von gk 26.02.2024 15:42 Uhr

„Du deutsches Schwein, dich erdrossle ich!“

Am 17. Juli 1961 wurde der Ultner Familienvater Alois Egger von den Carabinieri in St. Walburg festgenommen und in die Kaserne gebracht. Seine dort erlittenen Misshandlungen schilderte er in einem Brief an den damaligen Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago.

Gesprengter Strommasten (Bild: Effekt Verlag).

Sehr geehrter Herr Magnago,

das ist meine Anzeige an das Tribunal der Strafabteilung Bozen:

Der unterfertigte Alois Egger, geb. am 19.4.1921 in St. Walburg/Ulten, wohnhaft in St. Walburg/Ulten, gegenwärtig in Untersuchungshaft im Gerichtsgefängnis von Bozen, reicht hiermit wegen der aus folgender Darstellung hervorgehenden Mißhandlung durch mir namentlich nicht bekannten Personen Strafklage ein.

Der Unterfertigte wurde am 17. August in St. Walburg in Ulten festgenommen und in einem Auto, begleitet von einem Carabiniere in Uniform als Fahrer und zwei Mann in Zivil, zur Carabinieristation Sankt Pankraz gebracht. In einem Dienstraum jener Station wurden mir von dem Carabiniericapitano Rosa von Meran einige Fragen gestellt, und als derselbe wieder gegangen war, wurde ich von einem Carabiniere in Anwesenheit einiger Carabinieri von St. Pankraz mißhandelt.

Zuerst schlug mir dieser beide Hände zugleich mit Leibeskräften von links und rechts an den Kopf. Dann versuchte er mich mit einem Griff beider Hände um den Hals an die Wand hochzuschieben mit der Bemerkung „Du deutsches Schwein, dich erdroßle ich!“ („Ti strozzo via la testa“). An der Vollendung dieser Absicht wurde er schließlich aber durch einige gerade eintretende Personen gehindert.

Bald darauf befestigte  ein anderer Carabiniere am Ende eines hölzernen Kleiderbügels eine Nadel und steckte mir diesen so an der Brust senkrecht in die Kleider, daß ich das Kinn krampfhaft nach oben und den Kopf nach hinten gebeugt haben mußte, damit die Nadel mir so wenig als möglich in das Kinn stach. So mußte ich drei bis vier Stunden stehen bleiben.

Nach dieser Zeit nahm derselbe Carabiniere bei einer Vernehmung die Schnur eines Bügeleisens und schlug mit den zwei Enden und den daran befestigten Steckern wahllos auf mich ein. Ein solcher Hieb traf mich heftig auf der linken Seite des Kopfes, die durch die Splitterverwundung aus dem Kriege beeinträchtigt ist und nun anhaltende Schmerzen als Folge des Schlages verursacht. In dieser Zeit trampelten sie mir, unbekannt wie oft, auf meinen Füßen herum, so daß diese offen wurden. Am Abend des gleichen Tages wurde ich nach Meran gebracht, da machten sie die Bemerkung, nun würde das Restliche folgen…

Sie erzählten auch, wie sie Muther und Pircher zum Reden gebracht hätten. Capitano Rosa sagte zu mir „Tutti hanno cantato, cosí facciamo anche té!“ In den acht Tagen in Meran holten sie mich einmal gegen Mitternacht aus der Sicherheitskammer und brachten mich in einen Raum, wo 8 Carabinieri in Zivil anwesend waren. Die machten mich moralisch und seelisch total fertig.

Ich brach, mir unbekannt wie oft, zusammen, dabei kann ich mich erinnern, von zweien einmal gestützt und in einem Auto nach Untermais gebracht worden zu sein. Zwei Tage blieb ich ohne Nahrung und Trank, obschon darauf hingewiesen wurde, daß ich magenleidend sei und wenig vorher einen Magendurchbruch hatte.

Auf dem Transport von Meran nach Bozen begleiteten mich 3 Mann in Zivil. Diese verspotteten unsere Volksvertreter auf das Niederträchtigste mit der Bemerkung, „das was Mussolini nicht fertiggebracht hat, werden wir vollenden“. Wir werden euch alle ausrotten. Dann fragten sie, ob ich verheiratet wäre, nach der Bejahung sagte einer: „Zu euren Frauen heim gehen schon wir, denn für euch gibt es keine Möglichkeit mehr.“ Sie würden Sorge tragen, daß wir alle hingerichtet werden.

Das alles haben Italiener einem Südtiroler Vater mit 6 Kindern, kleinen Kindern, der nur eines will und für das er auch bereit ist, sein Leben zu geben, daß die Heimat das werde, war ihr von Natur aus zusteht und auch ihr Recht ist, angetan.

Bozen, am 20. Oktober 1961

Hochachtungsvoll,
gez. Egger Alois

Der obige Auszug stammt aus „Schändung der Menschenwürde in Südtirol“, Band Nr. 3 der Schriftenreihe des „Mondseer Arbeitskreises“.

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