SHB auf den Spuren von Eduard Reut Nicolussi

Dr. Kollmann stellte im Bus die Frage nach den Ursprüngen der zimbrischen Luserner und verwies auf eine historische Aufzeichnung um 1050 n. Chr. aus der bayrischen Staatsbibliothek von Benediktbeuern.
Diese berichtet von Bauern aus dem Herzogtum Baiern, die aufgrund einer Hungersnot nach Verona auswanderten. Vermutlich wurden sie wegen ihrer besonderen Fähigkeiten als Holzschnitzer und Zimmerleute sowie ihrer Fähigkeit zur Holzkohleherstellung angesiedelt, was für die Metallverarbeitung wichtig war.
Die napoleonischen Kriege und der spätere Assimilierungsdruck setzten den Zimbern stark zu. Zwischen 1820 und 1900 sank die Zahl der deutschen Ortschaften um 90 Prozent. Der Dolomitenkrieg und der Faschismus verschärften die Situation weiter, so Kollmann.
Empfang durch Altbürgermeister
Luis Nicolussi Castellan, Altbürgermeister von Lusern, empfing die Gäste herzlich vor dem Dokumentationszentrum und erinnerte an die Schrecken des Weltkrieges, der 1915 begann. Das erste Opfer war die 16-jährige Berta Nicolussi Zatta, die bei einem italienischen Granatenangriff schwer verletzt wurde und später verstarb.
Der Andreas Hofer Bund für Tirol zeichnete Luis Nicolussi Castellan mit einer Ehrenurkunde und der Ehrennadel in Gold aus. Obmann Wechselberger würdigte in einer kurzen Rede seine Verdienste um die bayrische Minderheit.
Ein leidenschaftlicher Vertreter Südtirols
Besucht wurde auch das Elternhaus von Eduard Reut Nicolussi, einem leidenschaftlichen Vertreter Südtirols. Er war Offizier der Tiroler Kaiserjäger und wurde 1919 in die konstituierende Nationalversammlung der Republik Österreich gewählt. Später setzte er sich im italienischen Parlament für seine Heimat ein, bis er 1927 nach Innsbruck floh und Professor an der Universität Innsbruck wurde. Als Gegner von Nationalsozialismus und Faschismus wurde er 1951 zum Rektor der Universität Innsbruck ernannt und blieb bis zu seinem Tod 1958 unter Beobachtung des demokratischen Italiens.
Das Mittagessen im Restaurant Ferdy, ehemals Gasthaus Andreas Hofer, war ein weiterer Höhepunkt der Reise. Die Wirtin Loredana erzählte in deutscher Sprache die Geschichte ihres Betriebes.
Abschließend besuchte die Gruppe die Festung in Lafraun, wo Karl Birti von der Stiftung Werk Gschwent die Entstehung und den Zweck der Festung erklärte. Die Festung wurde zwischen 1908 und 1912 erbaut und gehörte zu den sieben Sperrwerken des österreichisch-ungarischen Festungsriegels.
In Freundschaft verbunden
Mit vielen neuen Erkenntnissen über die Geschichte von Lusern trat die Gruppe abends die Heimreise an. Der SHB bleibt der zimbrischen Gemeinschaft in Freundschaft verbunden und wird sie weiterhin unterstützen.






