Ein erzwungenes Geständnis

Bozen, am 8.IX 61
An die SVP Bozen
Zu den Mißhandlungen beim Verhör in der Karabinierikaserne Meran, erlaube ich mir Ihnen folgendes mitzuteilen:
Am 13. Juli 1961 um zirka 4h Früh wurde ich in Goldrain (Vinschgau) in meinem elterlichen Hause verhaftet. Von dort aus führte man mich in die Karabinierikaserne von Meran dort began man soffort mich zu verhören. Mir wurden die unmöglichsten Sachen vorgeworfen, denen ich natürlich widersprach und sie verneinte. Darauf fing man an mich auf bestialischer und unmenschlicher Art mich zu mißhandeln. Ich berichte nun das Vorgehen der Karabinieri mir gegenüber:
Als ich die Kaserne betreten hatte, war ich von 5 Mann umstellt die auf mich zuschlugen und mir das Hemd vom Leibe rüssen. Dann stellte man mich zirka 2 Stunden vor einem großen Scheinwerfer da began dan erst die richtige Mißhandlung.
Leider verstand ich die Worte nicht, ich hate aber das Gefühl, daß sie mich aufs schärfste verhönten, beschimpften und sich über meinen zerschlagenen Körper lustig machten.
In den genanten Zustand legten sie mir ein auf italienisch verfastes Protokoll zur Unterschrift vor das ich nicht verstand. Ich sagte ihnen das, worauf sie wieder mich mit Schlägen und Mißhandlungen drohte. Wurde dan gezwungen, das vorgelegte Protokoll zu unterschreiben das ich auch bereitwillig tat um einmal diesen brutalen Vorgehen zu entgehen. Da ich mich bis heute immer noch nicht gut fühle, werde ich auch dies bezüglich eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft machen. Nach dem mir dies alles basiert ist glaube ich an einer Gerechtigkeit auf dieser Welt nicht mehr.
Was ich Ihnen hier geschrieben habe ist die volle Wahrheit.
Mit bestem Gruß zeichnet
Johann Oberhofer
Oberhofer wurde am 16. Juli 1964 in Mailand zu 9 Jahren Kerker verurteilt. Als der zu 15 Jahren und 11 Monaten verurteilte Sepp Kerschbaumer nach Verona verlegt wurde, setzte Johann Oberhofer eine noble Tat. Er meldete sich freiwillig ebenfalls zur Versetzung nach Verona, er wollte den von ihm wie einen Vater verehrten Kerschbaumer nicht alleine lassen.
Der obige Auszug stammt aus dem Buch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“ von Dr. Helmut Golowitsch.
Golowitsch, Helmut: Für die Heimat kein Opfer zu schwer. Folter-Tod-Erniedrigung. Südtirol 1961-1969. Edition Südtiroler Zeitgeschichte: Deutschland: Druckerei Brunner. 2009.
ISBN: 978-3-941682-00-9






