahrer. Vor einigen Jahren begann er mit dem Trail-Running und nahm fortan immer wieder an verschiedenen Läufen teil. Am vergangenen Wochenende nahm er zum ersten Mal an einem Ultradistanz-Rennen mit 75 Kilometern teil und hat den extremen Wettbewerb auf Anhieb gewonnen. Nach gut elf Stunden erreichte er als Erster das Ziel in Kärnten und sicherte sich so den Titel des „Karnisches Ungetüms“.

UT24: Herr Clara, zunächst herzlichen Glückwunsch zu dieser außerordentlich hervorragenden Leistung! Erzählen Sie uns, wie Sie dieses Rennen angegangen sind.

Luca Clara: Vielen Dank für den Glückwunsch! Es war für mich überhaupt eine neue Erfahrung, denn diese Distanz von 75 Kilometern habe ich vorher noch nie in einem Wettkampf absolviert. Ich wollte daran teilnehmen, weil ich mich gut gefühlt habe, doch trotzdem hatte ich großen Respekt. Ich kannte vorher auch die Strecke noch nicht, aber oft ist es besser den Weg nicht zu kennen, dann macht man sich weniger Gedanken. Auch einen Rennstart um Mitternacht hatte ich vorher noch nie.

UT24: Wie haben Sie sich auf diesen Wettkampf vorbereitet?

Clara: Ich war die Woche vorher viel auf den Bergen unterwegs. Dabei habe ich versucht, immer lange Distanzen zu machen und viele Höhenmeter zu sammeln. So habe ich generell viele Stunden auf den Bergen verbracht. Die Tage vor dem Rennen habe ich dann viele Kohlenhydrate gegessen und viel getrunken.

Luca Clara macht eine kurze Rast auf der Sieben-Seen-Wanderung in Ridnaun – Foto: Nando Clara

UT24: Wie kann man sich so einen extremen Wettbewerb im Ultradistanzbereich vorstellen? Wie verläuft der Start und gibt es zwischendurch auch Pausen?

Clara: Ich habe das Rennen um Mitternacht in Sillian mit einem langsamen Laufen begonnen. Etwas später, wenn es bergauf geht, wird ins Gehen gewechselt. Auf dem Karnischen Höhenweg bin ich fast immer gelaufen. Auf der gesamten Strecke gibt es sechs Stationen, wo man eine Kleinigkeit essen und trinken kann: Sillianerhütte, Obstanserseehütte, Filmoorhütte, Porzehütte, Hochweißsteinhaus und Wolayerseehütte. Ich bin meistens nur kurz stehengeblieben und habe Wasser getrunken. Außerdem hatte jeder Läufer einen Chip am Schuh, so konnte man ihn über ein Live-Tracking jederzeit verfolgen.

UT24: Wie entwickelte sich das Rennen dann? Warst du von Anfang an im vorderen Feld?

Clara: Ja, ich war vom Start weg immer vorne dabei, bis wir irgendwann zu dritt das Führungstrio bildeten. Später waren wir dann nur noch zu zweit und nach der Porzehütte konnte ich mich von meinem Verfolger absetzen. Anschließend habe ich nur noch versucht, das Rennen zu kontrollieren und den Abstand zu halten.

UT24: Und Sie kamen dann als Erster nach gut elf Stunden in Kötschach-Mauthen ins Ziel. Wie groß war zum einen die Erleichterung, zum anderen die Überraschung für Sie selbst?

Clara: Natürlich war die Erleichterung groß und der Zieleinlauf gemeinsam mit den Krampussen zudem ganz nett. Mein Ziel war es, grundsätzlich das Ziel zu erreichen und ich hatte auch das Glück, keine Krämpfe oder Magenbeschwerden bekommen zu haben. So konnte ich immer meinen Rhythmus laufen. Ich war wirklich sehr überrascht, dass ich bei meiner ersten Teilnahme auf Anhieb dieses 75-Kilometer-Rennen mit den 5.200 Höhenmetern gewinnen konnte. Mein vorher längstes Rennen war der Rosengarten Schlern Sky Marathon mit seinen 45 Kilometern und 3.000 Höhenmetern. Dort holte ich in diesem Jahr den zweiten Platz hinter dem Profisportler Daniel Pattis.

Luca Clara beim Zieleinlauf des Karnischen Ungetüms in Kötschach-Mauthen (Kärnten) – Fotos: KK/Karnisches Ungetüm

UT24: ...und Sie sind ja nach wie vor ein Hobbysportler, da Sie einen Vollzeitberuf ausüben, richtig? Wie finden Sie da die Zeit, sich für die Rennen fit zu halten?

Clara: Ich bin bei der Agentur der Einnahmen beschäftigt und übe somit einen Vollzeitberuf aus, das ist richtig. Im Winter bin ich nebenher auch Skilehrer in der Skischule Vals-Jochtal. Fünf bis sechs Mal in der Woche absolviere ich nach der Arbeit ein Lauftraining von etwa 15-25 Kilometer, wobei ich nicht nur Trail-Runs mache, sondern auch im Flachen laufe. Am Wochenende unternehme ich meistens größere Runden mit dem Rennrad.

UT24: Seit einigen Jahren werden Sie von einem österreichischen Team unterstützt. Wie kam es dazu?

Clara: Seit 2020 laufe ich für das Martini Speed Team. Dabei handelt es sich um eine Gruppe, welche von Martini Sportswear unter anderem mit Material ausgerüstet und unterstützt wird. Sitz der Firma ist übrigens in Annaberg, wo auch Marcel Hirscher herkommt. Über mein Team bin ich gerade eben auch zur Teilnahme am Karnischen Ungestüm gekommen – eine Veranstaltung, die Martini Sportswear auch unterstützt. Teil dieser Gruppe bin ich durch meine verschiedenen Erfolge und Kontakte der vergangenen Jahre geworden.

Ich werde in Zukunft wahrscheinlich mehr längere Distanzen laufen, da ich mich dabei ganz gut fühle und ich momentan gut drauf bin. Auf alle Fälle habe ich meinen Sport gefunden!

Luca Clara (24) aus Klausen

Luca Clara beim Dolomites SASLONG Half Marathon in Gröden, wo er Gesamtzweiter hinter dem professionellen Skitourengeher und Bergläufer Alex Oberbacher geworden ist – Foto: Martini Sportswear

UT24: Wie geht es nun weiter? Welche sind Ihre nächsten Rennen?

Clara: Bereits am kommenden Samstagnachmittag nehme ich beim Südtiroler Erdäpfllauf im Pustertal teil. Der Start ist dabei in Bruneck und das Ziel in Sand in Taufers. Es sind knapp 18 Kilometer zu absolvieren. In den vergangenen Jahren war ich stets im vorderen Feld dabei, gewinnen konnte ich dieses Rennen allerdings noch nicht. Wie es aussieht, ist dieses Rennen von der Distanz her zu kurz für mich. (lacht) Ich werde in Zukunft wahrscheinlich mehr längere Distanzen laufen, da ich mich dabei ganz gut fühle und ich momentan gut drauf bin. Auf alle Fälle habe ich meinen Sport gefunden!

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