„Er verhöhnte mich und spie mir ins Gesicht!“
Ich, unterfertigter Johann Fischer, erkläre, daß mir bei den im Zusammenhang mit den Sprengstoffanschlägen gemachten Verhören folgende Behandlung zuteil wurde:
Am 13. Juli wurde ich von einem Carabiniere in die örtliche Kaserne gebracht. Bei dem darauffolgenden Verhör wollte man von mir wissen, ob ich im Jahre 1957 in Girlan gewesen wäre. Auf meine verneinenden Antworten bekam ich jedesmal vom verhörenden Polizisten, dem Carabiniere Marras Giovanni, ein paar Ohrfeigen. Gegen 11 Uhr mußte ich mich bis auf die Unterhose entkleiden, worauf das Verhör nach dem gleichen System fortgesetzt wurde.
Um 11 Uhr nachts wurde ich vom Carabinierioberleutnant Rotellini von Neumarkt hauptsächlich über die Sprengstoffanschläge und etwaige Verdächtige in der Gemeinde Kurtatsch verhört. Während meines zweiten Verbleibens in der Kaserne nach diesem Verhör bis um 7 Uhr abends am Sonntag wurde ich anständig behandelt und freigelassen.
Am 27. Juli begab ich mich um 8 Uhr früh in die Kaserne und zwar auf Einladung eines Carabiniere. Dort wurde ich, immer vom gleichen Carabiniere Marras, den bei den Verhören den weitaus größten Teil der Mißhandlungen beging, auf die gemeinste Art beschimpft.
Zu bemerken wäre, daß der obgenannte Carabiniere Marras bereits vor einigen Monaten auf offener Straße zu Tätlichkeiten übergegriffen hatte und auf Vorstellung des Betroffenen, den Herrn Grandi Rudolf aus Neumarkt, bei Oberleutnant Rotellini von demselben eine Bestrafung und sofortige Versetzung des Mannes feierlich versprochen worden war.
Kurtatsch, am 27. Juli 1961
Gez. Fischer Johann
Der obige Auszug stammt aus „Schändung der Menschenwürde in Südtirol“, Band Nr. 3 der Schriftenreihe des „Mondseer Arbeitskreises“.
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26.03.2024
Früher waren die Behörden nicht zimperlich. In der heutigen Zeit kaum vorstellbar, wo doch jeder mit Samt Handschuhen angefasst werden muss, schließlich hat er ein “Trauma”.