von lif 30.07.2024 13:58 Uhr

Ein Blick auf Südtirols Bevölkerung: Mehr Senioren, weniger Kinder

Das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) hat den demographischen Wandel in Südtirol aus bis zum Jahr 2022 analysiert. Dabei sind einige interessante aber auch drastische Daten rauszulesen. UT24 hat die Statistik in einem Artikel zusammengefasst. 

Bild von Mika48 auf Pixabay

Laut der Statistik ist Südtirols Bevölkerung im Laufe eines halben Jahrhunderts um fast 30 Prozent gestiegen, von 417.813 Einwohnern im Jahr 1972 auf 534.147 im Jahr 2022. Neben dem Anstieg der Einwohnerzahl haben sich auch die für die Bevölkerungsentwicklung maßgeblichen Komponenten wie Geburten, Sterbefälle und Wanderungen und damit die Bevölkerungsstruktur verändert. Dabei sticht vor allem die Alterung der Bevölkerung hervor.

Geburtenentwicklung in Südtirol

Im Vergleich zu vor 50 Jahren ist die Geburtenzahl in Südtirol deutlich gesunken, nämlich von 7.722 Geborenen im Jahr 1972 auf 4.912 im Jahr 2022, was einem Rückgang von 36,4 Prozent entspricht. Allerdings liegt die Geburtenzahl seit Anfang der 1980er Jahre bei etwa 5.000 Geburten. Die Geburtenrate erreichte 1965 ihr Maximum mit 24,2 Prozent und fiel bis 2022 auf 9,2 Kinder je 1.000 Einwohner.

Einflussfaktoren auf die Geburtenrate

Die sinkende Geburtenrate sei im Wesentlichen auf drei zusammenhängende Phänomene zurückzuführen: den sinkenden Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter, die Entwicklung der Fruchtbarkeitsziffer (durchschnittliche Kinderzahl je Frau) und den Aufschub der Mutterschaft. Frauen bringen im Durchschnitt immer weniger Kinder zur Welt und die Fruchtbarkeitsziffer sank von mehr als drei Kindern pro Frau im Jahr 1965 auf 2,6 im Jahr 1972 und unter den Schwellenwert von 2,1 Mitte der 1970er Jahre. 1995 erreichte sie mit 1,4 Kindern pro Frau ihren Tiefpunkt und stieg bis 2022 leicht auf 1,6 an. Gleichzeitig stieg das Durchschnittsalter einer Mutter bei der Geburt ihres Kindes von 30,6 Jahren im Jahr 2002 auf 31,8 Jahre im Jahr 2022.

Sterbefälle und Sterberate

In den vergangenen 50 Jahren hat die Zahl der Todesfälle in Südtirol tendenziell zugenommen, besonders in den vergangenen Jahren aufgrund der Covid-19-Pandemie. 1972 gab es 3.600 Todesfälle, in den Jahren vor der Pandemie rund 4.400. 2020 wurde die Rekordzahl von 5.447 Todesfällen verzeichnet, 2022 waren es 5.221. Die Sterberate, die die Zahl der Todesfälle ins Verhältnis zur Wohnbevölkerung setzt, lag 1972 bei 8,7 Prozent und erreichte 2020 mit 10,2 Prozent ihren Höchststand. 2022 lag die Sterberate bei 9,8 Prozent, was immer noch deutlich über den Werten vor der Pandemie liegt.

Bevölkerungsstruktur und Alterung

Das Durchschnittsalter der Südtiroler Bevölkerung stieg zwischen 2002 und 2022 von 39,5 Jahren auf 43,5 Jahre. Der Altersstrukturkoeffizient, der die ältere Bevölkerung (65 Jahre und älter) mit der jüngeren Bevölkerung (null bis 14 Jahre) ins Verhältnis setzt, zeigt eine Umkehrung: 1972 entfielen 33,4 ältere auf 100 jüngere Personen, 2022 waren es 131,8 ältere je 100 junge Menschen.

Lebenserwartung und Langlebigkeit

Die Lebenserwartung bei der Geburt gibt die Anzahl der Jahre an, die ein neugeborenes Kind voraussichtlich leben wird. Sie stieg zwischen 1974 und 2022 von 72 Jahren auf 83,4 Jahre. Frauen leben im Schnitt länger als Männer, allerdings nimmt dieser Abstand tendenziell ab. Im Jahr 2022 betrug die Lebenserwartung bei Männern 81,2 und bei Frauen 85,7 Jahre. Die Pandemie führte zu einem kurzfristigen Rückgang der Lebenserwartung, die jedoch 2021 und 2022 wieder leicht anstieg.

Geburten- und Wanderungsbilanz

Bis 2019 fiel die Geburtenbilanz, das heißt die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen, positiv aus. 2020 überstieg die Zahl der Sterbefälle aufgrund der Covid-19-Pandemie jene der Geburten. 2021 war die Geburtenbilanz wieder positiv, während sie 2022 erneut negativ war. In den 1970er Jahren ging die Geburtenbilanz stark zurück, von fast 4.700 im Jahr 1970 auf etwa 1.700 im Jahr 1979. Bis 2007 blieb das natürliche Wachstum mehr oder weniger konstant, danach nahm es ab, bis es im Jahr 2020 einbrach. Seit 2017 ist die Geburtenbilanz nur wegen der ausländischen Wohnbevölkerung wieder positiv.

