von aw 23.04.2024 16:16 Uhr

Südtirol: Mehrheit der Politiker unterstützt Pro-Life-Kurs

Medizinisch gesehen beginnt das menschliche Leben mit der Befruchtung der Eizelle. Jede von ihnen besitzt einen einzigartigen genetischen Entwicklungsplan, der einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess als Mensch einleitet. Dieses biologische Faktum sollte eine zentrale Rolle in der Diskussion um Abtreibung spielen, denn die Entscheidung für eine Abtreibung bedeutet auch, das Leben eines anderen Menschen zu beenden. Dies wirft tiefgreifende ethische Fragen auf, insbesondere bezüglich des Rechts auf Leben.

Glückliche Kinder beim Spielen (Quelle: Bild von Адель Шарипова auf Pixabay)

Pro-Life-Vertreter in Beratungsstellen: Eine Perspektivenerweiterung

Die Anwesenheit von Pro-Life-Vertretern in Beratungsstellen könnte als eine Möglichkeit gesehen werden, diese Perspektive zu stärken. Diese Organisationen vertreten die Überzeugung, dass jedes Leben von Anfang an schützenswert ist. Indem sie diese Werte in Beratungsgesprächen einfließen lassen, bieten sie eine vollständige Darstellung aller Optionen und Perspektiven, die für eine wirklich informierte Entscheidung notwendig sind.

Kritik und mögliche positive Auswirkungen

Kritiker mögen argumentieren, dass die Beteiligung von Pro-Life-Vertretern die Beratung belastet und Frauen unter Druck setzt. Doch es ist ebenso möglich, dass durch das Hervorheben der Lebensfähigkeit und des Potenzials jeder befruchteten Zelle Frauen eine tiefere Reflexion über die Tragweite ihrer Entscheidung ermöglicht wird. Es geht nicht darum, Druck auszuüben, sondern um das Anbieten einer Perspektive, die oft in der hitzigen Debatte um Abtreibungsrechte übersehen wird. Außerdem zeigen Erhebungen von Beratungsorganisationen wie z.B. der größten nichtstaatlichen Beratungsorganisation im deutschsprachigen Raum, Profemina mit Sitz in Bozen, dass sich gerade auch Frauen in Schwangerschaftskonflikten unter Druck gesetzt sehen, abzutreiben, nicht weil sie es wollen, sondern etwa aufgrund der finanziellen Lage oder auf Druck des Partners oder des Umfelds.

Die Integration von Pro-Life-Organisationen in die Beratungsprozesse kann daher als eine Komplettierung des Beratungsangebots verstanden werden, die dazu beiträgt, dass alle Seiten eines sehr komplexen und persönlichen Themas angemessen beleuchtet werden. Es unterstreicht die Notwendigkeit einer ausgewogenen Betrachtung in einer Entscheidung, die nicht nur das Leben der Frau, sondern auch das eines ungeborenen Kindes betrifft.

Politische Stimmen aus Südtirol

SVP-Senatorin Julia Unterberger hat unlängst mit Äußerungen für Schlagzeilen gesorgt, die alles andere als christlich oder konservativ sind, wie sich die SVP gerne gibt. Auf die Ankündigung der Regierung in Rom, Pro-Life-Vertreter in Abtreibungsberatungsstellen zuzulassen, entgegnete sie, damit würden die Beratungsstellen von sozial-gesundheitlichen Einrichtungen zu ideologischen Schlachtfeldern. Und weiter kommentierte die SVP-Senatorin, dass Frauen, die schon heute eine Schwangerschaft abbrechen wollen, vor allem in den von rechten Parteien verwalteten Regionen, einer wahren Tortur ausgesetzt seien.

