von gk 26.03.2024 15:02 Uhr

„Er verhöhnte mich und spie mir ins Gesicht!“

Am 13. Juli 1961 wurde der Kurtatscher Johann Fischer von den örtlichen Carabinieri verhaftet. Wie es ihm in der Kurtatscher Kaserne erging, schilderte er in einem Brief an den damaligen Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago.

Die Kirche von Kurtatsch

Ich, unterfertigter Johann Fischer, erkläre, daß mir bei den im Zusammenhang mit den Sprengstoffanschlägen gemachten Verhören folgende Behandlung zuteil wurde:

Am 13. Juli wurde ich von einem Carabiniere in die örtliche Kaserne gebracht. Bei dem darauffolgenden Verhör wollte man von mir wissen, ob ich im Jahre 1957 in Girlan gewesen wäre. Auf meine verneinenden Antworten bekam ich jedesmal vom verhörenden Polizisten, dem Carabiniere Marras Giovanni, ein paar Ohrfeigen. Gegen 11 Uhr mußte ich mich bis auf die Unterhose entkleiden, worauf das Verhör nach dem gleichen System fortgesetzt wurde.

Gegen 12 Uhr mittags wollte man mich zwingen, indem man mir mit einer Besteckgabel die zusammengepressten Zähne auseinanderzudrücken versuchte, ein Glas voll Salzwasser zu trinken. Mit kurzen Unterbrechungen wurde das Verhör mit den angeführten Mißhandlungen bis gegen 10 Uhr abends fortgesetzt, nachdem ich mich gegen 4 Uhr nachmittags wieder anziehen durfte.

Um 11 Uhr nachts wurde ich vom Carabinierioberleutnant Rotellini von Neumarkt hauptsächlich über die Sprengstoffanschläge und etwaige Verdächtige in der Gemeinde Kurtatsch verhört. Während meines zweiten Verbleibens in der Kaserne nach diesem Verhör bis um 7 Uhr abends am Sonntag wurde ich anständig behandelt und freigelassen.

Am 27. Juli begab ich mich um 8 Uhr früh in die Kaserne und zwar auf Einladung eines Carabiniere. Dort wurde ich, immer vom gleichen Carabiniere Marras, den bei den Verhören den weitaus größten Teil der Mißhandlungen beging, auf die gemeinste Art beschimpft.

Zur Bekräftigung seiner Schimpfworte spie er mir noch schließlich ins Gesicht mit der Bemerkung: „Schau, wie du vor Angst schwitzt!“

Zu bemerken wäre, daß der obgenannte Carabiniere Marras bereits vor einigen Monaten auf offener Straße zu Tätlichkeiten übergegriffen hatte und auf Vorstellung des Betroffenen, den Herrn Grandi Rudolf aus Neumarkt, bei Oberleutnant Rotellini von demselben eine Bestrafung und sofortige Versetzung des Mannes feierlich versprochen worden war.

Kurtatsch, am 27. Juli 1961
Gez. Fischer Johann

Der obige Auszug stammt aus „Schändung der Menschenwürde in Südtirol“, Band Nr. 3 der Schriftenreihe des „Mondseer Arbeitskreises“.

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  1. Itstime
    26.03.2024

    Früher waren die Behörden nicht zimperlich. In der heutigen Zeit kaum vorstellbar, wo doch jeder mit Samt Handschuhen angefasst werden muss, schließlich hat er ein “Trauma”.

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