von ih 26.05.2023 13:18 Uhr

So wird der Transitverkehr sauber

Am Anfang steht die Milchkuh. Aus ihrer Gülle und ihrem Mist wird in zentralen Anlagen Biogas produziert. In seltenen Fällen wir dieses Biogas nicht einfach in Wärme oder Strom umgewandelt, sondern verflüssigt. Das Ergebnis ist Bio-Flüssiggas, auch Bio-LNG genannt, dessen Energiedichte tausend mal höher ist als jene des einfachen Biogases. Mit Bio-LNG können die stärksten Motoren und Fahrzeuge ausdauernd und doch klimaneutral betrieben werden. Zudem entstehen bei der Verbrennung fast kein Stickoxid und kaum Partikelemissionen.

biwi-Geschäftsführer Manfred Gius freut sich über die allererste Tankladung Bio-LNG. Ab jetzt folgen täglich 11 Tonnen. - Foto: Succus

Bio-LNG in einer mit Gülle und Mist betriebenen Biogasanlage zu produzieren ist ein ehrgeiziges Unterfangen. Vor drei Jahren hat biwi in Sterzing (damals noch Biogas Wipptal) damit begonnen, die Anlage auszubauen und eine Gasverflüssigungsanlage zu errichten. biwi-Geschäftsführer Manfred Gius gibt zu bedenken: „Die globalen Lieferkettenunterbrechungen haben nicht dabei geholfen, das Vorhaben schnell umzusetzen. Dazu kommt, dass die Bio-LNG-Produktion ein hochkomplexer Vorgang ist.“ Nur um dann zu verkünden: „Und doch ist der Produktionsstart jetzt gelungen und biwi wird in Zukunft dem Südtiroler Transportwesen täglich elf Tonnen hochenergetisches Flüssiggas bescheren.“

Transporteure als treibende Kräfte

Kein Wunder, dass an der Erweiterung und der neuen Bio-LNG-Produktionsstätte drei Südtiroler Unternehmen aus dem Bereich Transportwesen beteiligt sind (IVECO Gasser, FERCAM, Transbozen). Bio-LNG gilt für den Lkw-Verkehr als der Treibstoff der Zukunft. Er liefert alle Vorzüge eines brennbaren Treibstoffes, bei höchstem Energiegehalt und fast ohne schädliche Emissionen.

Demnächst mit eigener Tankstelle

Die ersten vollbeladenen Tanks mit Bio-LNG muss biwi noch nach Deutschland abgeben. Eine Tankstelle vor der Anlage bei Sterzing ist gebaut und betriebsbereit. Wieder einmal ist es die Bürokratie, die Maßnahmen zum Klimawandel hinauszögert. Doch schon bald kann der grüne Powerkraftstoff bei biwi von den Konsortiumsmitgliedern getankt werden.

In vielen anderen europäischen Ländern entstehen gerade große Produktionsstätten und Verteilungsnetze. Da nicht nur im Wipptal Kühe zuverlässig Tag für Tag Mist und Gülle produzieren, könnte das biwi-Modell ein Vorbild für das ganze Land und darüber hinaus sein. Damit die Verkehrswende auch bei Lkws zügig Fahrt aufnehmen kann.

biwi als Vorreiter

Mit dem Start der Bio-LNG-Produktion ist biwi die Vorreiterrolle in dieser Hinsicht gewiss. Die Anlage ist aber auch noch auf andere Weise eine besondere. Hier werden alle Bestandteile von Mist und Gülle restlos verwertet, nicht wie anderswo nur zum Teil. Das Ergebnis ist erstaunlich: biwi produziert neben dem wertvollen Bio-LNG auch noch Dünger in flüssiger und fester Form (Dünger-Pellets sind im Handel erhältlich) und begehrtes CO2 für die Lebensmittelindustrie.

Dazu wird auch noch sauberes Wasser gewonnen und in den nahen Pfitscherbach eingespeist – so viel, dass der Jahresbedarf eines Dorfes mit 1000 Einwohnern damit gedeckt werden könnte. So können Mist und Gülle, statt die Nitratbelastung im Boden und im Grundwasser zu erhöhen, ihre ganze Kraft entfalten und sehr viel Gutes bewirken.

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite