Tiroler Fasnacht erlebt Highlight mit „Matschgererumzug“

Die bei deutlichen Plusgraden in Szene gesetzten Figuren können auf eine jahrhundertalte Geschichte zurückblicken. Hexen, Klötzler, Zottler, Tschaggeler, der Weiße, Hiatler, Spiegeltuxer und noch einige mehr gaben sich in Mils ihr publikumswirksames Stelldichein. Sie haben dabei eines gemeinsam: Sie symbolisieren wahlweise – wie etwa die Hexen – den loszuwerdenden Winter, während andere Figuren für den herbeigesehnten Frühling stehen.
Wenn der Winter so lautstark ausgetrieben wird, dann wird es auch in der kleinen Gemeinden Mils laut und in den Gassen überaus eng. Nach 2020 – man wechselt sich mit den Dörfern Mühlau, Arzl, Rum, Thaur und Absam ab – hatte Mils dieses Jahr jedenfalls wieder das nicht unaufwendig und unanstrengende Vergnügen, dem regen Fasnachttreiben eine passende Heimat sowie Kulisse zu bieten.
Wer dieses Fasnachttreiben beobachtet, könnte leicht davon ausgehen, dass er es bei dem archaischen, althergebrachten Tun mit einem chaotischen Ausnahmezustand zu tun bekommt. In Wahrheit ist es ganz anders und alles ist exakt geplant: Bei den Matschgerern bilden etwa die Hexen stets die Vorhut, die Spiegeltuxer beenden die jeweilige „Vorstellung“. Jeder Figur hat zudem ihre Funktion und Aufgabe. Die Hexen bringen Chaos in die Sache, die Tschaggeler stehen hingegen für pure Lebenslust und die absolute Freude an der Sache.
Worauf sich die Besucher neben diesen Ordnungssystemen und klar zugeteilten Funktionen ebenfalls einlassen mussten: Auf den „Mullerschlag“ auf die Schultern, die mit der Notwendigkeit eines Schlucks Schnaps aus dem mitgebrachten Flachmann einherging. Der „Schlag“ soll und sollte zudem Fruchtbarkeit und Glück bringen.
Den Matschgerer-Anfang machten dabei naturgemäß die Milser Matschgerer – die Absamer oder Rumer Matschgerer durften ihre Auslegung des althergebrachten Brauchs hingegen erst deutlich später vollziehen. Ebenfalls zentral: Die Bären, die in diesem Jahr quasi als Titelfigur des Umzugs dienten. Sie wurden sowohl gejagt als auch mit Ketten durch die Gassen gezogen und nicht mit Schlägen geschont.
Dazwischen kam es auch zu „zeitgenössischem“ Geschehen: Zwischen die traditionellen Matschgerer- und Mullerwägen mischten sich auch „normale“ Faschingswägen. In deren Umfeld wurde etwa Barbie zelebriert, René Benko und seine „Signa“ ordentlich durch Kakao gezogen oder auch der anwesende Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) miteinbezogen: Ihm wurde symbolisch von einem Traditionsverein ein Hufeisen auf die Schuhsohle genagelt.
APA/UT24






