von hz 23.04.2023 11:20 Uhr

Italienisches Damoklesschwert hängt über Schützenbund

Am gestrigen Samstagnachmittag haben sich zahlreiche Marketenderinnen und Schützen in Bozen versammelt. Nach einem Gottesdienst im Dom und einer Heldenehrung am Peter-Mayr-Denkmal, marschierten sie zum Waltherhaus, wo die 58. Bundesversammlung stattfand. Landeskommandant Major Roland Seppi sparte dabei nicht mit Kritik an der Südtiroler Landesregierung – vor allem hinsichtlich der staatlich geplanten Änderungen im Dritten Sektor: „Es brennt lichterloh – jetzt müssen auf Worte Taten folgen!“, so der Schützen-Chef.

Schützen aus ganz Südtirol trafen sich zur 58. Bundesversammlung in Bozen - Foto: UT24/hz

Um 14.30 trafen sich Marketenderinnen und Schützen in der Laurinstraße und marschierten gemeinsam zum Bozner Dom, wo ein Gottesdienst mit Landeskurat P. Christoph Waldner OT gefeiert wurde. Anschließend gab es eine Kranzniederlegung am Peter-Mayr-Denkmal und die Ehrenformation des Schützenbezirkes Süd-Tiroler Unterland feuerte zu Ehren der verstorbenen Schützen und Marketenderinnen eine Ehrensalve ab. Dann wurde zum Waltherhaus marschiert, wo die Bundesversammlung stattfand.

Der Tiroler Traditions-Männerchor „Sängervereinigung Wolkensteiner Innsbruck“ eröffnete die 58. Ordentliche Bundesversammlung musikalisch mit dem Bozner Bergsteigermarsch. Anschließend gab der Bundesgeschäftsführer Major Egon Zemmer bekannt, dass von den 140 Schützenkompanien und zwei Schützenkapellen insgesamt 132 davon bei der Vollversammlung anwesend waren.

Das Podium der 58. Ordentlichen Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes – Foto: UT24/hz

Der Bericht des Landeskommandanten Seppi begann mit dem Bild des UNO-Gebäudes von Amerika auf der Leinwand des Bozner Waltherhauses. Er erinnerte an den mutigen Schritt des damaligen österreichischen Außenministers Bruno Kreisky, der 1960 gemeinsam mit Südtiroler und Tiroler Politikern vor die UNO-Versammlung getreten ist, um Südtirols Autonomierechte einzufordern. Der Südtiroler Schützenbund zollte ihm und der SPÖ nun, 63 Jahre später, einen großen Dank mit einem Applaus von Bozen nach Wien, wie es Seppi betonte. Kreiskys Schritt hatte auch Auswirkung auf die Politik von Silvius Magnago, der durch den Auftrag der UNO eine Staatengemeinschaft hinter sich hatte.

Roland Seppi, Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes – Foto: UT24/hz

„Am Anfang der Legislatur mit Landeshauptmann Arno Kompatscher gab es noch einen Lichtblick, doch dann war es Aus mit der Schubkraft. Er ließ sich von italienischen Nationalisten im Fernsehen vorführen. Das Ehrenamt, welches Südtirol immer ausgezeichnet hat, steht nun ernsthaft in Gefahr! Das Heu brennt lichterloh!“, verlieh Seppi der aktuellen Gefahr rund um den Dritten Sektor Ausdruck. Die Südtiroler Landesregierung sei verkalkt und Energie und Kreativität würden ihr verloren gehen. Die Ungewissheit und der „Spuk“ rund um die italienischen Änderungen im Ehrenamt würden nicht nur die Schützenkompanien, sondern alle Vereine Südtirols momentan sehr verunsichern. Das Ehrenamt stehe tatsächlich in Not. Anschließend ging der Landeskommandant auf einige Aktionen im vergangenen Jahr ein, wie beispielsweise „100 Jahre Marsch auf Bozen“ und „100 Jahre Namenlos“ ein. Der Faschismus grüße von allen Ortsschildern, so Seppi und sei eine Schande für alle.
Abschließend richtete er einen Appell an die österreichische Regierung: sie möge der 104-jährigen Frau Orian doch ihren letzten Wunsch erfüllen, dass sie als gebürtige Österreicherin auch als Österreicherin (und nicht als Italienerin) sterben dürfe. Zudem sollen die Bestrebungen weitergehen, um den Südtirolern die doppelte Staatsbürgerschaft zu ermöglichen.

Im weiteren Verlauf der Bundesversammlung wurden neben mehreren Berichten die Bundesreferenten, welche im vergangenen Jahr eingesetzt wurden, von der Vollversammlung bestätigt. Hubert Straudi, der Obmann des Herz Jesu Notfonds, gab in seinem Bericht bekannt, dass im vergangenen Jahr rund 50.000 Euro an Soforthilfe mehreren Schützenfamilien geleistet werden konnte. Erst wenige Tage vor der Bundesversammlung hatte Landeshauptmann Kompatscher seine zunächst getätigte Zusage wieder revidiert. Seppi verlas aus einem Schreiben des Landeshauptmannes: „Als Südtiroler Landeshauptmann bin ich in der Tradition des kaiserlichen Österreichs eng mit dem Schützenwesen verbunden und übe diese Funktion mit Freude aus.“
Nach mehreren Grußworten und Wortmeldungen gab es noch eine Abstimmung zur Statutenänderung, welche geheim durchgeführt wurde. Mit 66 Ja- und 54 Nein-Stimmen sowie zwei weißen Stimmen und einer ungültigen Stimme wurden die Änderungen abgelehnt, da es dafür eine Zweidrittel-Mehrheit benötigt hätte. Mit der Tiroler Landeshymne wurde die Bundesversammlung in Bozen beendet.

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