von lif 08.03.2024 07:46 Uhr

Ich bin stolz eine Frau zu sein, weil …

Am heutigen Freitag, den 8. März, findet der Internationale Tag der Frau statt. Zu diesem Anlass hat UT24 verschiedene Frauen aus Süd- und Osttirol gefragt, warum sie stolz sind eine Frau zu sein. Zudem können Sie unten noch einige Wortmeldungen aus Südtirol zum Weltfrauentag lesen. 

Bild von StockSnap auf Pixabay

Evelyn Kirchmaier, eine erfolgreiche Unternehmerin aus Südtirol, ist stolz  eine Frau zu sein, „weil es für uns Frauen heute viele Chancen gibt! Oft müssen wir nur den Mut haben, sie zu ergreifen und sie für uns selbst und für andere Frauen einzufordern!“

Eine alleinerziehende Mutter einer Zwölfjährigen aus Südtirol: „Ich bin stolz eine Frau zu sein, weil wir Frauen fähig sind unglaubliches zu leisten. Unser Körper kreiert innerhalb von 40 Wochen einen neuen Menschen. Für dieses kleine Wesen entwickeln wir eine immense Stärke. Wir sind fähig im Alltag den Spagat zwischen Vollzeitarbeit, Kindererziehung und Haushalt zu meistern. Dabei stellen wir unsere Bedürfnisse gerne an letzter Stelle. Unser Leben alleine und eigenständig zu meistern fällt uns nicht sonderlich schwer. Es gibt kaum etwas, was Frau nicht kann!“

Birgit Obermüller, Abgeordnete im Tiroler Landtag (NEOS) aus Lienz, ist stolz, eine Frau zu sein, weil Frauen in ihren Augen ein besonderes Talent haben, vernetzt zu denken und sich gut zu organisieren. „Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass die meisten Frauen mehrfach belastet sind (Kinderbetreuung, Haushalt, Beruf, Pflege von Eltern und Großeltern) und dadurch lernen müssen, vieles gleichzeitig zu tun und sich Helfersysteme aufzubauen“, so die Abgeordnete. 

Bild 1: Evelyn Kirchmaier (Bild: Facebook) 

Bild 2: Birgit Obermüller. Fotonachweis: Sabine Holaubek/Abdruck 

Eine 22-jährige Südtirolerin: „Ich bin stolz, eine Frau zu sein, weil Frauen eine unermessliche Stärke und Widerstandsfähigkeit besitzen. Diese Stärken ermöglichen es uns, Herausforderungen zu meistern und Träume zu verwirklichen. Als Frau fühle ich mich Teil einer starken Gemeinschaft.“ 

Maria Elisabeth Rieder, Südtiroler Landtagsabgeordnete (Team K), ist „nicht stolz, aber froh, eine Frau zu sein, denn das Leben als Frau ist nicht einfach, aber bunt. Mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt zu gehen, macht das Leben spannend und abwechslungsreich. Das Leben als Frau bietet viele Herausforderungen in einer Welt, die in vielen Bereichen (noch) von Männern dominiert wird. Aber ich liebe es, dass ich als FRAU die Möglichkeit habe, neue Wege zu gehen – oft sind es schmale Pfade, die steil, steinig und schwierig sind. Aber es gibt auch schöne Wege mit bunten Blumen am Wegesrand. So ist Langeweile ein Fremdwort im Leben und täglich gilt es, Grenzen zu überwinden und neue Erfahrungen zu machen. GERECHTIGKEIT steht ganz oben auf der Werteskala, dafür lohnt es sich die Stimme zu erheben, durchzuhalten und dranzubleiben. Wenn die Gerechtigkeit siegt und ich mich innerlich freue, weil ich einem Menschen helfen konnte, dann bin ich auch ein bisschen stolz – stolz auf das, was Frau geschafft hat.“