Die Wanderungsbilanz, die die Differenz zwischen Zu- und Abwanderungen erfasst, zeigt, dass Südtirol seit den 1990er Jahren ein Einwanderungsland ist. 2022 betrugen die Wanderungsgewinne 1.699 Personen. Die meisten Eintragungen und Löschungen wegen Umzugs erfolgen von einer Südtiroler Gemeinde in eine andere. In den vergangenen 20 Jahren nimmt der Anteil der Menschen, die ihren Wohnsitz von anderen italienischen Gemeinden nach Südtirol verlegen, leicht zu, während der Anteil der Zuwanderungen vom Ausland schwankt. Die Quote der in Südtirol Ansässigen, die in andere italienische Gemeinden abwandern, ist bis 2018 in etwa gleichbleibend und nimmt danach leicht zu, während anteilsmäßig immer mehr Südtiroler ins Ausland ziehen. Daraus ergibt sich eine bis 2018 steigende und in der Folge sinkende Binnenwanderungsbilanz sowie eine tendenziell abnehmende Wanderungsbilanz mit dem Ausland nach dem Jahr 2007, als der Spitzenwert erreicht wurde.

Geschlechterverhältnis und Alterspyramide

Zum 31.Dezember 2022 lag der Anteil der weiblichen Bevölkerung leicht über jenem der männlichen: In Südtirol werden 269.399 Frauen gegenüber 264.748 Männern gezählt, was 50,4 Prozent bzw. 49,6 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. In den vergangenen 40 Jahren ist die männliche Bevölkerung jedoch etwas schneller gewachsen als die weibliche, wodurch sich ihr Abstand verringert hat. Dieses Phänomen wird noch deutlicher bei Betrachtung des Männer-Frauen-Verhältnisses: 1982 und 1992 entfielen 96,3 Männer auf 100 Frauen, 2002 und 2012 waren es 97, während das Männer-Frauen-Verhältnis im Jahr 2022 auf 98,3 Männern je 100 Frauen anstieg.

Eine Analyse der Bevölkerungsstruktur nach Altersklasse zeigt, dass die geschlechtsspezifische Verteilung variiert. Bis zur Altersklasse der 35- bis 39-Jährigen überwiegen die Männer, während sich im mittleren Alter beide Geschlechter in etwa die Waage halten. Ab der Altersklasse 65 bis 69 Jahre sind die Frauen in der Überzahl. In den nachfolgenden Altersklassen sinkt die Kennzahl mit zunehmendem Alter und erreicht bei den Menschen im Alter von 100 und mehr Jahren den Wert von 16,1 Männern je 100 Frauen. Dieses geschlechtsspezifische Ungleichgewicht bei der hochbetagten Bevölkerung ist auf die höhere Sterblichkeit der Männer zurückzuführen.

Einfluss der ausländischen Bevölkerung

Die ausländische Wohnbevölkerung ist in den vergangenen 20 Jahren von 16.271 im Jahr 2002 auf 52.647 im Jahr 2022 gestiegen. Das Durchschnittsalter der ausländischen Bevölkerung liegt bei 36,7 Jahren, das der Südtiroler bei 44,2 Jahren. Beim Vergleich der beiden Alterspyramiden wird deutlich, dass die ausländische Bevölkerung jünger ist als die inländische. Der Altersstrukturkoeffizient der ausländischen Bevölkerung zeigt, dass die Jüngeren (null bis 14 Jahre) viel zahlreicher sind als die Älteren (65 Jahre und älter). Im Jahr 2022 entfallen 40,3 ältere auf 100 jüngere Menschen. Der Altersstrukturkoeffizient der Bevölkerung mit italienischer Staatsbürgerschaft zeigt, dass die Zahl der älteren Menschen jene der jungen übersteigt: 2022 sind es 142,7 ältere je 100 junge.

Der Beitrag ausländischer Frauen an Südtirols Geburtenentwicklung hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt: Im Jahr 2002 kam von zehn Geburten ein Kind einer Ausländerin zur Welt, im Jahr 2022 sind es hingegen zwei Neugeborene. Im Gegensatz zu den Inländerinnen bringen Ausländerinnen mehr Kinder im jüngeren Alter zur Welt. Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer der ausländischen Frauen lag im Jahr 2022 bei 2,5 Kindern pro Frau, während sie bei den inländischen Frauen bei 1,6 Kindern lag. Während die Gesamtfruchtbarkeitsziffer bei den Frauen mit italienischer Staatsbürgerschaft leicht anstieg, ist sie bei den Ausländerinnen gesunken (2002 betrug sie 3,1 Kinder pro Frau).

Durchschnittsalter bei der Entbindung

Das Durchschnittsalter einer ausländischen Frau bei der Entbindung lag im Jahr 2022 bei 29,2 Jahren und das einer Inländerin bei 32,2 Jahren. Beide Werte sind in den vergangenen 20 Jahren gestiegen. Diese Entwicklung spiegelt den allgemeinen Trend wider, dass Frauen in Südtirol zunehmend später Mutter werden.

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