von Alexander Wurzer 11.05.2024 08:00 Uhr

Politische Untätigkeit treibt Südtirols Strompreise auf Europas Spitze

Die kürzlich vom Verbraucherschutzverein Robin veröffentlichte Nachricht, dass Südtirol die höchsten Strompreise in ganz Europa hat, sorgte für erhebliches Aufsehen. Diese Information, die auch durch Daten des Vergleichsportals Verivox gestützt wird, stellt Südtirol in ein paradoxes Licht.

APA/THEMENBILD

Trotz ausgezeichneter Voraussetzungen für die Bereitstellung günstigen Stroms für Haushalte und Unternehmen scheinen politische Entscheidungsträger nämlich nicht bereit zu sein, diese Möglichkeit zum Vorteil der Bürger zu nutzen. Die Lokalautonomie könnte ein Schlüssel sein, um günstigere Tarife durchzusetzen, doch der Mangel an politischem Willen lässt dieses Potenzial ungenutzt. Dieser Zustand wirft wichtige Fragen nach den Prioritäten der politischen Führung in Südtirol auf.

Der Umweg des Stroms und seine Kosten

In Südtirol stellt sich die Situation der Stromversorgung und -preisgestaltung besonders komplex dar. Der Strom, der im Land produziert wird, fließt nicht direkt zu den Verbrauchern, sondern nimmt den Umweg über das staatliche Stromnetz. Zunächst speist der lokale Produzent den erzeugten Strom zum Börsenpreis in dieses Netz ein. Anschließend kauft der Stromverkäufer diesen lokal erzeugten Strom wieder zurück, allerdings zum nationalen Einheitspreis, der in ganz Italien gilt.

Dieser Prozess führt dazu, dass der Strom, obwohl er im Land erzeugt wird, mit zusätzlichen Kosten belastet wird, wenn er letztlich die Haushalte und Unternehmen erreicht. Die Stromverkäufer fügen weitere Zuschläge hinzu, bevor sie den Strom an die Endverbraucher weiterverkaufen. Diese zusätzlichen Kosten spiegeln sich in den hohen Strompreisen wider, die in Südtirol zu den höchsten in Europa gehören.

Ungenutzte Chancen

Die hohe Preisgestaltung ist jedoch nicht durch technische oder marktbedingte Notwendigkeiten bedingt, sondern könnte durch politische Entscheidungen beeinflusst werden. Rechtsgutachten stützen die Möglichkeit, eine lokale Regulierungsbehörde zu etablieren. Eine solche Behörde hätte die Befugnis, die Strompreise innerhalb Südtirols selbst zu regulieren. Diese Möglichkeit der lokalen Preisgestaltung würde es ermöglichen, die Strompreise erheblich zu senken und sie fairer an die tatsächlichen Produktionskosten anzupassen.

Trotz dieser offensichtlichen Möglichkeit zur Preisreduktion und der rechtlichen Machbarkeit einer lokalen Regulierungsbehörde fehlt es an politischem Willen, diese Schritte zu unternehmen. Die politischen Verantwortlichen in Südtirol haben es bislang versäumt, diese Autonomie zu nutzen, um die wirtschaftliche Belastung der Bürger durch hohe Strompreise zu mindern. Dies führt zu der berechtigten Kritik, dass die hohe Preisgestaltung im Land weniger eine Unvermeidbarkeit als vielmehr das Ergebnis politischer Entscheidungen ist.

Regulierungsbehörde als Schlüssel zu Preissenkungen

Die Strompreissituation in Südtirol steht exemplarisch für eine verpasste Chance: die Chance, durch gezielte politische Maßnahmen und die Nutzung der lokalen Autonomie die Lebenshaltungskosten für die Bürger zu senken. Es ist an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger die zur Verfügung stehenden rechtlichen Möglichkeiten ergreifen, um eine lokale Regulierungsbehörde einzurichten, die den Strommarkt innerhalb Südtirols effektiv reguliert.

Durch eine solche Neuregelung könnten faire, an die tatsächlichen Produktionskosten angelehnte Preise festgelegt werden, was nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung verbessern, sondern auch das allgemeine Wohlergehen der Bevölkerung fördern würde. Die aktuelle Diskrepanz zwischen Stromerzeugungskosten und Verbraucherpreisen muss als Weckruf verstanden werden, um politische Inaktivität zu überwinden.

Die Frage, die bleibt, ist nicht nur, wie schnell solche Veränderungen umgesetzt werden können, sondern auch, ob die Verantwortlichen den Mut finden, im Sinne ihrer Bürger zu handeln.

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