Maria Elisabeth Rieder; Foto: Team K

Priska Auer: „Es ist Zeit, dass aus Worten Taten werden“

Priska Auer, Mitglied des ASGB-Leitungsausschusses, bringt es auf den Punkt: „Der Internationale Frauentag hat sich zu einer jährlichen Übung in symbolischer Politik entwickelt, bei der die tatsächlichen Bedürfnisse und Forderungen von Frauen in den Hintergrund geraten. Es ist eine bittere Ironie, dass gerade an diesem Tag die Kluft zwischen der öffentlichen Diskussion und der gesellschaftlichen Wirklichkeit besonders deutlich wird.“

Die Wiederholung derselben Forderungen – Jahr für Jahr, ohne spürbaren Fortschritt – sei ein deutliches Zeichen dafür, dass unser Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter noch nicht ernst genug genommen wird. Die Unterstützung für Mütter, die eine bewusste Entscheidung treffen, bei ihren Kindern zu bleiben, bleibe ein Lippenbekenntnis, solange diese Wahl mit Rentenlöchern und finanziellen Einbußen verbunden ist. „Unsere Gesellschaft preist die Familie als Grundpfeiler an, versäumt es jedoch, diejenigen zu unterstützen, die diese Grundlage aufrechterhalten“, kritisiert Auer. „Das ist nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung, sondern der gesellschaftlichen Wertschätzung.“

„Lasst uns den Internationalen Frauentag als Beginn eines kontinuierlichen Prozesses betrachten, in dem wir uns für die Rechte und die Würde aller Frauen stark machen. Unsere Forderungen sind klar, unsere Entschlossenheit ist stark, und unsere Geduld hat Grenzen. Es ist an der Zeit, dass aus Worten Taten werden.“

Land Südtirol: „No Women – No Panel“: Mehr Sichtbarkeit für Frauen

Wahrgenommen und gesehen zu werden – darum geht es bei vielen Maßnahmen des Planes. Um Frauen grundsätzlich mehr Sichtbarkeit zu verleihen, wird in Kürze eine besondere Initiative gestartet: Das Land Südtirol möchte der Initiative „No Women – No Panel“ beitreten. Diese Initiative der ehemaligen EU-Kommissarin Mariya Gabriel soll die Beteiligung von Frauen an Tagungen und Diskussionsveranstaltungen sowie ihre Präsenz in Medienberichten erhöhen. „Sichtbarkeit ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Menschen und deren Wirken wahrgenommen werden. Es gibt unzählige Frauen, die jeden Tag in den unterschiedlichsten Bereichen großartige Arbeit leisten. Dies aufzuzeigen und ihnen mehr öffentlichen Raum zu verleihen, trägt dazu bei, unsere Gesellschaft zu einer gerechteren zu machen“, betont Landeshauptmann Arno Kompatscher, der als Landesrat für die Bereiche Chancengleichheit und Kommunikation zuständig ist.

Rosmarie Pamer: „Ehrenamt ohne Frauen nicht denkbar“

Um Gleichstellung in vielerlei Hinsicht gehe es beim Sozialen Zusammenhalt, bei Familie und Senioren, bei Genossenschaften und Ehrenamt – den Zuständigkeitsbereichen von Landesrätin Rosmarie Pamer: „Frauen sind in vielerlei Hinsicht engagiert – hauptamtlich, zu sehr großen Teilen aber auch ehrenamtlich. Vor allem im sozialen Bereich, in Schule und Kindergarten sowie im religiösen Bereich wären ohne das ehrenamtliche Engagement von Frauen sehr viele Initiativen und Projekte nicht umsetzbar“, gibt Landesrätin Pamer zu bedenken. Dies müsse ebenfalls mehr gesehen und gesellschaftlich wahrgenommen werden, ebenso wie die seit Jahren konstante Forderung einer geschlechtergerechteren Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit: „Wenn Männer auch bei Pflege- und Betreuungsarbeiten ihren Mann stehen – egal ob im familiären oder im professionellen Bereich –  trägt dies zu einer gerechteren Gesellschaft bei“, ist Landesrätin Pamer überzeugt.

