von hz 14.05.2024 13:41 Uhr

Eine Wallfahrt, die beeindruckt

Am gestrigen Montag hat die bereits traditionelle Nacht-Wallfahrt der Männer in Brixen stattgefunden. Ziel der Wallfahrt war die Stiftskirche im Kloster Neustift.
UT24 war mit dabei und Zeuge einer beeindruckenden Reise mit Hunderten von Männern aus ganz Südtirol.

Foto: UT24/hz

Um 21.00 Uhr begann die Nacht-Wallfahrt der Männer, welche jährlich am 13. Mai stattfindet und von der Katholischen Männerbewegung (kmb) organisiert wird (UT24 berichtete). Vor 37 Jahren fand sie zum ersten Mal statt. Start war wiederum beim Vinzentinum in Brixen. Hunderte Männer aus ganz Südtirol, welche teils mit großen Bussen angereist waren, nahmen den Fußweg zum Kloster Neustift auf sich. Viele von ihnen hatten Laternen mit, deren Lichter die Gläubigen in der Nacht begleiteten. Die diesjährige Wallfahrt orientierte sich am Tagesevangelium nach Joh 16,29–33 unter dem Motto „Habt Mut mitten in der Welt: damit ihr Frieden habt!“

Ich bin bereits 81 und nehme immer noch gerne an der Männer-Nachtwallfahrt teil. Mich beeindruckt, dass Hunderte Männer aus ganz Südtirol auch daran teilnehmen.

Mann (81) aus Vöran

An der Wallfahrt nahmen vorwiegend ältere Männer teil, was nicht zuletzt beim Beten aufgefallen ist: „Gegrüßt seischt du Maria voll der Gnaden, der Herr ischt mit dir. Du bischt gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ischt die Frucht deines Leibes, Jesus.“ Betend, singend und in Stille ging es über die Auenhausbrücke zum Weinbergweg und weiter über den Hartmannweg bis zum Kloster Neustift. Unterwegs luden Botschaften bzw. Fragen zum Nachdenken ein: Was kann ich machen um Friedensstifter zu sein? Oder wie beurteile ich meine Mitmenschen? Auf den letzten Metern begleiteten schöne Bläserklänge von Musikanten der Musikkapelle Neustift die Männer auf ihrem Weg.

Für mich war es nicht nur die erste Teilnahme an der Männer-Nachtwallfahrt, sondern ich hatte heute auch zum ersten Mal eine Hostie mit Messwein - bei uns wäre es bestimmt ein Gewürztraminer gewesen, aber ich schätze, hier war es eher ein Kerner oder ein Sylvaner.

Teilnehmer aus Tramin - im Anschluss an den Gottesdienst

Um kurz nach 22 Uhr endete die beeindruckende Reise oberhalb von Brixen in der Stiftskirche im Kloster Neustift und majestätische Orgelklänge begrüßten die Männer und eröffneten den Gottesdienst unter dem Vorsitz von Peter Kocevar. Der Vorsitzende der kmb, Georg Oberrauch, sprach in seinen Worten davon, dass Vieles in Bedrängnis sei. In Bedrängnis (biblischer Begriff für „Angst“) sei unter anderem die Natur, vor allem durch den ungebremsten Wachstumsglauben. In Bedrängnis seien Beziehungen, unter anderem durch Zeitmangel, Stress und Ablenkung durch soziale Medien. In Bedrängnis seien gesellschaftliche Werte unter anderem durch den Mangel an spirituellen Grundlagen und Orientierung. Es sind vor allem Männer, die durch Leistungsorientierung und Fixierung auf das Materielle zur „Bedrängung“ beitragen, sagt Georg Oberrauch. Durch die Orientierung an Jesus würden sich neue Möglichkeiten auftun: Gottesbeziehung schaffe spirituelles Geborgensein und nachhaltige Werte. Beziehungen im Freundeskreis und Familie schaffen Lebensqualität und Bereitschaft für eine gerechtere Rollenverteilung bei Erziehungs- und Pflege-Aufgaben.

Besonderheit bei der Kommunion und beim Schlusssegen

Eine Besonderheit war die Kommunion: die Empfänger hatten die Möglichkeit, den Leib Christi in das Blut Christi zu tauchen, sprich die Hostie in den Messwein zu tunken. Pfarrer Kocevar, der zum ersten Mal an der Männer-Nachtwallfahrt teilnahm, überraschte dann noch am Ende des Gottesdienstes beim Schlusssegen mit einer besonderen Ansage: „Vergessen wir kurz, dass wir Tiroler sind und legen unsere rechte Hand auf die Schulter des Nachbarn und beten gemeinsam.“ Und alle machten mit.

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite