von lif 23.06.2023 11:13 Uhr

Auswirkungen der Corona-Pandemie im Fokus

Am Donnerstag (22. Juni) hat im Landhaus in Innsbruck zum ersten Mal die Plattform Psychosoziale Versorgung Tirol getagt. Es nahmen zahlreiche Vertreter aus rund 40 Einrichtungen in Tirol sowie des Landes teil. 

APA/THEMENBILD

Zur Veranstaltung geladen hatte der Beirat für psychosoziale Versorgung, dessen Geschäftsstelle in der Abteilung Inklusion und Kinder- und Jugendhilfe des Landes angesiedelt ist. Die Aufgabe des Beirats ist, die Tiroler Landesregierung und den Tiroler Gesundheitsfonds in Fragen der psychiatrischen und der psychosozialen Gesundheit zu beraten, berichtet das Land Tirol in einer Aussendung. Im Rahmen der Veranstaltung wurde zu aktuellen Entwicklungen und bereits erfolgreich umgesetzten Projekten informiert. Dazu zählen etwa die Website „Psychosoziale Angebote Tirol“ oder die Psychosozialen Zentren. Des Weiteren wird die Erstellung eines Bedarfs- und Entwicklungsplans zur psychosozialen Versorgung in Tirol bis Ende 2024 finalisiert sein. Anhand von Experenvorträgen setzen sich die Teilnehmer mit dem Leitthema „Angst und Depressionen nach Covid“ auseinander. Im Vordergrund standen dabei zielgerichtete Unterstützungsmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien in Zeiten der Krise.

„Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen stellten große potentielle Belastungen für die psychische Gesundheit dar. Bei vielen Menschen – insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen – sind diese Auswirkungen immer noch spürbar. Dazu kommen aktuelle Krisen wie der Ukraine-Krieg, die Klimakrise oder die Teuerung. Ein niederschwelliges und professionelles psychosoziales Beratungs- und Unterstützungsangebot ist daher essentiell. Einen besonderen Fokus gilt es auf frühzeitige Hilfen und auf die Vermittlung von Kompetenzen für ein erfolgreiches Konfliktmanagement zu setzen. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass im Zentrum der ersten Plattform für psychosoziale Versorgung bewährte Lösungsansätze stehen, um Menschen in Krisenzeiten bestmöglich zu begleiten“, betonte Soziallandesrätin Eva Pawlata.

Von mobiler Hilfe mittels App bis zum Erlernen von Resilienz

Die Experten präsentierten in ihren Vorträgen unterschiedliche Ansätze im Umgang mit psychosozialen Belastungen. So stellte Barbara Sperner-Unterweger, Direktorin der Universitätsklinik für Psychiatrie II, die „Help@COVID App“ vor. Diese bietet die Möglichkeit, eigene Belastungen zu erfassen und dadurch besser verstehen zu können. Zugleich werden über die App Unterstützungen angeboten, um individuelle Bewältigungsstrategien zu stärken. Alex Hofer, Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie I, setzte sich in seinem Vortrag unter anderem mit der Resilienz, also der psychischen Widerstandsfähigkeit, auseinander. Sie bestimmt, wie mit Stress- bzw. Krisensituationen umgegangen wird und kann, so Hofer, erlernt, gestärkt und trainiert werden. In einer vom Land Tirol geförderten Studie werden aktuell zwei Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und der Resilienz getestet.

Kinder und Jugendliche begleiten und unterstützen

Kathrin Sevecke, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hall und Innsbruck, ging gemeinsam mit Silvia Exenberger-Vanham, die dort als Klinische und Gesundheitspsychologin tätig ist, auf die spezielle Situation von Kindern und Jugendlichen ein. So wurde etwa das „Home Treatment“, also die Betreuung zuhause, als neue Behandlungsoption vorgestellt. Dadurch können unter anderem Patienten erreicht werden, die ansonsten lange auf einen stationären Platz warten müssen, wodurch die Kinder- und Jugendpsychiatrie langfristig entlastet werden soll. Noch dieses Jahr soll ein zweijähriges Pilotprojekt starten, das vom Tiroler Gesundheitsfonds und den Sozialversicherungsträgern finanziert wird. Auch Marion Gasser, Vorstandsmitglied des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie, besprach in ihrem Vortrag die Begleitung und Unterstützung von Jugendlichen. Psychosoziale Belastungen können die gesunde Entwicklung von jungen Menschen erschweren. Der Landesverband für Psychotherapie setzt in Tirol daher die österreichweiten Projekte „Gesund aus der Krise“ und „fit4SCHOOL“um. Außerdem bietet er mit einer eigenen Hotline ein niederschwelliges therapeutisches Angebot für Jugendliche.

Beirat für psychosoziale Versorgung brachte zahlreiche Projekte auf den Weg

Der Beirat für psychosoziale Versorgung geht aus der Zusammenführung des ehemaligen Suchtbeirats und Psychiatriebeirats hervor und tagt seit 2018 regelmäßig. In Arbeitsgruppen werden Expertisen in den Arbeitsfeldern Kinder und Jugend, Sucht, Wohnen, Arbeit und Beschäftigung sowie Integrierte Versorgung und Case- und Caremanagement erarbeitet – diese legt der Beirat dann der Tiroler Landesregierung vor. Vorsitzende des Beirats ist die Abteilungsvorständin Katharina Schuierer-Aigner. Sie informierte im Rahmen des Treffens über den Entwicklungsstand von Projekten, die aus dem Beirat für psychosoziale Versorgung bzw. den Arbeitsgruppen hervorgehen. So wurde etwa im Vorjahr die Website „Psychosoziale Angebote Tirol“ realisiert, die eine niederschwellige Übersicht über das psychosoziale Beratungs- und Behandlungsangebot in Tirol bietet. Die Psychosozialen Zentren als Erstanlaufstellen für Menschen mit psychischen Belastungen und deren Angehörige nahmen ihren Dienst auf und konnten auf mittlerweile fünf Zentren aufgestockt werden. Ebenfalls gestartet ist das Projekt „Intensiv Bewo plus“ für Jugendliche mit problematischem Substanzkonsum. Aktuell bietet das SOS-Kinderdorf vier Wohnplätze an – bis 2024 soll das Angebot planmäßig auf insgesamt acht Plätze ausgebaut werden.

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