Rosmarie Pamer/ SVP

Ulli Mair: „Sicherheit im öffentlichen Raum erhöhen“

Gewalt hat viele Gesichter und viele Ursachen. Umso wichtiger sei, dass auch im Gleichstellungsaktionsplan der Bereich Sicherheit und Schutz vor Gewalt seinen Platz findet. Unter anderem durch Informations-, Sensibilisierungs- und Präventionskampagnen soll die Sicherheit im öffentlichen Raum erhöht werden. Wichtig sei aber auch der zielgerichtete Einsatz von Sicherheitskräften, ergänzt die Landesrätin für Wohnen, Sicherheit und Gewaltprävention Ulli Mair. Die Landesrätin erinnert in diesem Zusammenhang auch an die Zufluchtsmöglichkeiten, die es im Falle von Gewalt gibt: „Unsere Frauenhausdienste sind wichtige Anlaufstellen, die bei häuslicher Gewalt Schutz und Obdach bieten. Um genügend geschützte Räumlichkeiten zur Verfügung stellen zu können, soll künftig auch die Zusammenarbeit mit dem Wohnbauinstitut verstärkt werden.“ Parallel dazu werde im Bereich der Gewaltprävention auf mehreren Ebenen gearbeitet, um die Sicherheit im öffentlichen Raum, besonders auch für Frauen, weiter zu erhöhen.

  • Ulli Mair - Foto: facebook/Die Freiheitlichen

Ulli Mair – Foto: facebook/Die Freiheitlichen

Magdalena Amhof: „Ungerechtigkeiten bei Löhnen und Karrierechancen abbauen“

Über die Maßnahmen Ausbau der Bildungs- und Betreuungsdienste, Förderung des weiblichen Unternehmertums und von Frauen in Führungspositionen sowie Sensibilisierung für den notwendigen Kulturwandel in Unternehmen soll die Gleichstellung im Bereich Arbeit vorangebracht werden. „Die Erwerbstätigenquote von Frauen in Südtirol liegt mit 70,7 Prozent über dem EU-Durchschnitt und ist die höchste im gesamten Staatsgebiet. Dennoch gibt es vor allem im Hinblick auf Gehalt und Karrieremöglichkeiten große Ungerechtigkeiten. Dies müssen wir aktiv angehen, unter anderem, indem Frauen in beruflicher Hinsicht unterstützt und gefördert werden“, sagt die Landesrätin für Europa, Arbeit und Personal, Magdalena Amhof. Denn Bildung und (finanzielle) Unabhängigkeit seien wesentlich dabei, wenn es darum geht eine gerechtere Gesellschaft zu sein.

  • Magdalena Amhof - Bild: SVP

Magdalena Amhof (Bild: SVP)

SVP-Frauen

Erst vor kurzem ist der Bericht der Weltbank erschienen. Fazit: Kein Land bietet Frauen die gleichen Chancen und Rechte, wie den Männern – nicht einmal in den wohlhabendsten Volkswirtschaften. Im weltweiten Vergleich zeigt sich, dass Frauen im Vergleich zu Männern etwa zwei Drittel der gesetzlichen Rechte genießen. „Es besteht unmittelbarer Handlungsbedarf, trotzdem machen wir als Gesellschaft nur „Ameisenschritte“, bedauert die Vorsitzende der SVP-Frauenbewegung, Renate Gebhard.

„Problemfelder gibt es viele, auch bei uns: weibliche Altersarmut, Lohnungerechtigkeit, fehlende Vereinbarkeit, um nur einige zu nennen. Hinzu kommt die Tatsache, dass es in aller Regel Frauen sind, die die meiste Familien- und Pflegearbeit leisten. Von Gewalt an Frauen ganz zu schweigen“, fasst die SVP-Frauenvorsitzende zusammen.