Entgegengesetzter Meinung ist ihr Parteikollege Harald Stauder. Auf Nachfrage von UT24 sagt er: „Meine persönliche Position ist ganz klar, dass man als Gesellschaft alles dafür unternehmen muss, dass Leben möglich wird!“ Er weist zwar ausdrücklich darauf hin, dass er diese Aussage als Privatperson trifft und nicht als SVP-Politiker, dennoch ist er der Meinung, dass wir eine Gesellschaft schaffen müssen, in der es der Frau ermöglicht wird, das Kind zu bekommen: „Die Frau darf nie aus Verzweiflung abtreiben müssen. Und je mehr Beratung sie von neutraler Stelle und auch von Stellen, die es mit ihr gut meinen, inklusive natürlich der kirchlichen Stellen, bekommt, desto weniger wird es Abtreibungen geben, die Verzweiflungstaten sind“. Stauder betont außerdem, dass es innerhalb der Südtiroler Volkspartei sehr viele Menschen gibt, die eine solche Meinung vertreten, wie er sie geäußert hat.

Auch Ulli Mair von den Freiheitlichen, die mit der SVP das Land regieren, teilt die Meinung der SVP-Senatorin Julia Unterberger nicht. Auf UT24-Nachfrage teilt sie mit, sie habe in ihrer politischen Tätigkeit immer den Umstand kritisiert, dass sich bestimmte Frauen mit einem ideologisch feministischen Hintergrund anmaßen, für alle Frauen sprechen zu wollen und dass dabei auch die fragwürdige moralische Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Frauen vorgenommen wird. Insbesondere beim sehr sensiblen Thema der Abtreibung, das für viele Frauen ein extrem schwieriges Thema ist, weil für viele Frauen (auch für sie persönlich) der Kinderwunsch unerfüllt bleibt und andere in schweren emotionalen Entscheidungen an eine Abtreibung denken müssen, sei es weder passend, wenn radikale Abtreibungsgegner noch radikale Abtreibungsbefürworter die Beratung vornehmen: „In diesem Sinne ist es zu befürworten, wenn auch eine distanziertere Haltung zur Abtreibung im Rahmen der Beratungsstellen Eingang findet“.

Deutliche Worte findet auch Jürgen Wirth-Anderlan: „Grundsätzlich bin ich ganz klar gegen Abtreibung. Außer in besonders makabren Fällen, wo Vergewaltigung im Spiel war zum Beispiel. Und man sollte jeder Mutter und vor allem jedem Kind auch die Möglichkeit geben, glücklich und zufrieden in unserem Land aufzuwachsen“, teilt er auf Nachfrage von UT24 mit. Auf die Frage, was er von den Aussagen von Julia Unterberger hält, entgegnet er: „Julia Unterberger? Habe ich noch nie gehört den Namen“ und führt weiter aus: „Wir brauchen Kinder. Kinder sind unsere Zukunft. Besonders von der politischen Seite sollten wir es unterstützen, dass vor allem mehr einheimische Kinder geboren werden. Von den anderen haben wir nämlich schon genug“

UT24 hat auch Myriam Atz-Tammerle von der Süd-Tiroler Freiheit kontaktiert. Diese findet deutliche Worte im Hinblick auf den Schutz des Lebens: „Das Leben ist das höchste Gut, das es zu schützen gilt. Abtreibung ist das Gegenteil von Lebensschutz. Deshalb erachte ich die Zulassung von Pro-Life-Vertretern in Abtreibungsberatungsstellen als richtig und wichtig. Wenn dadurch auch nur eine Abtreibung verhindert wird, hat sich die Zulassung dieser Stellen schon ausgezahlt.“ Myriam Atz-Tammerle kritisiert in diesem Zusammenhang mit Vehemenz die Einseitigkeit in dieser sensiblen Debatte, die vorwiegend Abtreibungsbefürworter zu Wort kommen lässt. Sie gibt auch zu bedenken, dass eine Abtreibung nicht als Ende eines schwierigen Weges gesehen werden darf, oft sei eine Abtreibung nämlich der Beginn eines noch steinigeren Weges.

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite