Steigende Geldüberweisungen von Migranten aus Südtirol

Die Heimatüberweisungen, also die Geldströme, welche Einwanderer in ihr Herkunftsland schicken, spielen eine bedeutende Rolle für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Zielländer. Die Weltbank schätzt, dass ihr Volumen im Jahr 2022 knapp 650 Milliarden Dollar betragen wird.
„Auch für Südtirol sind diese Geldströme von großer Bedeutung“, betont das Landesinstitut für Statistik.Im Jahr 2022 beliefen sich die Überweisungen aus Südtirol ins Ausland auf knapp 89 Millionen Euro. Angesichts der Tatsache, dass am 31. Dezember 2022 52.647 Ausländer in Südtirol ansässig waren, die 9,9 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten, sei es wichtig, die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen dieser Überweisungen zu analysieren, so das ASTAT in der Statistik.
Steigende Geldüberweisungen
In den vergangenen zehn Jahren gab es eine beachtliche Steigerung der Heimatüberweisungen aus Südtirol um 217,2 Prozent. 2022 stieg das Volumen im Vergleich zum Vorjahr um 10,8 Prozent. In Welschtirol wurde ebenfalls ein Anstieg verzeichnet, jedoch etwas moderater mit 119,5 Prozent in den vergangenen zehn Jahren und 10,7 Prozent im vergangenen Jahr. Auf gesamtstaatlicher Ebene betrug die Zunahme in den vergangenen zehn Jahren nur 20,2 Prozent, und im letzten Jahr 6,1 Prozent.
Zusammenhang mit der ausländischen Bevölkerung
Es gibt einen starken Zusammenhang (0,88) zwischen der steigenden Zahl der Ausländer in Südtirol und den wachsenden Geldüberweisungen. Trotz des Anstiegs der ausländischen Bevölkerung um 19,4 Prozent in den vergangenen zehn Jahren, wuchsen die Überweisungen wesentlich schneller (+217,2 Prozent).
Der Erwerb der italienischen Staatsbürgerschaft durch ausländische Personen könnte diese Entwicklungen beeinflusst haben. Seit 2013 wurden jährlich mehr als 1.000 neue Staatsbürgerschaften verliehen, was möglicherweise dazu führte, dass einige neue Staatsbürger weiterhin Geld ins Ausland schicken, obwohl sie statistisch nicht mehr als Ausländer erfasst werden.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Setzt man das Volumen der Heimatüberweisungen in Beziehung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2022, ergibt sich ein Wert von 0,31 Prozent. Das bedeutet, dass 3,10 Euro von 1.000 Euro nicht in Südtirol bleiben, sondern die Landes- und Staatsgrenzen überschreiten. Dieser Wert sei im Vergleich zum gesamtstaatlichen Durchschnitt (0,42 Prozent) jedoch niedrig.
Empfängerkontinente und -länder
2022 gingen die meisten Überweisungen (47,7 Prozent) aus Südtirol nach Asien, gefolgt von Afrika (24,8 Prozent), Europa (18,6 Prozent) und Amerika (8,9 Prozent). Die Zielländer waren vor allem Länder des indischen Subkontinents: Pakistan (23,2 Prozent), Bangladesch (elf Prozent) und Indien (8,9 Prozent). Auch in Welschtirol war Pakistan das führende Zielland (20,7 Prozent).
Veränderungen in den vergangenen zehn Jahren
Die Überweisungen nach Bangladesch (+862,6 Prozent), Pakistan (+561 Prozent) und Indien (+385,2 Prozent) sind in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen. Nigeria verzeichnete mit +1.503,1 Prozent die stärkste Wachstumsrate.
Pro-Kopf-Ãœberweisungen
Im Durchschnitt überweist jede in Südtirol ansässige ausländische Person jährlich 1.690 Euro in ihr Herkunftsland, was etwas höher ist als auf gesamtstaatlicher Ebene (1.597 Euro) und in Welschtirol (1.312 Euro). Die höchsten Pro-Kopf-Überweisungen gehen nach Asien (4.067 Euro), Amerika (3.237 Euro) und Afrika (3.029 Euro). Die niedrigsten Überweisungen verzeichnen Einwanderer aus Europa (518 Euro) und Ozeanien (737 Euro).
