von Alexander Wurzer 22.04.2023 07:00 Uhr

Südtiroler Nationalmannschaft: Autonomie im Sport

In weniger als einem Monat startet die Kegel-Weltmeisterschaft der Nationalmannschaften in der kroatischen Stadt Varazdin. Obwohl alle Kegler der italienischen Nationalmannschaft aus Südtirol kommen, bzw. in Südtirol eingebürgert sind, sind sie verpflichtet, das italienische Staatsemblem auf ihrer Spielkleidung zu tragen und die italienische Nationalfahne bei der Veranstaltung bereitzuhalten. In Anbetracht dieser Situation sollte man darüber nachdenken, eine Sportautonomie einzuführen.

Südtiroler Landesflagge

Sport ist ein wichtiger Bestandteil der regionalen Identität, und der Erfolg Südtiroler Athleten auf internationaler Ebene stärkt den Zusammenhalt. Wer kennt es nicht: Wenn Südtiroler Sportler in ihrer Sportart international erfolgreich sind, drückt man die Daumen und fiebert mit. Dass die Sportler aber unter der Flagge eines Staates auflaufen müssen, der sich der Annektion ihres Landes schuldig gemacht hat, hinterfragt kaum jemand. Sicherlich gibt es Sportler, die gerne unter der Trikolore auflaufen, sicherlich aber auch solche, für die es demütigend ist, Höchstleistungen für einen Staat zu erbringen, mit dem er sich nicht identifiziert. In der Anstrengung, sportlichen Erfolg zu verwirklichen, werden solche Bedenken dann leider oft beiseitegeschoben.

Königreich Großbritannien hat vier Nationalmannschaften

Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland demonstriert, dass es durchaus Alternativen gibt. Die vier Landesteile – England, Schottland, Wales und Nordirland – haben in den meisten Mannschaftssportarten getrennte Nationalmannschaften. Vereinsmeisterschaften finden in der Regel ebenfalls getrennt statt. Erst kürzlich trafen England und Wales während der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar aufeinander.

Angesichts dieser Umstände sollte man ernsthaft in Erwägung ziehen, Südtiroler Sportlern die Möglichkeit zu geben, unter einer eigenen Flagge bei internationalen Sportveranstaltungen anzutreten. Eine solche Autonomie würde nicht nur das Selbstbewusstsein der Athleten stärken, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der gesamten Region fördern.

Ein weiterer Grund, warum die Schaffung einer Südtiroler Nationalmannschaft möglich und wünschenswert wäre, ist die Tatsache, dass Sport und Gesellschaft in vielen Fällen eng miteinander verknüpft sind. Sportveranstaltungen bieten eine einzigartige Gelegenheit, um auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker aufmerksam zu machen und ihre kulturelle Identität zu fördern. Durch die Einführung einer Südtiroler Nationalmannschaft könnte die Region ihre kulturelle Vielfalt und Geschichte besser repräsentieren und gleichzeitig auf die politischen Herausforderungen aufmerksam machen, die sie im Laufe der Jahre bewältigen musste.

Die Färöer-Inseln sind Mitglied der UEFA und der FIFA und treten unter ihrer eigenen Flagge an

Eine Südtiroler Nationalmannschaft wäre zudem nicht unbedingt ein Präzedenzfall. Es gibt mehrere Beispiele von autonomen Regionen oder Minderheiten, die in internationalen Sportveranstaltungen unter eigener Flagge antreten – nicht nur im Vereinigten Königreich Großbritannien. Die Färöer-Inseln, ein autonomer Teil des Königreichs Dänemark, nehmen beispielsweise seit 1988 an den internationalen Fußballwettbewerben teil. Sie sind Mitglied der UEFA und der FIFA und treten unter ihrer eigenen Flagge an.

Es ist an der Zeit, dass Südtiroler Athleten in internationalen Wettbewerben autonom unter ihrer eigenen Fahne antreten und ihre Identität und Geschichte gebührend repräsentieren können. Sich dafür einzusetzen und dies nun umzusetzen ist Aufgabe der Landespolitik.

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