„Wir brauchen einen umfassenden Ansatz und einen verstärkten Fokus auf diese Themen, um sicherzustellen, dass Fraueni in allen Bereichen gleichberechtigt sind und die gleichen Chancen wie Männer haben. Erst dann braucht es keinen Tag der Frau mehr. Bis dahin werden wir den 8. März immer wieder nutzen, um auf die Lücken und Missstände hinzuweisen“, so Gebhard

Renate Gebhard (Bild: SVP)

KVW-Frauen

Heidrun Goller, Vorsitzende der KVW Frauen, betont: „Damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingen kann, braucht es die Hilfe und den Einsatz vieler. Gefordert sind Männer und Frauen, und zwar generationenübergreifend. Die Rahmenbedingungen müssen aber von der Politik gesetzt werden und dazu braucht es die interdisziplinäre Zusammenarbeit vieler Ressorts und aller Parteien. Die Abteilungen Familie, Bildung und Verkehr müssen enger verzahnt werden und aufeinander abgestimmt sein, damit ein Rad ins andere greifen kann. Schülertransporte müssen ebenso verlässlich funktionieren wie abgestimmte Schulanfangs- und -endzeiten und flexible Arbeitszeiten. Insbesondere für Frauen, die zusätzlich und laut Statistik täglich einige Stunden mehr als die Männer unbezahlte Sorgearbeit für Jung und Alt zu Hause übernehmen. Wenn Frauen vermehrt in die Berufswelt einsteigen sollen und müssen, dann wollen sie die Gewissheit haben, dass ihre Kinder – und Jugendliche währenddessen gut versorgt sind und somit effizient lernen und mit Selbstwirksamkeit wachsen können. Mit dieser Sicherheits-und Vertrauensgrundlage können Familien wachsen und die Geburtenrate wieder ansteigen“.

„Dass die neue Landesregierung und der neu gewählte Landtag bei dieser nachhaltigen Gemeinschaftsbildung viel bewirken können bezeugt der am 6. März einstimmig angenommene Beschlussantrag Nr. 38/24 Wir brauchen ein Frauenhaus. Dies ist als ein erster Schritt in die richtige Richtung sehr zu begrüßen“, lobt die Vorsitzende Heidrun Goller.

Heidrun Goller (Foto: KVW)

SBO, kfb, KVW, SJR und Landesbeirat für Chancengleichheit: „Dranbleiben lohnt sich“

Das langjährige Netzwerk bzw. die Vertreterinnen der Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO), der Katholischen Frauenbewegung (kfb), des Katholischen Familienverbandes, der Frauen des Katholischen Verbandes der Werktätigen (KVW), des Südtiroler Jugendrings (SJR) und des Landesbeirats für Chancengleichheit wollen mit ihrer Botschaft auch die tatkräftige Arbeit der 200 Frauen und Männer bei der Erstellung des Gleichstellungsaktionsplans würdigen. 

Die genannten Verbände und Organisationen drängen auf eine konkrete Umsetzung der einzelnen Maßnahmen des Gleichstellungsaktionsplans noch in diesem Jahr.  Sie fordern die Landtagsabgeordneten, Landesrätinnen und Landesräte auf, Schritte in Richtung Gleichstellung von Frauen und Männern zu setzen. Schließlich handelt es sich um eine Querschnittsmaterie, die in alle Bereiche hineinwirkt. 

„Dranbleiben lohnt sich!  Die großen politischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen können wir nur gemeinsam bewältigen. Dazu braucht es die Kraft aller und die weibliche Sichtweise bringt eine neue Perspektive und einen Mehrwert“, so die einhellige Meinung. „Der Gleichstellungsaktionsplan wird Frauen in ihrer Rolle stärken, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern, soziale Sicherheit gewährleisten und politische Teilhabe ermöglichen. Dann wird jeder Tag Frauentag sein und nicht nur der 8. März!“

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite