von Alexander Wurzer 02.12.2023 18:19 Uhr

Internationaler Klassenzug: Gefährlicher Präzedenzfall

Das Realgymnasium Bozen führt im Schuljahr 2024/2025 einen neuen, englischsprachigen „Internationalen Klassenzug“ ein, der heute präsentiert wurde. Schülern in Südtirol wird damit erstmalig eine Ausbildung mit internationaler Ausrichtung in englischer Sprache ermöglicht. Dieses Angebot, das erste seiner Art in der Provinz, bietet einen Schwerpunkt auf „Angewandte Naturwissenschaften“. Bildungsdirektor Gustav Tschenett hebt die Bedeutung dieses Schrittes für die Bildungslandschaft hervor und die Anmeldung ist bis zum 31. Dezember 2023 offen.

Am Realgymnasium Bozen mit dem Schwerpunkt angewandte Naturwissenschaften wird der internationale Klassenzug eingerichtet. - Foto: Realgymnasium Bozen und Fachoberschule für Bauwesen „Peter Anich“

Globalisierung im Klassenzimmer

Der Plan sieht vor, bis zu 26 Schüler aufzunehmen, wobei einige Plätze speziell für ausländische Schüler reserviert sind. Bildungslandesrat Philipp Achammer unterstreicht das Ziel, Absolventen für globale Bildungsmöglichkeiten vorzubereiten. Der internationale Ansatz wird durch Fächer wie Design und Kunst, die Teil des IB-Curriculums sind, ergänzt.

Kulturelle Bedenken

Obwohl diese Initiative Bildungsmöglichkeiten erweitert, regt sie auch eine Debatte über den möglichen kulturellen Einfluss an. Kritiker befürchten, dass die Betonung des Englischen die deutsche Sprache in der Provinz Südtirol marginalisiert und lokale Sprachen und Identitäten in den Hintergrund drängt. Es gibt Bedenken, dass diese Entwicklung zu einem Verlust der Muttersprache und kulturellen Identität führen könnte, was einer schleichenden Assimilierung gleichkommen würde.

Die Zukunft der Bildung in Südtirol

Diese Entwicklung könnte einen Präzedenzfall schaffen, der die einzigartige kulturelle und sprachliche Identität der Provinz untergräbt. Es stellt sich die Frage, ob die Bildung zur Weltbürgerschaft zu Lasten der eigenen kulturellen Wurzeln erfolgt. Der internationale Klassenzug steht somit im Zentrum einer wichtigen Diskussion über die Zukunft der Bildung und kulturellen Identität in Südtirol.

Sind vorgesehene Lehrer Englisch C1 zertifiziert?

Ein anderes Problem, welches nicht zu vernachlässigen ist, betrifft die Zertifizierung der Lehrpersonen. Wie mehrere Besucher der Präsentation gegenüber UT24 bestätigen, wurde zugegeben, dass nicht alle Lehrer das Zertifikat C1 auf Englisch besitzen. Es wurde lapidar darauf hingewiesen, dass die betroffenen Lehrer sich auch ohne Zertifikat auf C1-Niveau bewegen würden.

Zudem weiß man laut Informationen von UT24 noch nicht, ob Absolventen eines möglichen Südtiroler IB (International Baccalaureate) in Österreich als Bildungsinländer gelten. In Österreich ist es nämlich so, dass Absolventen von deutschen Schulen in Südtirol als Bildungsinländer gelten. Auf eine Frage des Publikums diesbezüglich wurde geantwortet, es gäbe auch in Österreich IB-Schulen, deren Absolventen gelten nicht als Bildungsinländer. Wie das mit Südtirol aussieht, wisse man noch nicht.

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