von ih 23.04.2024 19:28 Uhr

Neue Saison, alte Probleme: Wie Tirols Bäder den Sommer meistern wollen

Die Freibadsaison naht, doch Tirols Bäderbetriebe stehen vor altbekannten Herausforderungen. Um die hohen Betriebskosten und benötigten Investitionen in die Infrastruktur stemmen zu können, brauchen sie dringende finanzielle Unterstützung. Mit einem Drei-Säulen-Modell zur Finanzierung könnte der Kostendruck gelindert werden.

Trotz schwieriger Umstände blicken Patrick Rauter, Geschäftsführer Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe, Barbara Traweger-Ravanelli, Geschäftsführerin des IMAD, Ulrich Mayerhofer, Obmann der Tiroler Bäderbetriebe und Michael Kirchmair, Geschäftsführer Freizeitzentrum Axams und Telfs (v.l.) der Sommersaison zuversichtlich entgegen.

„Trotz eines guten Verlaufs der Wintersaison, in der wir hohe Besucherzahlen und leicht gesunkene Energiepreise verzeichnen konnten, ist die wirtschaftliche Lage der Tiroler Bäderbetriebe nach wie vor stark angespannt. Die Bäder brauchen dringende finanzielle Unterstützung“, unterstreicht Ulrich Mayerhofer, Obmann der Tiroler Bäderbetriebe, die langjährige Forderung.

Ohne baldige finanzielle Hilfen sind derweil weitere Betriebe akut von der Schließung bedroht. Ein Szenario, das sich momentan bei den Bädern in Seefeld und Fieberbrunn beobachten lässt.

Landesmodell als Rettungsring

Um die Tiroler Bäder zu retten, arbeitet die Interessenvertretung gemeinsam mit den betroffenen Betrieben aktuell an einem landesweiten Finanzierungsmodell. Dabei stützt man sich auf das von LH-Stv. Dornauer bereits kommunizierte Drei-Säulen Modell, das die finanzielle Last gleichmäßig auf das Land, die Tourismusverbände und die Gemeinden verteilt.

Die Gelder sollen den Bädern dabei als Unterstützung für ihren laufenden Betrieb und für anstehende Investitionen zukommen. „Wir sprechen hier von einer fairen Verteilung der Kostenlast, die nicht ausschließlich auf den Schultern der Betreiber liegen darf“, erklärt Mayerhofer.

Bäder erfreuen sich großer Beliebtheit

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat die Standesvertretung der Tiroler Bäderbetriebe eine Kundenbefragung zum Nutzungsverhalten der Tiroler Bäder in Auftrag gegeben. Barbara Traweger-Ravanelli präsentierte die von der IMAD im April 2024 durchgeführte Bevölkerungsbefragung, die deutlich aufzeigt, dass die Bäder in den Augen der Bevölkerung eine unersetzliche Rolle in ihrer Freizeitgestaltung spielen.

Das spiegelt sich in einer überwältigenden Mehrheit von 93 Prozent wider, die sich für die öffentliche Finanzierung und den Erhalt der Bäder ausspricht. Im Verlauf des letzten Winters war etwa die Hälfte der Befragten mindestens einmal in einem Hallenbad oder einer Therme in Tirol, wobei Familien mit Kindern oder Jugendlichen überdurchschnittlich häufig vertreten waren. Die Zufriedenheit mit den Badebetrieben selbst ist dabei hoch, wobei 71 Prozent der Nutzer zufrieden oder sehr zufrieden sind. Lediglich fünf Prozent berichten von negativen Erfahrungen, die vor allem auf überfüllte Bäder und zu kalte Wassertemperaturen zurückzuführen waren.

Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) betont überdies den sehr starken Beitrag der Hallenbäder zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Bevölkerung. Mit Schwimmschulen und -kursen, für Jung und Alt übernehmen die Bäder zudem eine wichtige Rolle für das gesellschaftliche Leben. 73 Prozent der Befragten unterstrichen die Relevanz der Rolle von Hallenbädern zur Prävention von Ertrinkungsunfällen. Darüber hinaus betrachten 80 Prozent der Befragten die Bäder in Tirol als bedeutendes Zusatzangebot für die Tourismuslandschaft.

Daraus lässt sich ableiten, welche Relevanz die Unterstützung für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Bäder in Tirol hat. „Diese Studie zeigt, wie sehr die Bevölkerung die Bäder nutzt und schätzt. Das bestätigt unser Anliegen“, so Mayerhofer weiter.

Geteilte Finanzierung

Michael Kirchmair, Geschäftsführer des Freizeitzentrums Axams und des Schwimmbads Telfs, ergänzt: „Das Bad in Axams wäre von Einheimischen wie Gästen aus der ganzen Region stark nachgefragt. Trotzdem bleibt der Badebetrieb bis auf Weiteres geschlossen. Mit 1. Mai wird jedoch der Freibadbetrieb und der Kinderbereich wieder geöffnet. In Telfs schauen wir auf eine tolle Wintersaison mit starken Besucherzahlen in Bad und Sauna zurück.“

Im Allgemeinen blickt Kirchmair der Sommersaison jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Wie den Geschäftsführern aller Tiroler Bäder bereiten ihm nach wie vor die hohen Betriebskosten und der anhaltende Personalmangel Kopfschmerzen. „Ohne finanzielle Unterstützung des Landes, der Umlandgemeinden und der Tourismusverbände sind unsere laufenden Kosten bald nicht mehr stemmbar. An die Umsetzung notwendiger Investitionen ist für die Betriebe derweil nicht zu denken“, zeichnet Kirchmair ein Bild der derzeitigen Situation.

Als positives Signal für die Branche wertet Ulrich Mayerhofer währenddessen die Neueröffnung des Freibads Hall, die durch die Zusammenarbeit und finanzielle Beteiligung der Umlandgemeinden in diesem Sommer ermöglicht wird. „Diese Kooperation der Gemeinden ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie zukünftige Bäder-Projekte realisiert werden könnten“, so Mayerhofer.

Trotz aller Herausforderungen blicken die Tiroler Bäder mit Vorfreude der anlaufenden Sommersaison entgegen. „Die Vorbereitungen sind in vollem Gange und wir freuen uns darauf, die Tore der Tiroler Freibäder bald wieder für die Besucher zu öffnen“, betonen die Interessenvertreter der Tiroler Bäder.

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