Wohnraumkrise: Pusterer Verzweiflung

Für die Menschen vor Ort bedeutet dies eine zunehmende finanzielle Belastung, die den Traum vom eigenen Zuhause oder einer bezahlbaren Mietwohnung in weite Ferne rückt. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die sozialen und ökonomischen Spannungen, die sich hinter der idyllischen Fassade des Pustertales verbergen.
Kreative Umgehung der Konventionierung
Eng verknüpft mit dieser Problematik ist der Markt für Zweitwohnungen. Die neuesten Daten des Astat vom Juni 2023 legen offen, dass viele Gemeinden im Pustertal einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Wohnungen aufweisen, die nicht als Erstwohnsitze, sondern für touristische Zwecke genutzt werden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden Konventionierungspflichten eingeführt, die jedoch kaum eine Bremse für den fortschreitenden Ausverkauf der Heimat darstellen. Kreative Umgehungsstrategien machen die Bemühungen zunichte: So kaufen sich etwa Paare unter Ausnutzung einer Gesetzeslücke in den lokalen Immobilienmarkt ein, indem ein Ehepartner ein Haus erwirbt und dort seinen offiziellen Wohnsitz anmeldet. Diese Praxis, die von besorgten Bürgern des Pustertals gegenüber UT24 angesprochen wurde, unterstreicht die Komplexität des Problems und die Notwendigkeit, wirkungsvollere Maßnahmen zu ergreifen, um die Wohnraumsituation für die einheimische Bevölkerung zu verbessern.
Forderungen der Bürger: Stärkere Kontrollen und Maßnahmen
In Reaktion auf diese Entwicklungen fordern die Bürger nun entschiedenere Maßnahmen von den lokalen Behörden. Sie verlangen von den Gemeindeverwaltungen und der Agentur für Wohnbauaufsicht eine Verschärfung der Kontrollen. Die Forderung nach strengeren Überprüfungen zielt darauf ab, die Einhaltung der bestehenden Gesetze und Regelungen sicherzustellen und Schlupflöcher zu schließen, die es ermöglichen, dass Wohnraum der lokalen Bevölkerung entzogen und stattdessen an Außenstehende verkauft oder vermietet wird. Dieser Ruf nach konsequenteren Maßnahmen spiegelt die wachsende Frustration und die dringende Notwendigkeit wider, effektive Lösungen zu finden, um die Wohnraumkrise im Pustertal anzugehen.
Denn das Ergebnis dieses Status Quo ist ein spürbarer Engpass im Angebot an verfügbarem Wohnraum. Dieses Marktungleichgewicht – denn Nachfrage an Wohnungen gibt es zuhauf – treibt die Preise unweigerlich in die Höhe. Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass insbesondere junge Menschen in vielen Gemeinden des Pustertals vor finanziell unüberwindbaren Hürden stehen, wenn es um das Thema Wohnen geht. Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind gravierend: Ein zunehmender Teil der jungen Generation sieht sich gezwungen, ihre Heimatgemeinden zu verlassen und anderswo nach bezahlbarem Wohnraum zu suchen. Diese Abwanderung junger Menschen untergräbt nicht nur die Vitalität und Zukunftsfähigkeit der betroffenen Gemeinden, sondern stellt auch ein Problem dar, das die soziale Struktur und das Gemeinschaftsgefüge im Pustertal nachhaltig zu verändern droht. Touristen engagieren sich nicht in den zahlreichen Vereinen, die zur Pusterer Tradition gehören – zudem sind sie primär nur in den typischen Urlaubszeiten anwesend.
Lösungsansätze und Forderungen
Abschließend bedarf es einer entschiedenen Initiative, um die Wohnraumkrise im Pustertal anzugehen. Der Schlüssel liegt in der Verschärfung der Kontrollen und der konsequenten Durchsetzung der bestehenden Gesetze. Der Gemeindenverband und das Land Südtirol müssen sich in Rom stark machen, um gesetzliche Änderungen durchzusetzen, die getrennte Wohnsitze für Ehepartner nur unter streng definierten Ausnahmefällen zulassen. Zusätzlich sollte eine Regelung eingeführt werden, die besagt, dass der Anteil der Zweitwohnungen in einer Gemeinde nicht über zehn Prozent liegen darf, um der Überfremdung und Spekulation entgegenzuwirken. In der Gemeinde Olang beispielsweise liegt der Anteil der Zweitwohnungen bereits bei etwa 23 Prozent. Es gibt aber auch Gemeinden, deren Zweitwohnungsanteil bereits nahe der 50 Prozent liegt – und damit weit über dem vorgeschlagenen Limit. Diese Maßnahme soll die Ausnutzung von Schlupflöchern unterbinden und den Wohnraum den Einheimischen vorbehalten. Durch ein gemeinsames und zielgerichtetes Vorgehen auf lokaler und staatlicher Ebene kann die Grundlage für eine nachhaltige und gerechte Lösung der Wohnraumproblematik im Pustertal geschaffen werden.






